Zu aller erst sei gesagt, wer ein durch und durch romantisches Weihnachts-Lesebuch erwartet wird enttäuscht werden.
Diese Anthologie präsentiert eine bunte Mischung literarischer Texte verschiedenster, meist weltbekannter Autoren, vom Kabarettisten bis zum Philosophen, im Zeitfenster von 1912 bis heute. Ein Buch voller Kontraste – mal komisch, mal nachdenklich – führt uns durch die Advents- und Weihnachtszeit.
Der chronologische Aufbau – von der „staaden Zeit“ mit seinen Festvorbereitungen, dem oft krankhaften Geschenke-Wahn und der Schwierigkeit das passende Geschenk zu finden sowie das alljährliche Drama der Weihnachtsfeier an sich – offenbart schonungslos die unaufhaltsame Veränderung vom Fest der Liebe und des Friedens zum konsumorientierten Spektakel voller Hektik. Keine noch so kleine Absurdität unserer Weihnachtsgesellschaft entrinnt dem Spott dieses Buches.
Eine kontrastreiche Sammlung in der immer wieder stattfindende Streifzüge in die Vergangenheit im Leser melancholische Kindheitserinnerungen an nostalgische Weihnachten voller Heimeligkeit, Wärme und Ruhe lebendig werden lassen um ihn im nächsten Augenblick voller beißendem Sarkasmus mit der Gegenwart zu konfrontieren. Leichte aber keineswegs banale Texte im Wechsel mit anspruchsvollen, oft schwereren Werken lassen keine Langeweile aufkommen und fordern den Leser auf, seine eigene Gedankenreise zu unternehmen. Zwischen den Zeilen taucht immer wieder hartnäckig die Anklage auf, was ein Großteil der westlichen Welt aus Weihnachten macht und überlässt es doch jedem einzelnen sich mehr oder auch weniger angesprochen bzw. betroffen zu fühlen.
Hier erhalten Sie keine leichte, luftig lockere Lektüre; für so manchen dürfte es eine schallende Ohrfeige sein, den Spiegel derartig vorgehalten zu bekommen.
Dieses Geschichtenbuch regt den einen oder anderen mit Sicherheit zum Umdenken an; somit kann diese Sammlung eine Starthilfe für ein gelungenes Fest der Liebe, Hoffnung und des Friedens sein.
Ein Buch wie Achterbahn fahren! Mal oben, ganz heiter und harmonisch um rasant in die oft grotesken Abgründe des menschlichen Daseins zu fallen und dabei Peinlichkeiten, Gier und Materialschlachten ausgesetzt zu sein.
Fazit: ein gesellschaftskritisches Weihnachtsbuch!
Elisabeth Gonsch
5 von 5 / Lesetipp 2010
© 2010 Elisabeth Gonsch, Harald Kloth
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