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Nächtliche Reise in die eigene, dunkle Vergangenheit

Cécile Wajsbrots Roman „Aus der Nacht“

© Die Berliner Literaturkritik, 06.05.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) rezensiert Cécile Wajsbrot Roman „Aus der Nacht“. Wie frühere Romane der Autorin beschäftige sich auch dieser mit der zweiten Generation von Schoa-Überlebenden, berichtet Rezensent Niklas Bender.

Hier werde die Geschichte einer jungen, namenlosen Frau erzählt, die – wie viele der Nachgeborenen – vor der schweren Aufgabe stehe, zur Sprache zu bringen, was den Eltern, Freunden oder Verwandten zugestoßen ist und über das geschwiegen wurde. Die Heldin verfolge die kaum mehr vorhandenen Spuren in Richtung Osten zurück und nehme dafür den Nachtzug. Dabei werde ihr eine Schneeeule als Wappentier mitgegeben, ein Tier, das sich auch in dunklen, eisigen Regionen zurechtfinde, schreibt der Rezensent. Auf der Reise passiere nicht viel, die Handlung spiele sich vielmehr im Kopf der Protagonistin ab. Als namenlose, aber identifizierbare Stimmen würden sich Familienmitglieder melden, ein Verfahren, dass Bender an Nathalie Sarrautes „Kindheit“ erinnert.

Die Heldin erfahre bei den Selbstgesprächen naturgemäß wenig, der Leser jedoch viel – zu viel –, meint Bender. Schließlich sei es dann des Verstehens und Bewältigens auch genug, Formeln wie „begriff ich“ würden wiederkehren. Dabei würde die Erinnerung wie eine Anstrengung ohne Reibung wirken, die Selbstfindung gehe zu restlos auf. So hätte Wajsbrot zwar ein elegantes Buch geschrieben, das stilistisch überzeuge, das aber eine Spur zu glatt sei, schließt der Rezensent. (fri/wip)

Literaturangaben:
WAJSBROT, CÉCILE: Aus der Nacht. Übersetzt aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2008. 219 S., 19,80 €.

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