Femme-Fatale Meditation
Und jetzt nehmen wir die letzte Position ein. Unser Shavasana. Die Hände zum Himmel und spürt euren Herzschlag. Sie spürte ihren Herzschlag, doch der Dutt am Hinterkopf machte das Liegen auf den Rücken unangenehmer, als es für eine entspannende Yogaposition geeignet war. Atmet tief ein und spürt die Verbindung zur Erde. Hier könnt ihr zur Ruhe kommen. Sie atmete tief ein, hob die Hände über ihren Kopf und streckte sich lang. Dann zog sie die Knie an, rollte sich auf die rechte Seite und drückte sich, genau so wie sie es von den unzähligen Yogavideos gelernt hatte, in eine aufrecht sitzende Position. So saß sie im Schneidersitz, den Rücken grade, und bemühte sich ihr Gewicht gleichmäßig auf die Hüfte zu verteilen, noch während sie die Hände nach außen und nach oben streckte.
Sammelt die positive Energie und führt sie zu eurem Herzen. Jetzt verbeugt euch vor eurem Herzen – sie beugte sich nach vorne, die Handflächen vor der Brust aneinander gedrückt, die Ellenbogen seitlich abstehend - und dankt euch dafür, dass ihr euch die Zeit für dieses Workout genommen habt. Sie dankte sich im Stillen und das Youtube Video der Yogalehrerin endete.
Ein Workout am Mittag war das Schönste. Besonders wenn alles weggeräumt war, die Wäsche lief, die Wohnung geputzt und der Boden blitzblank war. Dann rollte sie am liebsten die eierschalenfarbene Yogamatte auf dem Laminatboden aus und imitierte jede der noch so anspruchsvollen Übungen der Yogalehrerin so gut sie konnte. Nach ihrem Workout fühlte sie sich immer positiv ausgelassen, ihr Blut rauschte noch etwas in ihren Ohren nach und sie dachte daran, wie sie, mit jedem Training, etwas für sich selbst tat.
Sie griff grade zur Fernbedienung um den Fernseher auszuschalten, als eine Werbung eingeblendet wurde. Your mind is more powerful than you can imagine. Der Fernseher zeigte wunderschöne Landschaften, Strände, kristallklare Seen umringt von Bergen deren Spitzen von Schnee bedeckt waren. You can be whatever you want, you just have to imagine it. Eine Frau in Leggins und Sport- BH saß am Ufer eines Gewässers, die Beine im Schneidersitz, die Hände auf den Knien ruhend, die Finger in Pran-Mudra verschränkt, die Augen geschlossen und die Mundwinkel leicht nach oben gezogen. Die Bilder blendeten in einander über, sodass die Frau mit der Natur zu verschmelzen schien. If you can imagine your ideal life, you can live your ideal life. It all starts here! – ein glatzköpfiger Mann mittleren Alters in einem weißen Hemd klopfte sich an die Schläfe – in your mind. Die Stimmen verstummten und zurück blieb eine Melodie von Klangschalen und dem Zupfen eines Seiteninstrumentes, die sich am besten als Zen beschreiben ließe, sowie das Bild der Frau im Sport-BH, auf einem Steg sitzend auf das Wasser blickend. Neben ihr stand in großen Lettern ein Wort: MEDITATION. Anschließend begann ein neues Video. Dauer: 3 Std. 51 Min. Name: Zen Music for Relaxation. Es spiegelte die Klänge aus der Werbung wider, unterlegt mit dem tiefen Hummen eines Mönchchores und dem Rauschen von Wellen, die an den Strand rollten und sich dort als Schaum verliefen.
Sie drehte den Fernseher etwas leiser, legte die Fernbedienung weg und genoss die Ruhe der Melodie. Dann legte sie den Kopf schräg und zog die Augenbrauen zusammen. Man kann sein wer man will. Sie atmete ein. Egal wer, sein wer man will. Sie atmete aus. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig mit der Atmung. Sein – wer – man – will. Sie rutschte, die Beine noch im Schneidersitz verschränkt an die Wand und richtete ihren Rücken daran aus, sodass sie grade saß. Sie legte die Hände auf die Knie, die Augen fest zusammen kneifend um sich an die Fingerposition der Frau aus dem Werbevideo zu erinnern. Nachdem sie die Handposition so gut sie konnte imitiert hatte, richtete sie ihren Rücken noch einmal auf, atmete ein und schloss, beim ausatmen, die Augen. Sein – wer – man – will.
Die sanften Wellen wurden leiser, bis sie kaum merklich verschwanden. Das monotone Brummen der Mönche wurde tiefer und der gleichmäßige Klang ihrer Stimmen, das konstante Hummen änderte sich, wurde zu pulsierenden Klängen, die nun wie tiefe Bässe in ihren Ohren zu dröhnen begannen. Ein Brummen, wie das Ausstoßen von Luft, wenn der Puls schnell ging, wie Musik, die auf der Haut nachhallte und die Haare auf den Armen aufrichtete. Sie atmete weiter ein, durch die geschlossenen Augen sah sie nichts außer Dunkelheit, die sie bei jedem Dröhnen der Mönchklänge zu erdrücken drohte. Dann ein Blitzen, ein helles Licht, Stroboskop, der die Dunkelheit durchbrach.
Sie stand in einem schmalen Gang an dem kaum zwei Personen neben einander stehen konnten. Die Wände waren schwarz, hüfthoch mit einem dicken Stoff bespannt der Leder zu sein schien und es doch nicht war. Die obere Wandhälfte war mit einer schwarzen Tapete überzogen. Als sie mit der Hand darüber fuhr konnte sie fühlen, dass sie gemustert war. Unter ihrer Fingerspitze spürte sie, wie sich das Material an einigen Stellen rauer anfühlte und dann, wenn sie die Hand weitergleiten lies, wieder ganz glatt wurde. Langsam zog sie die Hand zurück.
Ihre Augen hatten sich an das Licht gewöhnt. Sie atmete tief ein. Der Duft von Diskonebel, süßem Schweiß, Cocktails, Parfum und Aftershave lag in der Luft. Sie hielt den Atem eine Sekunde an, wie bei einer Zigarette, bei der man den Rauch tief in die Lungen ziehen will bis er zum Teil von einem selbst wird und atmete dann ruhig wieder aus. Langsam ging sie, die Hüfte mit jedem Schritt wiegend den engen Gang entlang. Gemächlich, so dass jeder ihrer Schritte auf den Boden vom individuellen Klacken ihrer Absätze gefolgt wurde, die von den Wänden abprallten und sich mit der Melodie des Basses und den pulsierenden Lichtern vereinten. Langsam wippte sie vorwärts, streckte dabei die Arme aus und lies die Fingerkuppen an den Tapeten entlang gleiten, während sie den Kopf zur Seite neigte, sodass ihre Haare auf die linke Schulter glitten und sich in sanften Wellen darüber ergossen.
Mit jedem Schritt näherte sie sich dem breitschultrigen, kahlköpfigen Mann im Gang vor ihr, der das Gesicht zur Wand gedreht, eine enge Kunstlederhose tragend, von einem drahtigen jungen Mann geblasen wurde. Der kahlköpfige Mann wirkte gelangweilt, war dieser drahtige Bursche doch nur wieder einer dieser unwürdigen Jungchen, die sich zwar sehr, sehr viel Mühe geben, jedoch nie wirklich seiner Aufmerksamkeit würdig sein würden. Mit einem Glitzern in den Augen ging sie auf die Männer zu, lies im Vorbeigehen dabei die Hand leicht über den Arm des Mannes gleiten, dessen Hand schwer auf dem Kopf des Burschen ruhte, und lächelte, als dieser lediglich die Augen verdrehte um seiner Langeweile Ausdruck zu verleihen.
Sie ging weiter, drückte sich dabei an Paaren aus zwei und mehr Menschen vorbei, die an einander zu kleben schienen und nicht voneinander lassen konnten, und bog rechts durch eine Tür, die zu den Waschräumen führte. Dort stand sie vor einem großen, hell beleuchteten Spiegel und hörte das Gestöhnen, dass aus den einzelnen Toilettenkabinen zu kommen schien und dem Pochen von Körpern, die gegen die Kabinentüren gepresst wurden und dem Türschloss alles abverlangten.
Sie betrachtete ihr Spiegelbild. Das voluminöse, dunkele Haar fiel, zum größten Teil, über ihre linke Schulter und umrandete das schlanke Gesicht. Die braunen Augen waren von einem schwarzen Lidstrich umzeichnet, der ihr ein katzen-, nein, fuchshaftes Aussehen verlieh. Die Lippen waren in einem Burgunderrot geschminkt, die Farbe von dickflüssigem Blut. Der Körper war in einem schwarzen Kleid gehüllt, welches auf Oberschenkelmitte endete und so die Kurven ihrer Brüste und des Pos besonders schmeichelhaft betonte. Sie lehnte sich mit dem Hintern an das Waschbecken und legte den Kopf schräg, als sie sich nach vorne beugte, um die Schnüre ihrer Stilettos zu justieren. Mit Leichtigkeit, als liefe sie auf Wolken und nicht auf sechzehn Zentimeter Pfennigabsätzen, drehte sie sich zum Spiegel, fuhr sich mit dem Daumen entlang der Unterlippe um sicherzustellen, dass der Lippenstift auch wirklich perfekt saß und lächelte ihr Spiegelbild an. Dann verließ sie die Waschräume, in denen bald sicher jemand zum Höhepunkt kommen würde und schritt heraus in den Gang, der am oberen Absatz einer Treppe mündete.
Von hier konnte sie den Club erkennen. Die Bar, die sich an der rechten Längsseite des Lokals befand war voller wunderschöner Menschen, die sich unterhielten, sich anfassten, sich berauschten und stetig mehr Getränke bestellten. Die Flüssigkeit in den Flaschen, sanft durch Strahler beleuchtet, wurde von der gespiegelten Wand reflektiert, sodass das Farbenspiel der verschiedenen Flüssigkeiten die Barkeeper, Männer und Frauen, in grünes, goldenes und rotes Licht tauchte. An der linken Wand stand ein Flügel, welcher von einem Kronleuchter sanft von oben beleuchtet wurde. An ihm saß ein Mann mit braunem Haar und funkelnden Augen, einen Song spielend, der nur für diejenigen bestimmt war, die sich nah genug an das Piano heran gewagt hatten. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug und ein weißes Hemd, dessen obere Knöpfe geöffnet waren. Ein Whiskeyglas auf dem Flügel abstellend, wechselt er zwischen dem Spiel, dem goldenen Getränk und der Begutachtung seiner Beobachter und genoss es sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen. Auf der Tanzfläche tummelten sich Körper, die sich aneinander zu pressen schienen, sich aneinander rieben. Wenn man genau hinsah erkannte man Arme, die zu Händen gehörten, die erforschten, in Hosen, Oberteile und unter Röcke griffen und dort einen ganz eigenen Tanz aufzuführen schienen. Eine Melodie war nicht auszumachen. Stattdessen brummte der Bass, pulsierte das Licht und stöhnten die Tänzer – ob vom Tanz oder vor Freude, das konnte sie nicht ausmachen. Es war ihr auch egal.
Sie schritt die Stufen bis zur ersten Empore hinab, lehnte sich mit den Unterarmen auf das Geländer und blickte nochmals in die Menge. Hinter ihr stiegen Leute die Treppe hinunter und streiften sie, wie zufällig, mit ihren Körpern. Wann immer sie dann den Blick über die Schulter warf lächelte jemand zurück – ein Mann mit blondem, zurück gebundenen Haar und einem leicht geöffnetem Hemd, was in einer dunklen Jeans steckte oder eine dunkelhäutige Frau mit einem grauem, engen Partykleid, ihre schwarzen Locken zu einem legerem Zopf geflochten, der ihr im Nacken hing. Sie lächelte zurück, stieg anschließend die restlichen Stufen hinab und begab sich zur Bar.
Sie hob einen Finger und formte mit ihren Lippen eine Bestellung als die Barkeeperin, eine blonde Frau im Lederminirock und mit Paillettenbustier sie erblickte. Kurz darauf erkundete sie, einen Old Fashioned in der Rechten, den Raum, der von Nahen noch mehr Abgänge und Ecken aufwies, eine undurchsichtiger und dunkler als die andere. Eine Abtrennung separierte die Sitznischen von der Tanzfläche und sie folgte dem Geländer langsam mit ihrer linken Hand, fühlte die detaillierten Verzierungen im Holz während sie ihren Blick zwischen Tanzfläche und Nischen schweifen ließ. Vor dem Piano kam sie zum Stehen. Dort nahm der Pianist grade einen Schluck von seinem Whiskey und blickte über den Rand seines Glases in die Menge seiner Zuschauer bis seine Augen funkelnd auf ihr zu stehen kamen. Ohne den Blick abzuwenden setzte er sein Glas ab, legte die Finger auf die Tasten und begann einen neuen Song. Die langsamen Noten des Liedes beschrieben den intensiven Augenkontakt zweier Fremder, deren Spiel erst begann. Paare, die der Pianomusik lauschten nahmen sich in die Arme und bewegten ihre Körper im Takt der Musik langsam hin und her. Hinter dem Piano hielt ein schwarzer Mann mit tief-braunen Augen die lockige Frau im grauen Partykleid in den Armen und sie drehten sich sanft zur Musik, während er mit den Fingern ihren geflochtenen Zopf umspielte und sie mit den Lippen sanft seinen Hals entlang bis zu seinem Kiefer glitt und sich enger an ihn drückte, sodass er kaum merkbar ausatmete, nur um sie anschließend in einen der Gänge zu führen, wo sie hinter einer Abbiegung verschwanden.
Sie nippte, mit dem Rücken an das Geländer gelehnt, unterdessen weiterhin ihr Getränk und spürte die Blicke des Pianisten auf der Haut bevor sie ihm lächelnd den Rücken zuwandte, ihr Glas mit einem Schluck leerte und es schwungvoll auf das Tablett einer vorbeigehenden Kellnerin abstellte, nur um anschließend mit einem Schritt durch die Aussparung im Geländer auf die Tanzfläche und im Menschenmeer zu verschwinden.
Hier waren die Klänge des Pianisten nicht mehr zu hören. Die Menschen schoben sie voran, bis auf die Mitte der Tanzfläche, wo die Beats der Musik sie vor Freude zum Lachen brachten, sodass sie nicht anders konnte als ihre Arme nach oben zu schwingen und sich im Takt der Musik zu wiegen, ihre Hüfte kreisen- und sich gegen die Körper der anderen Fallen zu lassen. Sie war umzingelt von Menschen, denen es nicht anders ging. Neben ihr schritt ein Mann in einer perfekt geschnittenen Jeans von links nach rechts, schwang die Arme in einem Tanz um sich herum und atmete schwer bevor er sich drehte und einen anderen Mann in die Arme nahm um seine Tanzenergie produktiver einzusetzen. An ihrem Rücken spürte sie einen weiteren Körper und sanfte Hände glitten auf ihrer Hüfte nach oben, den Kurven ihrer Brust folgend, um unter ebendieser zum Ruhen zu kommen. Sie spürte eine Frau im Rücken und sah schlanke, manikürte Finger, die nun um ihre Brüste kreisten ohne diese je wirklich zu berühren und sie spürte ihren Atem im Nacken. Lächelnd lehnte sie sich an den fremden Körper, legte den Kopf an das Schlüsselbein und passte ihren Tanz der Fremden an. Diese stöhnte etwas Unverständliches, Verruchtes und Leidenschaftliches in ihr Ohr und bewegte ihre Hände weiter auf ihrem Körper, eine nach oben, an den Hals, eine nach unten, wo das Kleid am Oberschenkel endete. Mit der einen Hand drehte die Fremde ihren Kopf grade so, dass sie sie sich in die Augen sehen konnten, mit der anderen Hand glitt sie unter den Rock und entlang des Oberschenkels nach oben. Da drängte sich ein zweiter Körper an sie, presste sich von Vorne so fest an ihren, dass die Hand, die vom Oberschenkel bis hoch zur Hüfte gewandert war nun an ebenjener Stelle gefangen zu sein schien. Es war ein Mann mit braunem, leicht gewelltem Haar und stark gebräunter Haut. Er presste sich so eng an sie, dass sie das Gefühl hatte, seinen Puls zwischen ihren Beinen spüren zu können. Er war mindestens zwei Köpfe größer als sie und als sie zu ihm hoch sah erkannte sie, dass er zu ihr hinab lächelte, was ihm, besonders wegen der Grübchen, die sich auf seinen Wangen abzeichneten, sehr gut stand. Während der Körper hinter ihr noch immer im Gleichtakt mit ihrem wippte, nahm sie die Arme auf seine Schultern und lies sie sanft auf und ab gleiten. Sie sah nach oben, direkt in seine Augen und noch während sie sich an seinen Armen festhielt, drückte sie ihre Hüften enger an seine und passte ihre Bewegung dem schnellen Takt des Liedes an, dessen Beat es nur erlaubte, sich von rechts nach links zu werfen, die Hüfte voran schwingend, sich an einander reibend. Wie Wellen, die aufeinander zu schwappten, bewegten sich ihre Körper, rieben sich an einander – immer grade genug, damit ihre Augen funkelten und seine Hände ungeduldiger wurden.
Langsam beugte er sich von oben herab um ihr etwas in das rechte Ohr zu atmen, als eine Hand ihre ergriff und sie links von der Tanzfläche wegzog. Ohne zu erkennen wohin sie ging und wem sie folgte, schritt sie erneut einen Gang entlang, der zu einer Tür führte. Noch bevor sie es bemerkte war sie in einem Raum, nein kein Raum, eine Kammer, mit dem Rücken zur Wand. Streckte sie die Arme aus, konnte sie die Wände rechts und links mit den Fingerspitzen berühren, doch sehen konnte sie nichts und die Tür wurde so schnell verschlossen, dass sie nicht erkennen konnte, wer mit ihr in der Kammer war. Vor Dunkelheit sah man die Hand vor dem eigenen Gesicht nicht. Sie hörte nur das Dröhnen der Bässe, die von der Tanzfläche zu ihnen herüber schwappten, ihren Atem und den der Person, die mit ihr in der pechschwarzen Kammer war. Sie schloss die Augen und streckte einen Arm nach vorne, bis sie mit den Fingerspitzen den Knopf eines Hemdes zu fühlen glaubte. Gleich darauf glitt sie, den Saum zwischen den Fingern haltend, den Stoff entlang, legte die Hand flach auf den Körper vor ihr und strich weiter, bis sie den Übergang vom Hemd zum Sakko eines Anzuges fühlte. Sie wusste genau, dass dieser elegant und schwarz war und wie angegossen saß. Beide Hände auf den Oberkörper des Mannes legend, ließ sie sie nach oben zu den Schultern gleiten, wo sie eine Hand in seinen Nacken legte, während die andere sich in seine braunen Haare – sie wusste genau, dass sie braun waren – vergruben. Sie zog sich an seinen Schultern hoch, folgte seiner Wange kaum merklich mit ihrer Nasenspitze bis zum Ohrläppchen und nahm es zwischen die Lippen, während sie sich, wie zufällig, mit ihren Brüsten an seinen Oberkörper drückte. Sie leckte und knabberte vom Hals zu seinen Lippen, wo sie über diese schwebend stehen blieb, ihn nicht berührend, seinen Atem und seine zunehmende Ungeduld auf ihren Lippen spürend.
Als sie mit der Zungenspitze langsam über seine Lippen fuhr, stöhnte er auf, drückte ihren Körper mit seinem an die Wand und presste sich so fest an sie, dass sie glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Mit seiner Zunge drang er in sie ein, seine Pianistenhände glitten wie manisch ihren Körper entlang, eine zu ihrem Hals, die andere am Oberschenkel, wo sie das Kleid nach oben schob. Als er, mit beiden Händen nach ihrem Hintern griff lachte sie kurz auf, verschränkte die Hände in seinen Nacken und schwang beide Beine um ihn, sodass er sie mit seinem Körper gegen die Wand presste und in der Luft hielt. Sie glitt mit einer Hand nach vorne, zwischen ihre Beine, dort, wo seine Hose grade noch die enorme Erektion, die sich unter dem Stoff nur zu deutlich abzeichnete, gefangen hielt. Als sie mit ihrer Hand über die Stelle glitt sog er laut durch die Zähnen Luft und so griff sie, auch die linke Hand zwischen die Beine nehmend, nach seiner Hose, öffnete Knopf und Reisverschluss und griff hinter die letzte Stoffbarriere, direkt nach dem pulsierenden Schwanz. Als sie die Hand fest um ihm schloss, lehnte er sich mit dem Kopf an ihre Stirn und konzentrierte sich darauf ein- und auszuatmen, während sie sich auf die Wangen biss, seinen Nacken mit einer Hand fest hielt und mit der anderen seine Eichel gegen den Stoff ihres Slips rauf und runter rieb, gleichzeitig die Hand am Schaft entlang gleitend lassend. Sein Atem ging schwerer und er bewegte die Hüften vor und zurück, voller Ungeduld und Verlangen. Unvermittelt schob sie den Daumen unter den Stoff ihres Slips und zog ihn beiseite, sodass kein Stoff mehr sie trennte und er, wie erleichtert, in sie hineinstoßen konnte. Seine Mühe sich zu beherrschen feuerte sie nur noch weiter an und sie griff sich mit der Hand zwischen die Beine wo sie spürte, wie er in sie hinein glitt, sich selbst streichelte bis auch ihr Körper zu zucken begann, sich fester um seinen schloss, bis er schneller und fester zustoss und sich stöhnend in ihr ergoss, als auch sie so stark kam, dass sie völlig vergas zu atmen. Als sie Luft wieder tief in ihre Lungen zog, spürte sie ihr Herz pochen, ihren Puls, die Nachbeben ihrer Körper. Genüsslich schloss sie die Augen.
Als sie sie wieder öffnete war sie noch immer da, an der Wand angelehnt. Im Schneidersitz, auf den Boden. Sie streckte ihre Beine aus, streckte die Arme nach oben, schaltete den Fernseher aus, atmete ein und aus und stand auf, grade in dem Moment, als sich die Haustür öffnete und ein kleiner Junge mit blondem Haar und Zahnlücke im Schneidezahn herein kam, dicht gefolgt von einem Mann in Jeans und T-Shirt.
„Hallo Mama!“
„Na mein Schatz? Wie war die Schule? Hast du was gelernt?“
„Ne“, antwortet das Kind gleichgültig. „Was gibt´s zu Essen?“
„Ich mach gleich was“, antwortet sie lächelnd.
Der Mann schloss hinter sich die Tür. „Du siehst ja entspannt aus. Yoga?“, fragte er.
„Hab meditiert,“ sagte sie. „Ist sehr entspannend.“
Und jetzt nehmen wir die letzte Position ein. Unser Shavasana. Die Hände zum Himmel und spürt euren Herzschlag. Sie spürte ihren Herzschlag, doch der Dutt am Hinterkopf machte das Liegen auf den Rücken unangenehmer, als es für eine entspannende Yogaposition geeignet war. Atmet tief ein und spürt die Verbindung zur Erde. Hier könnt ihr zur Ruhe kommen. Sie atmete tief ein, hob die Hände über ihren Kopf und streckte sich lang. Dann zog sie die Knie an, rollte sich auf die rechte Seite und drückte sich, genau so wie sie es von den unzähligen Yogavideos gelernt hatte, in eine aufrecht sitzende Position. So saß sie im Schneidersitz, den Rücken grade, und bemühte sich ihr Gewicht gleichmäßig auf die Hüfte zu verteilen, noch während sie die Hände nach außen und nach oben streckte.
Sammelt die positive Energie und führt sie zu eurem Herzen. Jetzt verbeugt euch vor eurem Herzen – sie beugte sich nach vorne, die Handflächen vor der Brust aneinander gedrückt, die Ellenbogen seitlich abstehend - und dankt euch dafür, dass ihr euch die Zeit für dieses Workout genommen habt. Sie dankte sich im Stillen und das Youtube Video der Yogalehrerin endete.
Ein Workout am Mittag war das Schönste. Besonders wenn alles weggeräumt war, die Wäsche lief, die Wohnung geputzt und der Boden blitzblank war. Dann rollte sie am liebsten die eierschalenfarbene Yogamatte auf dem Laminatboden aus und imitierte jede der noch so anspruchsvollen Übungen der Yogalehrerin so gut sie konnte. Nach ihrem Workout fühlte sie sich immer positiv ausgelassen, ihr Blut rauschte noch etwas in ihren Ohren nach und sie dachte daran, wie sie, mit jedem Training, etwas für sich selbst tat.
Sie griff grade zur Fernbedienung um den Fernseher auszuschalten, als eine Werbung eingeblendet wurde. Your mind is more powerful than you can imagine. Der Fernseher zeigte wunderschöne Landschaften, Strände, kristallklare Seen umringt von Bergen deren Spitzen von Schnee bedeckt waren. You can be whatever you want, you just have to imagine it. Eine Frau in Leggins und Sport- BH saß am Ufer eines Gewässers, die Beine im Schneidersitz, die Hände auf den Knien ruhend, die Finger in Pran-Mudra verschränkt, die Augen geschlossen und die Mundwinkel leicht nach oben gezogen. Die Bilder blendeten in einander über, sodass die Frau mit der Natur zu verschmelzen schien. If you can imagine your ideal life, you can live your ideal life. It all starts here! – ein glatzköpfiger Mann mittleren Alters in einem weißen Hemd klopfte sich an die Schläfe – in your mind. Die Stimmen verstummten und zurück blieb eine Melodie von Klangschalen und dem Zupfen eines Seiteninstrumentes, die sich am besten als Zen beschreiben ließe, sowie das Bild der Frau im Sport-BH, auf einem Steg sitzend auf das Wasser blickend. Neben ihr stand in großen Lettern ein Wort: MEDITATION. Anschließend begann ein neues Video. Dauer: 3 Std. 51 Min. Name: Zen Music for Relaxation. Es spiegelte die Klänge aus der Werbung wider, unterlegt mit dem tiefen Hummen eines Mönchchores und dem Rauschen von Wellen, die an den Strand rollten und sich dort als Schaum verliefen.
Sie drehte den Fernseher etwas leiser, legte die Fernbedienung weg und genoss die Ruhe der Melodie. Dann legte sie den Kopf schräg und zog die Augenbrauen zusammen. Man kann sein wer man will. Sie atmete ein. Egal wer, sein wer man will. Sie atmete aus. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig mit der Atmung. Sein – wer – man – will. Sie rutschte, die Beine noch im Schneidersitz verschränkt an die Wand und richtete ihren Rücken daran aus, sodass sie grade saß. Sie legte die Hände auf die Knie, die Augen fest zusammen kneifend um sich an die Fingerposition der Frau aus dem Werbevideo zu erinnern. Nachdem sie die Handposition so gut sie konnte imitiert hatte, richtete sie ihren Rücken noch einmal auf, atmete ein und schloss, beim ausatmen, die Augen. Sein – wer – man – will.
Die sanften Wellen wurden leiser, bis sie kaum merklich verschwanden. Das monotone Brummen der Mönche wurde tiefer und der gleichmäßige Klang ihrer Stimmen, das konstante Hummen änderte sich, wurde zu pulsierenden Klängen, die nun wie tiefe Bässe in ihren Ohren zu dröhnen begannen. Ein Brummen, wie das Ausstoßen von Luft, wenn der Puls schnell ging, wie Musik, die auf der Haut nachhallte und die Haare auf den Armen aufrichtete. Sie atmete weiter ein, durch die geschlossenen Augen sah sie nichts außer Dunkelheit, die sie bei jedem Dröhnen der Mönchklänge zu erdrücken drohte. Dann ein Blitzen, ein helles Licht, Stroboskop, der die Dunkelheit durchbrach.
Sie stand in einem schmalen Gang an dem kaum zwei Personen neben einander stehen konnten. Die Wände waren schwarz, hüfthoch mit einem dicken Stoff bespannt der Leder zu sein schien und es doch nicht war. Die obere Wandhälfte war mit einer schwarzen Tapete überzogen. Als sie mit der Hand darüber fuhr konnte sie fühlen, dass sie gemustert war. Unter ihrer Fingerspitze spürte sie, wie sich das Material an einigen Stellen rauer anfühlte und dann, wenn sie die Hand weitergleiten lies, wieder ganz glatt wurde. Langsam zog sie die Hand zurück.
Ihre Augen hatten sich an das Licht gewöhnt. Sie atmete tief ein. Der Duft von Diskonebel, süßem Schweiß, Cocktails, Parfum und Aftershave lag in der Luft. Sie hielt den Atem eine Sekunde an, wie bei einer Zigarette, bei der man den Rauch tief in die Lungen ziehen will bis er zum Teil von einem selbst wird und atmete dann ruhig wieder aus. Langsam ging sie, die Hüfte mit jedem Schritt wiegend den engen Gang entlang. Gemächlich, so dass jeder ihrer Schritte auf den Boden vom individuellen Klacken ihrer Absätze gefolgt wurde, die von den Wänden abprallten und sich mit der Melodie des Basses und den pulsierenden Lichtern vereinten. Langsam wippte sie vorwärts, streckte dabei die Arme aus und lies die Fingerkuppen an den Tapeten entlang gleiten, während sie den Kopf zur Seite neigte, sodass ihre Haare auf die linke Schulter glitten und sich in sanften Wellen darüber ergossen.
Mit jedem Schritt näherte sie sich dem breitschultrigen, kahlköpfigen Mann im Gang vor ihr, der das Gesicht zur Wand gedreht, eine enge Kunstlederhose tragend, von einem drahtigen jungen Mann geblasen wurde. Der kahlköpfige Mann wirkte gelangweilt, war dieser drahtige Bursche doch nur wieder einer dieser unwürdigen Jungchen, die sich zwar sehr, sehr viel Mühe geben, jedoch nie wirklich seiner Aufmerksamkeit würdig sein würden. Mit einem Glitzern in den Augen ging sie auf die Männer zu, lies im Vorbeigehen dabei die Hand leicht über den Arm des Mannes gleiten, dessen Hand schwer auf dem Kopf des Burschen ruhte, und lächelte, als dieser lediglich die Augen verdrehte um seiner Langeweile Ausdruck zu verleihen.
Sie ging weiter, drückte sich dabei an Paaren aus zwei und mehr Menschen vorbei, die an einander zu kleben schienen und nicht voneinander lassen konnten, und bog rechts durch eine Tür, die zu den Waschräumen führte. Dort stand sie vor einem großen, hell beleuchteten Spiegel und hörte das Gestöhnen, dass aus den einzelnen Toilettenkabinen zu kommen schien und dem Pochen von Körpern, die gegen die Kabinentüren gepresst wurden und dem Türschloss alles abverlangten.
Sie betrachtete ihr Spiegelbild. Das voluminöse, dunkele Haar fiel, zum größten Teil, über ihre linke Schulter und umrandete das schlanke Gesicht. Die braunen Augen waren von einem schwarzen Lidstrich umzeichnet, der ihr ein katzen-, nein, fuchshaftes Aussehen verlieh. Die Lippen waren in einem Burgunderrot geschminkt, die Farbe von dickflüssigem Blut. Der Körper war in einem schwarzen Kleid gehüllt, welches auf Oberschenkelmitte endete und so die Kurven ihrer Brüste und des Pos besonders schmeichelhaft betonte. Sie lehnte sich mit dem Hintern an das Waschbecken und legte den Kopf schräg, als sie sich nach vorne beugte, um die Schnüre ihrer Stilettos zu justieren. Mit Leichtigkeit, als liefe sie auf Wolken und nicht auf sechzehn Zentimeter Pfennigabsätzen, drehte sie sich zum Spiegel, fuhr sich mit dem Daumen entlang der Unterlippe um sicherzustellen, dass der Lippenstift auch wirklich perfekt saß und lächelte ihr Spiegelbild an. Dann verließ sie die Waschräume, in denen bald sicher jemand zum Höhepunkt kommen würde und schritt heraus in den Gang, der am oberen Absatz einer Treppe mündete.
Von hier konnte sie den Club erkennen. Die Bar, die sich an der rechten Längsseite des Lokals befand war voller wunderschöner Menschen, die sich unterhielten, sich anfassten, sich berauschten und stetig mehr Getränke bestellten. Die Flüssigkeit in den Flaschen, sanft durch Strahler beleuchtet, wurde von der gespiegelten Wand reflektiert, sodass das Farbenspiel der verschiedenen Flüssigkeiten die Barkeeper, Männer und Frauen, in grünes, goldenes und rotes Licht tauchte. An der linken Wand stand ein Flügel, welcher von einem Kronleuchter sanft von oben beleuchtet wurde. An ihm saß ein Mann mit braunem Haar und funkelnden Augen, einen Song spielend, der nur für diejenigen bestimmt war, die sich nah genug an das Piano heran gewagt hatten. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug und ein weißes Hemd, dessen obere Knöpfe geöffnet waren. Ein Whiskeyglas auf dem Flügel abstellend, wechselt er zwischen dem Spiel, dem goldenen Getränk und der Begutachtung seiner Beobachter und genoss es sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen. Auf der Tanzfläche tummelten sich Körper, die sich aneinander zu pressen schienen, sich aneinander rieben. Wenn man genau hinsah erkannte man Arme, die zu Händen gehörten, die erforschten, in Hosen, Oberteile und unter Röcke griffen und dort einen ganz eigenen Tanz aufzuführen schienen. Eine Melodie war nicht auszumachen. Stattdessen brummte der Bass, pulsierte das Licht und stöhnten die Tänzer – ob vom Tanz oder vor Freude, das konnte sie nicht ausmachen. Es war ihr auch egal.
Sie schritt die Stufen bis zur ersten Empore hinab, lehnte sich mit den Unterarmen auf das Geländer und blickte nochmals in die Menge. Hinter ihr stiegen Leute die Treppe hinunter und streiften sie, wie zufällig, mit ihren Körpern. Wann immer sie dann den Blick über die Schulter warf lächelte jemand zurück – ein Mann mit blondem, zurück gebundenen Haar und einem leicht geöffnetem Hemd, was in einer dunklen Jeans steckte oder eine dunkelhäutige Frau mit einem grauem, engen Partykleid, ihre schwarzen Locken zu einem legerem Zopf geflochten, der ihr im Nacken hing. Sie lächelte zurück, stieg anschließend die restlichen Stufen hinab und begab sich zur Bar.
Sie hob einen Finger und formte mit ihren Lippen eine Bestellung als die Barkeeperin, eine blonde Frau im Lederminirock und mit Paillettenbustier sie erblickte. Kurz darauf erkundete sie, einen Old Fashioned in der Rechten, den Raum, der von Nahen noch mehr Abgänge und Ecken aufwies, eine undurchsichtiger und dunkler als die andere. Eine Abtrennung separierte die Sitznischen von der Tanzfläche und sie folgte dem Geländer langsam mit ihrer linken Hand, fühlte die detaillierten Verzierungen im Holz während sie ihren Blick zwischen Tanzfläche und Nischen schweifen ließ. Vor dem Piano kam sie zum Stehen. Dort nahm der Pianist grade einen Schluck von seinem Whiskey und blickte über den Rand seines Glases in die Menge seiner Zuschauer bis seine Augen funkelnd auf ihr zu stehen kamen. Ohne den Blick abzuwenden setzte er sein Glas ab, legte die Finger auf die Tasten und begann einen neuen Song. Die langsamen Noten des Liedes beschrieben den intensiven Augenkontakt zweier Fremder, deren Spiel erst begann. Paare, die der Pianomusik lauschten nahmen sich in die Arme und bewegten ihre Körper im Takt der Musik langsam hin und her. Hinter dem Piano hielt ein schwarzer Mann mit tief-braunen Augen die lockige Frau im grauen Partykleid in den Armen und sie drehten sich sanft zur Musik, während er mit den Fingern ihren geflochtenen Zopf umspielte und sie mit den Lippen sanft seinen Hals entlang bis zu seinem Kiefer glitt und sich enger an ihn drückte, sodass er kaum merkbar ausatmete, nur um sie anschließend in einen der Gänge zu führen, wo sie hinter einer Abbiegung verschwanden.
Sie nippte, mit dem Rücken an das Geländer gelehnt, unterdessen weiterhin ihr Getränk und spürte die Blicke des Pianisten auf der Haut bevor sie ihm lächelnd den Rücken zuwandte, ihr Glas mit einem Schluck leerte und es schwungvoll auf das Tablett einer vorbeigehenden Kellnerin abstellte, nur um anschließend mit einem Schritt durch die Aussparung im Geländer auf die Tanzfläche und im Menschenmeer zu verschwinden.
Hier waren die Klänge des Pianisten nicht mehr zu hören. Die Menschen schoben sie voran, bis auf die Mitte der Tanzfläche, wo die Beats der Musik sie vor Freude zum Lachen brachten, sodass sie nicht anders konnte als ihre Arme nach oben zu schwingen und sich im Takt der Musik zu wiegen, ihre Hüfte kreisen- und sich gegen die Körper der anderen Fallen zu lassen. Sie war umzingelt von Menschen, denen es nicht anders ging. Neben ihr schritt ein Mann in einer perfekt geschnittenen Jeans von links nach rechts, schwang die Arme in einem Tanz um sich herum und atmete schwer bevor er sich drehte und einen anderen Mann in die Arme nahm um seine Tanzenergie produktiver einzusetzen. An ihrem Rücken spürte sie einen weiteren Körper und sanfte Hände glitten auf ihrer Hüfte nach oben, den Kurven ihrer Brust folgend, um unter ebendieser zum Ruhen zu kommen. Sie spürte eine Frau im Rücken und sah schlanke, manikürte Finger, die nun um ihre Brüste kreisten ohne diese je wirklich zu berühren und sie spürte ihren Atem im Nacken. Lächelnd lehnte sie sich an den fremden Körper, legte den Kopf an das Schlüsselbein und passte ihren Tanz der Fremden an. Diese stöhnte etwas Unverständliches, Verruchtes und Leidenschaftliches in ihr Ohr und bewegte ihre Hände weiter auf ihrem Körper, eine nach oben, an den Hals, eine nach unten, wo das Kleid am Oberschenkel endete. Mit der einen Hand drehte die Fremde ihren Kopf grade so, dass sie sie sich in die Augen sehen konnten, mit der anderen Hand glitt sie unter den Rock und entlang des Oberschenkels nach oben. Da drängte sich ein zweiter Körper an sie, presste sich von Vorne so fest an ihren, dass die Hand, die vom Oberschenkel bis hoch zur Hüfte gewandert war nun an ebenjener Stelle gefangen zu sein schien. Es war ein Mann mit braunem, leicht gewelltem Haar und stark gebräunter Haut. Er presste sich so eng an sie, dass sie das Gefühl hatte, seinen Puls zwischen ihren Beinen spüren zu können. Er war mindestens zwei Köpfe größer als sie und als sie zu ihm hoch sah erkannte sie, dass er zu ihr hinab lächelte, was ihm, besonders wegen der Grübchen, die sich auf seinen Wangen abzeichneten, sehr gut stand. Während der Körper hinter ihr noch immer im Gleichtakt mit ihrem wippte, nahm sie die Arme auf seine Schultern und lies sie sanft auf und ab gleiten. Sie sah nach oben, direkt in seine Augen und noch während sie sich an seinen Armen festhielt, drückte sie ihre Hüften enger an seine und passte ihre Bewegung dem schnellen Takt des Liedes an, dessen Beat es nur erlaubte, sich von rechts nach links zu werfen, die Hüfte voran schwingend, sich an einander reibend. Wie Wellen, die aufeinander zu schwappten, bewegten sich ihre Körper, rieben sich an einander – immer grade genug, damit ihre Augen funkelten und seine Hände ungeduldiger wurden.
Langsam beugte er sich von oben herab um ihr etwas in das rechte Ohr zu atmen, als eine Hand ihre ergriff und sie links von der Tanzfläche wegzog. Ohne zu erkennen wohin sie ging und wem sie folgte, schritt sie erneut einen Gang entlang, der zu einer Tür führte. Noch bevor sie es bemerkte war sie in einem Raum, nein kein Raum, eine Kammer, mit dem Rücken zur Wand. Streckte sie die Arme aus, konnte sie die Wände rechts und links mit den Fingerspitzen berühren, doch sehen konnte sie nichts und die Tür wurde so schnell verschlossen, dass sie nicht erkennen konnte, wer mit ihr in der Kammer war. Vor Dunkelheit sah man die Hand vor dem eigenen Gesicht nicht. Sie hörte nur das Dröhnen der Bässe, die von der Tanzfläche zu ihnen herüber schwappten, ihren Atem und den der Person, die mit ihr in der pechschwarzen Kammer war. Sie schloss die Augen und streckte einen Arm nach vorne, bis sie mit den Fingerspitzen den Knopf eines Hemdes zu fühlen glaubte. Gleich darauf glitt sie, den Saum zwischen den Fingern haltend, den Stoff entlang, legte die Hand flach auf den Körper vor ihr und strich weiter, bis sie den Übergang vom Hemd zum Sakko eines Anzuges fühlte. Sie wusste genau, dass dieser elegant und schwarz war und wie angegossen saß. Beide Hände auf den Oberkörper des Mannes legend, ließ sie sie nach oben zu den Schultern gleiten, wo sie eine Hand in seinen Nacken legte, während die andere sich in seine braunen Haare – sie wusste genau, dass sie braun waren – vergruben. Sie zog sich an seinen Schultern hoch, folgte seiner Wange kaum merklich mit ihrer Nasenspitze bis zum Ohrläppchen und nahm es zwischen die Lippen, während sie sich, wie zufällig, mit ihren Brüsten an seinen Oberkörper drückte. Sie leckte und knabberte vom Hals zu seinen Lippen, wo sie über diese schwebend stehen blieb, ihn nicht berührend, seinen Atem und seine zunehmende Ungeduld auf ihren Lippen spürend.
Als sie mit der Zungenspitze langsam über seine Lippen fuhr, stöhnte er auf, drückte ihren Körper mit seinem an die Wand und presste sich so fest an sie, dass sie glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Mit seiner Zunge drang er in sie ein, seine Pianistenhände glitten wie manisch ihren Körper entlang, eine zu ihrem Hals, die andere am Oberschenkel, wo sie das Kleid nach oben schob. Als er, mit beiden Händen nach ihrem Hintern griff lachte sie kurz auf, verschränkte die Hände in seinen Nacken und schwang beide Beine um ihn, sodass er sie mit seinem Körper gegen die Wand presste und in der Luft hielt. Sie glitt mit einer Hand nach vorne, zwischen ihre Beine, dort, wo seine Hose grade noch die enorme Erektion, die sich unter dem Stoff nur zu deutlich abzeichnete, gefangen hielt. Als sie mit ihrer Hand über die Stelle glitt sog er laut durch die Zähnen Luft und so griff sie, auch die linke Hand zwischen die Beine nehmend, nach seiner Hose, öffnete Knopf und Reisverschluss und griff hinter die letzte Stoffbarriere, direkt nach dem pulsierenden Schwanz. Als sie die Hand fest um ihm schloss, lehnte er sich mit dem Kopf an ihre Stirn und konzentrierte sich darauf ein- und auszuatmen, während sie sich auf die Wangen biss, seinen Nacken mit einer Hand fest hielt und mit der anderen seine Eichel gegen den Stoff ihres Slips rauf und runter rieb, gleichzeitig die Hand am Schaft entlang gleitend lassend. Sein Atem ging schwerer und er bewegte die Hüften vor und zurück, voller Ungeduld und Verlangen. Unvermittelt schob sie den Daumen unter den Stoff ihres Slips und zog ihn beiseite, sodass kein Stoff mehr sie trennte und er, wie erleichtert, in sie hineinstoßen konnte. Seine Mühe sich zu beherrschen feuerte sie nur noch weiter an und sie griff sich mit der Hand zwischen die Beine wo sie spürte, wie er in sie hinein glitt, sich selbst streichelte bis auch ihr Körper zu zucken begann, sich fester um seinen schloss, bis er schneller und fester zustoss und sich stöhnend in ihr ergoss, als auch sie so stark kam, dass sie völlig vergas zu atmen. Als sie Luft wieder tief in ihre Lungen zog, spürte sie ihr Herz pochen, ihren Puls, die Nachbeben ihrer Körper. Genüsslich schloss sie die Augen.
Als sie sie wieder öffnete war sie noch immer da, an der Wand angelehnt. Im Schneidersitz, auf den Boden. Sie streckte ihre Beine aus, streckte die Arme nach oben, schaltete den Fernseher aus, atmete ein und aus und stand auf, grade in dem Moment, als sich die Haustür öffnete und ein kleiner Junge mit blondem Haar und Zahnlücke im Schneidezahn herein kam, dicht gefolgt von einem Mann in Jeans und T-Shirt.
„Hallo Mama!“
„Na mein Schatz? Wie war die Schule? Hast du was gelernt?“
„Ne“, antwortet das Kind gleichgültig. „Was gibt´s zu Essen?“
„Ich mach gleich was“, antwortet sie lächelnd.
Der Mann schloss hinter sich die Tür. „Du siehst ja entspannt aus. Yoga?“, fragte er.
„Hab meditiert,“ sagte sie. „Ist sehr entspannend.“