Hi Literatopianer,
ich grabe diesen Thread mal wieder aus, weil ich einfach verarbeiten muss, was ich mir die letzten Tage angetan habe. Sternchen schrieb, dass sie gern Kritik haben möchte
nun, hier kommt sie, wenn auch mit ein paar Jahren Verspätung.
Vorweg möchte ich anmerken, dass ich Kriegsklingen nicht weiter lesen werde. Ich habe es abgebrochen nach dem Racheakt von Logens Kumpanen und vor Jezals zweitem Turniertag.
Ich fasse hier nur kurz zusammen, wie es für mich war, tatsächlich könnte ich mich den ganzen Tag darüber auslassen, aber keine Zeit und das ist auch ziemlich sinnlos
Ich war völlig begeistert von der ersten Szene, in der Logen über die Abbruchkante der Senke rutscht. Lebendig, einfallsreich, spannend und in einem erfrischend anderen Stil geschrieben. Auch Glokta fand ich sehr lustig und wunderbar gezeichnet, zumindest noch bis zur ersten Hälfte des Buches. Früher wäre ich über Wortdoppelungen nicht gestolpert, wären sie mir vermutlich nicht mal aufgefallen, jetzt stören sie mich ungemein.
Nach den ersten zwei Kapiteln fing ich an, mich zu langweilen. Aber es war immernoch zu interessant, um das Buch beiseite zu legen. Also habe ich mir Euren Lesekreis angeschaut und gedacht, hm, da kommt wohl noch so einiges, ich sollte weitermachen.
Zuerst gestört hat mich die zweite Folterszene. Ich fand die erste schon brutal, aber die zweite einfach überflüssig, weil sie eine Wiederholung des Geschehens darstellt, wenn auch mit anderem Opfer. Mein erster Gedanke war: Oh nee, nicht schon wieder. Warum diese Dopplung in der Handlung? Außerdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass es reicht, bestimmte Dinge anzudeuten, um dem Leser Informationen zu geben und ihm damit zu erlauben, sich sein eigenes Bild zu machen, als alles haarklein zu beschreiben.
Adua:
Da ist ein Erzlektor, der die Macht an sich reißen will, und dafür vernichtet er erstmal eine ganze Gruppe von wichtigen Geldgebern, anstelle diese mit auf seine Seite zu ziehen. Haben diese Steuern hinterzogen, so haben sie auf jeden Fall trotzdem genug bezahlt. Adua ist ja nun nicht gerade von Armut betroffen. Ist es nicht viel eher notwendig, diesen Schatzmeister aus seiner Position zu entfernen, der eigentlich das Land regiert und wahrscheinlich dafür sorgt, dass der König krank bleibt? Vielleicht braucht Sult den Hall aber noch.
Die ganze Tuchhändlergeschichte hätte ich viel spannender gefunden, wenn es nicht so einfach gewesen wäre, diese zu überführen. Ich finde es einfallslos, allein das Mittel der Folter zu benutzen, um eine ganze Gilde zu vernichten. Und dieser Gruppe überhaupt keine Chance einzuräumen, sich zu wehren. Niemand, der gegen den Erzlektor interveniert. Völlig unrealistisch. Immerhin haben die ne Menge Geld: Damit könnte man sich das Umfeld dieses Erzlektors schlichtweg kaufen - vielleicht nicht Glokta, aber immerhin andere wichtige Leute.
In Adua lebt eine Gruppe von Weicheiersoldaten und das größte Weichei soll nun also der Turnierheld werden. Der einzige, der mir in Adua wirklich gefallen hat, ist der Oberste Varuz (sorry, hab's nicht so mit militärischen Titeln: Oberst? Marschall? Hauptmann? Na jedenfalls Jezals Chef). Der hat eine klare Motivation und ist konsequent. Und Jezal als buchstäblicher Vollpfosten hat die Schikane mehr als verdient.
Ardee? Hmpf, was soll man mit der anfangen? Cool zuerst, aber danach völlig absurd passiv. Was will der Autor mit ihr? Hat sie nun was in der Birne oder nicht? Was will sie? Erst dachte ich: Endlich ein Sympathieträger. Aber das war wohl nichts. Eigentlich stört sie die Handlung bloß.
Der erste der Magi hat mir anfangs ziemlich gut gefallen. Endlich jemand, der ein erklärtes Ziel hat. Wenn man leider auch nicht erfährt, warum - aber das kann ja später kommen. Aber irgendwie ist er auch ein wenig zu glatt. Bei der Szene des Überfalls, als Bayaz, Malacat und Logen angegriffen werden, steht er völlig passiv daneben und erst, als Logen halbtot vor der Baumstammbarriere ankommt, greift er ein mit bombastischen Kräften. Vorher bei der Hexe hatte er schon bewiesen, dass er kann, wenn er will. Wenn ich Logen gewesen wäre, hatte ich ihm spätestens jetzt an den Kopf geworfen, er soll seinen Müll alleine machen.
In Adua finde ich ihn dann völlig absurd. Er hat ein Problem, da niemand an ihn glaubt. Spätestens hier hätte ich mir gewünscht zu erfahren, warum er das überhaupt tun muss. Warum will er seinen Stuhl zurück? Habe ich da was überlesen? Ich hätte mir gewünscht, einen ernsthaften Konflikt zu finden, in dem er steckt. Einen Zusammenhang zwischen seinem damaligem und seinem jetzigen Leben. Steht da eine Prophezeiung hinter und Abercombie will das in jedem Fall vermeiden, es so aussehen zu lassen? Ich weiß es nicht.
Logens Kumpane sind völlig verrohte Schwachköpfe. Brutaler Abschaum ohne Hirn. Was leider negativ auf ihn selbst zurückfällt, denn er war ja mal der Anführer von diesem widerlichen Haufen.
Zweiter Teil Ferro
. Eine tollwütige Mörderin, die nix im Kopf hat außer zu töten. Ohne Sinn und Verstand. Selbst grenzenloser Hass muss nicht der Feinsinnigkeit entbehren, hier ist es einfach nur grobklotzig. Da muss erst ein Magier auftauchen, um ihr die Sinnlosigkeit ihres Tuns zu erklären - wie, frage ich mich, hat sie eigentlich bis hierher überlebt mit der Einstellung? Der Magier bleibt blass, weil auch hier keine Motivation, kein Ziel zu sehen ist.
Als Logens Kumpane dann einen Vierzehnjährigen erschlagen, war für mich das Maß an blutiger Brutalität leider übergelaufen. Klar, die waren auch nicht helle genug, um eine vernünftige Lösung für ihn zu finden. Oder war's der Autor?
Das ganze Buch ist durchzogen mit Fäkalsprache und Blutrünstigkeit. Die Charaktere empfinde ich als der schlimmste Abschaum und sie bleiben durch mangelnde Motivation flach - wenn auch durchaus nicht farblos. Keiner hat es auf fast 300 Seiten, die ich gelesen habe, geschafft, mich zu fesseln.
Für ein satirisches Werk ist mir das leider nicht Satire genug, für eine gute Fantasygeschichte zu albern und zu flach, für gute Unterhaltung zu abstoßend.
Ich mache mir oft Gedanken darüber, wie es sein kann, dass so viele Menschen begeistert in brutaler Gewalt, Blutigkeit und Horrorszenarien abtauchen. Ist unsere Welt tatsächlich schon so verroht, dass nur noch zutiefst Schockierendes Gefühle und Spannung erzeugt?
Und wie werde ich mit meiner eigenen Story klarkommen, in der es um Krieg geht und Gewalt vorprogrammiert ist?
Eigentlich mag ich das nicht mehr schreiben. Eigentlich möchte ich ein heile Welt Buch schreiben, das mir meine Kindheitsträume zurückbringt. Das andere, das habe ich eigentlich vor der Haustür.
Liebe Grüße von slainte
ich grabe diesen Thread mal wieder aus, weil ich einfach verarbeiten muss, was ich mir die letzten Tage angetan habe. Sternchen schrieb, dass sie gern Kritik haben möchte

Vorweg möchte ich anmerken, dass ich Kriegsklingen nicht weiter lesen werde. Ich habe es abgebrochen nach dem Racheakt von Logens Kumpanen und vor Jezals zweitem Turniertag.
Ich fasse hier nur kurz zusammen, wie es für mich war, tatsächlich könnte ich mich den ganzen Tag darüber auslassen, aber keine Zeit und das ist auch ziemlich sinnlos

Ich war völlig begeistert von der ersten Szene, in der Logen über die Abbruchkante der Senke rutscht. Lebendig, einfallsreich, spannend und in einem erfrischend anderen Stil geschrieben. Auch Glokta fand ich sehr lustig und wunderbar gezeichnet, zumindest noch bis zur ersten Hälfte des Buches. Früher wäre ich über Wortdoppelungen nicht gestolpert, wären sie mir vermutlich nicht mal aufgefallen, jetzt stören sie mich ungemein.
Nach den ersten zwei Kapiteln fing ich an, mich zu langweilen. Aber es war immernoch zu interessant, um das Buch beiseite zu legen. Also habe ich mir Euren Lesekreis angeschaut und gedacht, hm, da kommt wohl noch so einiges, ich sollte weitermachen.
Zuerst gestört hat mich die zweite Folterszene. Ich fand die erste schon brutal, aber die zweite einfach überflüssig, weil sie eine Wiederholung des Geschehens darstellt, wenn auch mit anderem Opfer. Mein erster Gedanke war: Oh nee, nicht schon wieder. Warum diese Dopplung in der Handlung? Außerdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass es reicht, bestimmte Dinge anzudeuten, um dem Leser Informationen zu geben und ihm damit zu erlauben, sich sein eigenes Bild zu machen, als alles haarklein zu beschreiben.
Adua:
Da ist ein Erzlektor, der die Macht an sich reißen will, und dafür vernichtet er erstmal eine ganze Gruppe von wichtigen Geldgebern, anstelle diese mit auf seine Seite zu ziehen. Haben diese Steuern hinterzogen, so haben sie auf jeden Fall trotzdem genug bezahlt. Adua ist ja nun nicht gerade von Armut betroffen. Ist es nicht viel eher notwendig, diesen Schatzmeister aus seiner Position zu entfernen, der eigentlich das Land regiert und wahrscheinlich dafür sorgt, dass der König krank bleibt? Vielleicht braucht Sult den Hall aber noch.
Die ganze Tuchhändlergeschichte hätte ich viel spannender gefunden, wenn es nicht so einfach gewesen wäre, diese zu überführen. Ich finde es einfallslos, allein das Mittel der Folter zu benutzen, um eine ganze Gilde zu vernichten. Und dieser Gruppe überhaupt keine Chance einzuräumen, sich zu wehren. Niemand, der gegen den Erzlektor interveniert. Völlig unrealistisch. Immerhin haben die ne Menge Geld: Damit könnte man sich das Umfeld dieses Erzlektors schlichtweg kaufen - vielleicht nicht Glokta, aber immerhin andere wichtige Leute.
In Adua lebt eine Gruppe von Weicheiersoldaten und das größte Weichei soll nun also der Turnierheld werden. Der einzige, der mir in Adua wirklich gefallen hat, ist der Oberste Varuz (sorry, hab's nicht so mit militärischen Titeln: Oberst? Marschall? Hauptmann? Na jedenfalls Jezals Chef). Der hat eine klare Motivation und ist konsequent. Und Jezal als buchstäblicher Vollpfosten hat die Schikane mehr als verdient.
Ardee? Hmpf, was soll man mit der anfangen? Cool zuerst, aber danach völlig absurd passiv. Was will der Autor mit ihr? Hat sie nun was in der Birne oder nicht? Was will sie? Erst dachte ich: Endlich ein Sympathieträger. Aber das war wohl nichts. Eigentlich stört sie die Handlung bloß.
Der erste der Magi hat mir anfangs ziemlich gut gefallen. Endlich jemand, der ein erklärtes Ziel hat. Wenn man leider auch nicht erfährt, warum - aber das kann ja später kommen. Aber irgendwie ist er auch ein wenig zu glatt. Bei der Szene des Überfalls, als Bayaz, Malacat und Logen angegriffen werden, steht er völlig passiv daneben und erst, als Logen halbtot vor der Baumstammbarriere ankommt, greift er ein mit bombastischen Kräften. Vorher bei der Hexe hatte er schon bewiesen, dass er kann, wenn er will. Wenn ich Logen gewesen wäre, hatte ich ihm spätestens jetzt an den Kopf geworfen, er soll seinen Müll alleine machen.
In Adua finde ich ihn dann völlig absurd. Er hat ein Problem, da niemand an ihn glaubt. Spätestens hier hätte ich mir gewünscht zu erfahren, warum er das überhaupt tun muss. Warum will er seinen Stuhl zurück? Habe ich da was überlesen? Ich hätte mir gewünscht, einen ernsthaften Konflikt zu finden, in dem er steckt. Einen Zusammenhang zwischen seinem damaligem und seinem jetzigen Leben. Steht da eine Prophezeiung hinter und Abercombie will das in jedem Fall vermeiden, es so aussehen zu lassen? Ich weiß es nicht.
Logens Kumpane sind völlig verrohte Schwachköpfe. Brutaler Abschaum ohne Hirn. Was leider negativ auf ihn selbst zurückfällt, denn er war ja mal der Anführer von diesem widerlichen Haufen.
Zweiter Teil Ferro

Als Logens Kumpane dann einen Vierzehnjährigen erschlagen, war für mich das Maß an blutiger Brutalität leider übergelaufen. Klar, die waren auch nicht helle genug, um eine vernünftige Lösung für ihn zu finden. Oder war's der Autor?
Das ganze Buch ist durchzogen mit Fäkalsprache und Blutrünstigkeit. Die Charaktere empfinde ich als der schlimmste Abschaum und sie bleiben durch mangelnde Motivation flach - wenn auch durchaus nicht farblos. Keiner hat es auf fast 300 Seiten, die ich gelesen habe, geschafft, mich zu fesseln.
Für ein satirisches Werk ist mir das leider nicht Satire genug, für eine gute Fantasygeschichte zu albern und zu flach, für gute Unterhaltung zu abstoßend.
Ich mache mir oft Gedanken darüber, wie es sein kann, dass so viele Menschen begeistert in brutaler Gewalt, Blutigkeit und Horrorszenarien abtauchen. Ist unsere Welt tatsächlich schon so verroht, dass nur noch zutiefst Schockierendes Gefühle und Spannung erzeugt?
Und wie werde ich mit meiner eigenen Story klarkommen, in der es um Krieg geht und Gewalt vorprogrammiert ist?

Liebe Grüße von slainte

Mich kann man nicht komprimieren!