Ein kleines Dorf in Schweden. Die Familie Hermansson will einen gemeinsamen Geburtstag kurz vor Weihnachten feiern, den fünfundsechzigsten vom Vater und den vierzigsten seiner ältesten Tochter Ebba. Das Ganze soll am 20. Dezember stattfinden, vor dem kürzesten Tag im Jahr, dem Herz der Finsternis.
Ebba war immer der Augenstern ihres Vaters, ist heute eine angesehene Ärztin, verheiratet, hat zwei Söhne. Ihre Schwester heißt Kristina, die nie so richtig mit den Eltern vertraut war und ihren eigenen Weg ging. Seitdem sie erwachsen und von zu Hause ausgezogen ist, entstand bei ihrer Mutter das Gefühl, dass sie missraten sei.
Da gibt es noch den Sohn in der Familie, Walter, den die Mutter sehr liebt. Wenn Ebba immer ein Fels in der Brandung war, war Walter schon immer das schwarze Schaf gewesen. Rosamarie, die Mutter, ist eine resignierte Frau, die ihrem Mann immer unterlegen war, nie selbständige Entscheidungen hat. Schließlich war ihr Karl-Erik, mit dem sie so lange verheiratet war, „der Pädagogenfichte“, der und auch zu Hause den Lehrer spielte.
Er und seine Frau planen Unzug nach Spanien, um ihren Lebensabend dort zu verbringen. Der Vater ist gerade pensioniert worden. Außerdem können sie Demütigungen nicht mehr ertragen und wollen der Schande entliehen, die ihr Sohn Walter über sie gebracht hat. Er ist einfach ein Pechvogel. Vor ein paar Wochen ist er in einer Fernsehsendung beim Onanieren erwischt worden und wird nun als „Wichs-Walter“ in allen Zeitungen verhöhnt.
Unter diesen Umständen ist die Feierstimmung bedrückt. Man versucht das Gesicht zu wahren, über diese TV-Geschichte nicht zu sprechen und als eine Familie da zu stehen.
Am ersten Abend, nach dem Eintreffen aller Familienmitglieder verschwindet Walter spurlos. Am Abend darauf ist Henrik, der Sohn von Ebba weg und taucht nicht mehr auf.
Kommissar Gunnar Barbarotti nimmt die Ermittlungen auf und eine Suchaktion beginnt. Er muss Verhöre und Gespräche führen mit den Angehörigen und er provoziert sie mit seinen Fragen, da er hofft, ihnen fällt dann vielleicht etwas Wichtiges ein. Die Familie ist entsetzt, hat düstere Befürchtungen, alle sind traurig und hilflos. Zwei Menschen sind aus demselben Haus mit einem Tag Zeitabstand spurlos verschwunden und niemand hat eine Ahnung, wo sie sind und warum sie weg sind? Haben die Ereignisse miteinander zu tun? Wurden beide Männer Opfer eines Verbrechens? Ein äußerst merkwürdiger Fall!
Der neue Roman des Schweden Nesser ist sehr gut geschrieben. Die erste Hälfte ist eigentlich eine Familiengeschichte mit allen sozialen und persönlichen Problemen der Figuren, mit ihren Gedanken und ihrer Gefühlswelt. Beschrieben wird die Situation der Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern. Nicht alles, was von außen gutbürgerlich und heil aussieht, ist auch in Wirklichkeit so.
Es geschieht auch ein Mord. Es ist also doch ein Krimi mit interessanten Einblicken in die innere Welt einer Familie. Ein Nesser, wie der Leser ihn kennt, mit tiefen Gedanken über den Menschen, seine Abgründe und seine Stärken. Lesenswert.
Ludmila Hück
4 **** bis 5 *****
© 2007 Ludmila Hück, Harald Kloth
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