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Wettbewerb Literatur.digital 2001
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Berlin-Portrait im Flash-MTV

black box

Nicole Nickel



Ein Teppich aus Techno-Beat, der von Anfang an da ist: Und das unaufhörliche Verschieben von Farben und Losungen im Rechteck aus neun Feldern. Der Klick auf die richtige Losung - LIVE FAST, bei Mauskontakt: DON'T STOP - bringt Bilder ins Spiel: Ausschnitte aus Küchenecken, ein Kachelofen, ein Kopfkissen, soweit das im raschen Schnitt der Bilder klar wird. Der nächste Klick scheint ein Anliegen zu haben: 3 418 000 Inhabitans, 222 000 000m3 consumption of drinking-water, 1771 sport clubs, 139 633 emigrants, 281851 being in welfare, 273038 unemployeed, 8131 homeless. Diesen Text bewegt nur User-Input, als Schlaufe, die immer wieder zum Anfang kommt: 3 418 000 Einwohner verbrauchen 222 000 000 Kubikmeter Trinkwasser. LOSE PAST ruft eine andere Losung, die vor dem Klick in BE EXPERIMENTAL konvertiert. Ein langer Gang erscheint, wie aus DDR-Plattenbauten, die sich später als skizzierte und fografierte Fensterfronten einfinden. Berliner S-Bahn. Eine Frauenstimme: Follow the sings there. Und immer wieder die Sprüche: YOU WIN, DON'T LOOK BACK, THINK PURE, OPEN YOUR MIND, BE FIRST, JUMP IN, aber auch: BE CAREFUL, LOOK AROUND, DON'T FIT. Ein Bombardement, wie nach dem 11. November, als die Schleuse geöffnet war. Informationverload. MTV-Flash. Sozialkritik im Gewand des Spektakels? Ästhetik der Oberfläche, aber ohne ironischen Bruch? Man weiß es nicht. Weiß es die Autorin? Egal. Ein optischer Genuss in jedem Fall. Und man stelle sich das ganze auf einer großen Leinwand vor, in einem Club, mit sehr guten Boxen!

 

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