Lesarten
Temporäres Archiv | Gedicht des Tages | 31.01.2013
Autor: Marcus Roloff
Gestern war ich hier, heute bin ich dort. „Alles Gesprochene“, sagt es, „sagt es“. Kurz gesagt: Geht hin und seht, was es gewesen sein wird.

Gedicht: (*1961)
LXV
ihr belächelten bäume bei oschatz
was werdet ihr aussagen was aber
werdet ihr weiter verschweigen
ihr hartholzgewächse ihr bäume
bei oschatz ihr niemals gesehenen bäume
vergessen von himmeln und quellen
die züge der restschnee
ihr nicht zu ertragenden bäume
ihr wohnwagen
fälschungen seid ihr und vögel
in wurzen ach auffliegend seid ihr
verflucht es sei oftmals
der sommer gegangen und immer
gegangen von euch von der anmaßung
in euren blicken
die züge sind wichtig vorbeifahrend
singende arbeiter klagt nicht
sie haben die erde nicht finden gekonnt
ihnen müßt ihr verzeihen
den uhren den kraftwerken gräben für schäumendes
wasser nur seid ihr gewesen
erkrankungen glaubt mir
und sehnsüchte wäret ihr bald und
den kindern die schrill euch bewohnen
für ihre kratzeisen zipfelmützen
für ihre pappnasen gäbet ihr alles
ich kenne euch klagt
ihr entsetzlichen bäume bei camburg
(aus: neunzehnhundertfünfundsechzig, Galrev, Berlin 1990)
Foto: Foto: Ulrich Zieger by Susanne Schleyer Quelle: galrev