John Irving

Letzte Nacht in Twisted River

Roman

John Irving, 1942 geboren, begann bereits mit 14 Jahren zu schreiben, und das trotz seiner Legasthenie. Er ist einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller, von seinen Büchern wurden weltweit über zehn Millionen Exemplare in etlichen Sprachen verkauft. Letzte Nacht in Twisted River ist sein zwölfter Roman.

Die Geschichte beginnt 1954 im Holzfällermilieu in der Wildnis von New Hampshire in Twisted River. Dort lebt der alleinerziehende Koch Dominic Baciagalupo mit seinem zwölfjährigen Sohn Daniel. Die von Dominic über alles geliebte Mutter des Jungen ist durch einen leichtsinnigen Unfall ums Leben gekommen, was sich für den Leser erst später herauskristallisiert. Es gibt noch den rauhbeinigen Trinker Ketchum, den besten Freund Dominics, der den kleinen Daniel fast wie einen eigenen Sohn liebt und auch beschützt. Es stellt sich heraus, daß auch Ketchum Daniels Mutter geliebt hatte. Dominic tröstet sich mit der dicken, stark behaarten Indianer Jane ein wenig über seinen Schmerz hinweg. Eines Nachts beobachtet Daniel, wie sein Vater von einem vermeintlichen Bären angegriffen wird und erschlägt diesen mit einer Bratpfanne. Tragischerweise war es aber kein Bär mit dem Dominic gerungen hat, sondern es war Indianer Jane, mit der er ins Liebesspiel vertieft war.

Dies war die letzte Nacht der beiden Baciagalupos in Twisted River, die beiden fliehen mit Hilfe von Ketchum. Auf den restlichen 600 Seiten sind sie bis ins Jahr 2005 immer irgendwie auf der Flucht, vor allem vor dem brutalen, auf Rache sinnenden Dorfpolizisten, der unglücklicherweise der offizielle Lebensgefährte von Indianer Jane war. Diese Flucht führt Vater und Sohn von Boston nach Vermont, Iowa und letztendlich nach Kanada. Daniel wird unter dem Namen Danny Angel ein bekannter Schriftsteller und auch seinerseits ebenfalls alleinerziehender Vater. Sowohl Dominic als auch Daniel haben im Laufe ihrer Leben verschiedene Frauen an ihrer Seite. Aber allen Frauen ist gemeinsam, daß sie die Männer nicht glücklich machen können, sie bringen eigentlich nur Kummer und viele kleine „Unhappy-Ends“.

Die Leben der drei Männer sind durchzogen von harten Schicksalsschlägen, die oft nur im Nebensatz angeführt werden und deren Umstände erst wesentlich später beschrieben werden. Die erlebten Geschichten sind geprägt von Tragik, Einsamkeit und Melancholie, Momente des Glücks sind stets nur von sehr kurzer Dauer.

Irving schildert alle Geschehnisse in epischer Breite und mit absolut ausufernden Erklärungen in tragikomischem Ton. Es gibt zahlreiche Zeitsprünge, Rückblenden und auch viele Wiederholungen, was den Leser mitunter ziemlich auf die Geduldsprobe stellt. Die Charaktere sind sehr skurril und schräg, vor allem Ketchum, aber trotz allem doch menschlich. Sie könnten aber etwas weniger an der Oberfläche bleiben.

Für mich war es der erste Roman von John Irving und aufgrund der vielen positiven Stimmen freute ich mich sehr darauf. Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht und ich muß sagen, daß es mir nicht leicht fiel, in die Geschichte einzutauchen. Es gibt sehr viele Längen und die vielen Zeitsprünge empfand ich als anstrengend. Ich konnte auch nur schwer Empathie entwickeln. Harte Schicksalsschläge wie der Tod eines Menschen werden derart beiläufig beschrieben, daß man absolut unberührt bleibt, selbst die später folgenden Erklärungen können daran nicht mehr viel ändern. Die Geschichte hat mich kaum gefesselt, stellenweise fand ich sie langweilig und uninspirierend. Aufgrund dieses Romans kann ich nicht sagen, daß ich Zugang zu Irving gefunden hätte, aber ich probiere es noch mit Owen Meany ...

Wolfgang Gonsch

1 von 5
1 Stern


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© 2010 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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