James Gerald, Ex-Agent des britischen SIS, zieht „undercover“ in das wunderschön am Meer gelegene Seniorenheim Eaglehurst im südenglischen Hastings, um den überraschenden Tod seines alten Freundes und Kollegen William Morat aufzuklären. Kurz nach seiner Ankunft kommt jedoch noch ein weiterer Heimbewohner zu Tode. So wie die Dinge liegen, ist dieser weder freiwillig noch natürlich aus dem Leben geschieden und schon sind bei James alle kriminalistischen Sinne hellwach, denn an einen natürlichen Tod glaubt er bei seinem Freund ebenfalls nicht ...
Selten habe ich einen so derart trockenen und humorvollen Krimi gelesen, der seine Spannung nicht aus spektakulären Szenen, reißerischen Dialogen und einer Aneinanderreihung von brutalen Sequenzen zieht, sondern mit gekonnten Personenbeschreibungen, herrlich britisch-spritzigem Humor und liebevoll platzierten Sticheleien sowie allerlei Spitzfindigkeiten besticht.
Der gut aufgebaute Spannungsbogen erstickt eventuell aufkommende Langeweile im Keim, denn auch abseits des Falles baut Marlies Ferber viele liebevolle Details ein, u. a. den Homöopathie-Guru und Seniorenheim-Arzt Dr. Goat, den Limerick-Club um die beiden Schwestern Edith und Eleonora, den ersten McDonalds-Besuch des Gentleman-Ermittlers und vieles andere mehr. Es bereitet einfach viel Freude mit dem verrenteten, exzentrischen und knorrigen James Gerald „Bond“, seiner ihn unterstützenden und immer noch sehr flotten Sheila „Miss Moneypenny“ und einem scheinbar von „Q“ persönlich entwickelten Reizgasdüsen-Rollator auf Verbrecherjagd zu gehen!
Die Ähnlichkeiten der Protagonisten, der wunderbaren sprachlichen Formulierungen und des trockenen Humors mit Figuren und Handlungssträngen aus den Romanen von Agatha Christie und Ian Flemming scheinen mehr als gewollt und ist den Leserinnen und Lesern höchst willkommen!
Freuen Sie sich auf einen ein bisserl in die Jahre gekommenen, kauzigen jedoch noch immer mit glasklarem Verstand gesegneten Doppel-Null-Agenten James Gerald und auf Sheila, ein liebreizendes „Bond-Girl“ der ganz besonderen Art. Diese Kreuzung aus Miss Moneypenny und Miss Marple, die ihrem James absolut ebenbürtig ist und dem einsamen Wolf subtil mit ihren ganz eigenen Mitteln den Weg weist ist für mich der eigentliche Star dieses heiter-spannenden Kriminalfalles, bei dem vieles anders verläuft, als es zu Anfang scheinen mag.
Fazit: Very british – marvellous!
Wolfgang Gonsch
4 von 5
© 2012 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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