Uve Schmidt

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LERNPROZESSE
Wie man
weiß, brachen früher
die großen Kriege nicht aus
wie ferne Feuer speiende Berge:
Sie wurden auf diplomatischem
Wege den adressierten Gegnern
förmlich erklärt, worauf in
den Hauptstädten der nunmehr
verfeindeten Völker recte Staaten
der einhellige Jubel des patriotischen
Publikums erfolgte, sowie die Suche
nach
Feinden, bzw. subversiven Elementen
begann, verkörpert und verdinglicht
durch fremde Flaggen, fremde Feinkost,
Ferienziele, Fabrikate und Familiennamen.
Seit jedoch Fußballfans, Feministinnen
und Friedensfreunde die ihnen verhassten
Hausfahnen zum Abfackeln mitbringen,
statt sie vor Ort einzuholen oder im Nahkampf
zu erobern, ist nichts mehr so, wie es mal war.
Man kann sagen: der Krieg hat gründlich gelitten,
sein Ruf ist hin, keiner respektiert ihn,
niemand nimmt ihn mehr ernst und
natürlich ist es zur Zeit viel zu kalt, um
all die großrussischen Drehspießbuden,
nordkoreanischen Shishastuben und
vollverschleierten Hurenhäuser zu boykottieren.
Erst wenn die deutschen Ferienvillen in
Südeuropa sozialisiert werden würden,
ginge der deutschen Lehrerschaft endlich
ein Nordlicht auf… |
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