Transzendierungspostulat

Wenn Ludwig Giesz in seiner Psychologisierung des Kitsches zwischen dem distanzierten, kontemplativen Erleben (Kunst) und dem Zustandsgefühls der genießenden Rührung (Kitsch) unterscheidet, folgt er damit dem Konzept des Erhabenen des ausgehenden 18. Jahrhundert. Im vorangegangenen Zeitalter der Empfindsamkeit war das unmittelbare, sinnliche Erleben demgegenüber ein durchaus anerkannter ästhetischer Wert. Es ist zu fragen, inwiefern Giesz' Transzendierungspostulat der Kunst am Ende des 20. Jahrhunderts noch angemessen ist. Könnte für die digitale Literatur eine anders gewichtete Psychologisierung des Rezeptionsprozesses gelten, in der z.B. gerade die Feier des Technischen als Wert und eigentliches Ziel anzusehen wäre?

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