Lesarten
IN AUGENSCHEIN (# 005)
Autor: Tobias Roth
Die vier Gedichte des Interviews waren:
Mario Wirz: So viel Himmelblau, aus: Ich rufe die Wölfe. Gedichte. Berlin und Weimar 1993, 22.
Karl Wolff: Vaterländisch, aus: Alles Nebel oder was. Gedichte aus Absurdistan. Ludwigsburg 2010, 52.
Ror Wolf: Schlechte Stimmung im Süden, aus: Im Zustand vergrößerter Ruhe. Die Gedichte. Frankfurt a.M. 2009, 408.
Uljana Wolf: herbstspiel, aus: kochanie ich habe brot gekauft. Gedichte. Idstein 2005, 56.
Fixpoetry dankt Tobias Roth und Tom Schulz

Gedicht: Das Konzept
Der Fülle des lyrischen Textes steht die besonders hingegebene Lektüre gegenüber. Wie es den Text zu neuen, erleuchtenden Wortverbindungen treiben kann, wenn er sich den Spielen, Zwängen und Anforderungen eines lyrischen Einfalls hingibt, so kann auch die Lektüre durch Beschränkung in neue Richtungen wachsen: und an Aufmerksamkeit gewinnen, wenn die Sicherheit gewohnter Fangnetze fehlt. In dieses Wagnis will sich die Reihe Augenschein begeben, indem sie im Gespräch mit Lyrikern über Lyrik Namen und Titel verdeckt. Der blinde Fleck über dem Namenszug der Autoren soll einen freieren Blick auf das erlauben, was die Signatur ihrer Texte ausmacht. Da geht es um Stile, mehr als um Inhalte; gerade deshalb geht es um Beobachtungen und nicht um Wertungen. Kein Quiz, sondern ein Spiel, dessen Regeln sich im Moment erst formen. Nur das Material ist gegeben und älter als wir. Wir bleiben familiär, wir wollen spazieren, die Augen, Ohren und Hirne weit aufsperren. Deutlichkeit und Lösung können dabei selbstverständlich nicht in unserem Interesse liegen.
Titelillustration: Michael Zauner