"Ärzte. EKGs. Hupende
Autos. Dann Krankenhauszimmer, in denen ich erwachte.
Stilleben. Abziehbilder des Lebens, die plötzlich
wieder gegen real ablaufenden Film eingetauscht werden." Ist
die Galerie ein Krankenhaus? Der Ich-Erzähler hat
mindestens Erinnerungen ans Krankenhaus, schwer geworden
durch Wiederholung: "Die Ärzte sagen mir, ich
hätte wieder einmal Glück gehabt." Und so
verzichtet der Stil auf den Artikel, weil das andere im
Plural auftritt und die Dinge sich schon verkehrt haben:
Krankenhauszimmer, und die Realität vor/hinter ihnen
nur ablaufender Film. "Wenn die Zeit stehenbleibt,
gibt es keinen Schmerz. Da ist kein Tunnel, kein
weißes Licht. Die Sonne läßt die Dinge noch
Schatten werfen, aber es gibt keine Wärme und keine
Kälte." - "Kein Schritt hallt durch die Bilderhallen,
kein Windhauch, kein Sonnenstrahl. Das ist der Himmel, die
Hölle, das Fegefeuer. Der Anfang und das Ende, Alpha
und Omega." Die Texte sind opak und
vertragen so ganz gut die alternativen Anschlüsse. Auf
die Reihenfolge der Lektüre kommt es zumeist nicht an,
die Stimmung ist entscheidend, die sich mitteilt. Und am
Ende, wenn im Hintergrund Eisenbahnschienen in den Horizont
führen, ist ohnehin alles klar: "Ich werde sie
inständig bitten, nicht zu weinen. Werde ihr einfach
gegenübersitzen und sie ansehen, bis die Zeit
stehenbleibt." Oder ist die Galerie das
Ich? "Jedes Bild erzählt eine Geschichte, doch nur die
wenigsten sind wirklich spannend", heisst es. Ist die eigene
Geschichte spannend? Zumindest ist sie einem nahe genug, um
sie an die Stelle der Bilder zu setzen, die Galerie
umzubauen, sie auszuhängen mit den Erklärungen des
eigenen Daseins, den gesprochenen Bildern, zwischen denen
nur noch die anderen, die Besucher, die Leser sich frei
bewegen können. Schade, dass es dabei keine
Alternativen gibt, keinen anderen Blick, der aus einer
anderen Begehung folgte. Man hätte, aus Raum zwölf
noch einmal in Raum sieben tretend, die 'Bilder' dort nun
anders sehen können, einem anderen Text
gegenüberstehen können. Manche hätten dies
vielleicht nicht bemerkt, aufmerksamere Leser hätten
sich gewundert, wären den Weg zurückgegangen, um
die Sache zu prüfen, etwas wäre in Gang gekommen.
Die Multilinearität hätte eine
Multiperspektivität erbracht, wie man sie von Galerien
kennt, wenn man einmal von Tizian zu Carravagio tritt, ein
andermal zu Seurat.
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