Es ist: 15-12-2020, 17:14
Es ist: 15-12-2020, 17:14 Hallo, Gast! (Registrieren)


Waas? Um was handelt es sich?
Beitrag #11 |

RE: Waas? Um was handelt es sich?
Coffee Hast Recht Lehrling. Es kommt eben ganz darauf an, wie man Sprache vom Elternhaus vermittelt bekommt. Manchmal ist die Frage "von was ernähren wir uns morgen" wichtiger, als "was für ein Buch kaufen wir" ? Icon_smile

Wovon ernähren wir uns und welches Buch kaufen wir? Beide Fragen wurden in meinem Elternhaus diskutiert. Letzteres mehr Icon_smile und so wurde ich zur Leseratte Read und habe schon früh geschrieben.Write

Ich wünsche dir recht viel Glück und Erfolg für das zweite Examen.Pro Darf man fragen was du machst?

Liebe Grüße
Pendlbäuerin


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Beitrag #12 |

RE: Waas? Um was handelt es sich?
Saryn bringt die das Ganze eigentlich sehr gut auf den Punkt, schließe mich an!

"But please, feel free to piss in the garden!"

Adam, Only Lovers left alive

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Beitrag #13 |

RE: Waas? Um was handelt es sich?
Hallo.

Möglicherweise begebe ich mich in ungenau umrissene, graue OT-Gefilde, aber pendlbäuerins Post hat mich nach längerem Überlegen auf dieselben Gedankengänge gebracht wie mein Deutsch-Vorabitur.

Pendlbäuerin hat in ihrem Eröffnungspost den Bedeutungsverlust der Hochsprache bemängelt, oder habe ich das falsch interpretiert? Denn ist es nicht so, dass jene "was"-Konstruktionen in der (gesprochenen) Umgangssprache geläufig und akzeptiert sind? Dafür aber in der Schriftsprache, die nun mal auf der Hochsprache aufbaut, meist unangenehm auffallen?

Um es einmal abzukürzen: Ja, natürlich scheint es für manche heutzutage nicht mehr allzu wichtig zu sein, sich korrekt auszudrücken. Aber das Ganze, und in dem muss ich Krischke zustimmen, auch wenn ich in meiner Erörterung etwas differenzieren wollte, ist ein Trend.
Die Vereinfachung der deutschen Sprache spielt sich vor unseren Augen ab, was aber weder heißt, dass wir uns auf Teufel komm raus daran anpassen müssen. Aber es heißt genauso wenig, sie einfach zu ignorieren und die Sprache so zu nutzen, wie man es noch vor zwanzig, dreißig Jahren getan hat.
Ich zitiere mich zwar selbst nicht so gern (und schon gar nicht verworrenes, unausgegorenes Blabla, das im Laufe einer 300-minütigen Klausur entstanden ist), aber in der Einleitung zu jener Erörterung (auf Grundlage des verlinkten Textes) habe ich diesen Gedanken schon einmal formuliert.

Was würde geschehen, wenn wir uns diesen Veränderungen, die wir selbst mitgestalten, nicht unterwerfen würden? Schnell würden wir Geschichten schreiben, die sich hölzern anfühlen. Verstaubt, wie Relikte aus dem vergangenen Jahrhundert. Deshalb würde ich es als unglaubwürdig empfinden, wenn ein Charakter, der, um Saryns Worte zu nutzen, nicht gerade ein Professor der Linguistik ist, in jedem seiner Sätze sprachlich und grammatikalisch einwandfrei reden würde. Ja, ich würde es sogar als unglaubwürdig empfinden, wenn man bestimmte Besonderheiten der gesprochenen Sprache (beispielsweise der inflationäre Gebrauch des Perfekts - wer sagt denn schon "Heute morgen las ich ein Buch", wenn er auch "Heute morgen/früh habe ich ein Buch gelesen" sagen kann?) einfach außen vor lassen würde, um den grammatikalischen Bestimmungen der deutschen Sprache zu genügen.
Was mir allerdings unangenehm auffällt, sind viele vermeidbare Fehler in Textpassagen, für die die Ausrede "nachvollziehbarer Dialog" nicht gilt. Zwar sind mir solche Texte noch nicht so häufig begegnet, aber das mag an mangelnder Erfahrung liegen.

Sprache ist ein Spiegel der Gesellschaft, des sozialen Hintergrunds des Sprechers. Ja, auch der Bildung, nach allem, was ich bis jetzt erlebt habe. Aber nicht immer. Manch einer grenzt sich bewusst von der Stilebene ab, mit der er groß geworden ist. Manch einer fällt insgesamt aus dem Raster, weil das immer einer tut. Aber im Großen und Ganzen stimmt es schon.
Ein Student der Geisteswissenschaften redet anders als ein Bergbauarbeiter. Ein Jugendlicher redet, allein wegen des Altersunterschiedes, anders als ein Fünfzigjähriger, der bereits erwachsen war, als der erwähnte Jugendliche geboren wurde. Angehörige einer bestimmten Szene reden anders als Nicht-Angehörige. Solange also in einem geschriebenen Text, um wieder auf das Schreiben von Geschichten etc. zurückzukommen, bestimmte grammatikalische Fehler gemacht werden, die auf die Herkunft des Charakters passen, zeugt das nicht automatisch von schlechtem Stil. Eher noch vom Einfühlungsvermögen des Autors, freilich abhängig von der Situation.
Das Elternhaus hat da nur einen begrenzten Einfluss. Ja, die Lust aufs Lesen vermitteln meist die Eltern, aber manch einer wird durch die Buchempfehlungen der Freunde dazu animiert und entdeckt eine neue Welt. Wieder einem anderen wurde zwar die Lust aufs Lesen vermitteln, aber als er älter wurde, wollte er sich von der als "spießig" empfundenen Lebenswelt seiner Eltern abgrenzen und hat seitdem nie wieder ein Buch in die Hand genommen.
Woher ich die Lust aufs Lesen habe, das Bemühen, mich einigermaßen korrekt auszudrücken, auch wenn dies rein statistisch und theoretisch gesehen gar nicht meinem sozialen Hintergrund entsprechen würde? Warum ich regelmäßig mein Umfeld damit nerve, offensichtliche Fehler wie die falsche Verwendung von "als" und "wie" oder das Steigern von nicht steigerbaren Adjektiven zu korrigieren? Warum ich immer noch sehr häufig in Kurznachrichten auf Groß- und Kleinschreibung achte?
Vielleicht war es die Schule. Vielleicht waren es die Bücher, die mich schon als kleines Kind fasziniert haben. Vielleicht war es die Begeisterung, selbst Geschichten zu erfinden, und die Erkenntnis, dass diese irgendwie lesbar sein müssen. Vielleicht war es ein zwischenzeitlich überdosierter Konsum von Fachtexten in Klasse 10, um meine Komplexe Leistung auszuarbeiten, der dazu führte, dass ich später mehrmals darauf angesprochen wurde, ob ich wissenschaftliche Text auch in meiner Freizeit schreibe. Vielleicht war es die Freude an der Sprache, an Sprachen allgemein. Vielleicht ist es etwas von allem. Oder nichts davon.

Um noch einmal auf den verlinkten Text zurückzukommen - hier der Schluss meiner Erörterung, "Schule" könnte hier ebenso mit "beliebiger (Hobby-)Autor" ersetzt werden.

Ich sehe den zunehmenden Gebrauch der Umgangssprache nicht per se als Problem, das es dringlichst zu lösen gilt. Zumindest nicht in Prosatexten, in denen erwähnter Gebrauch angemessen erscheint. Denn Geschichten sollten ein wie auch immer verändertes Abbild der Lebenswirklichkeit sein. Unserer Lebenswirklichkeit, auch wenn es die fiktiver Charaktere zu sein scheint. Auch wenn sie in andere Zeiten, andere Welten platziert wurde.
Und unsere Lebenswirklichkeit ist sprachlich nicht perfekt, war sprachlich nie perfekt, wird es nie sein. Fehler sind bis zu einem bestimmten, subjektiv festgelegten Ausmaß tolerierbar, was nicht heißen soll, dass man sie nicht anmerken, nicht korrigieren soll. Aber, um auf die Stilfrage, die Federlehrling aufgeworfen hat, einzugehen - eine bewusst verwendete, als stilistisches Mittel eingesetzte Stilebene, die im sogenannten "Haus der Stile" unter der der Hochsprache liegt, bedeutet nicht, dass der Autor einen schlechten Stil hat.

Abschließend noch eine Anmerkung zu Anglizismen: Es nervt, wenn man nur noch in Anglizismen redet. Aber die Dinge sind rein theoretisch zugehörig zur deutschen Sprache, warum sie also um jeden Preis meiden? Das würde, wie oben erwähnt, eine Verweigerung vor der Weiterentwicklung der Sprache bedeuten.

Wenn ich völlig vom Weg abgekommen bin, bitte ich das zu entschuldigen.

Viele Grüße,
Eselfine


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Waiting to happen
Radiohead, "There There"

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Beitrag #14 |

RE: Waas? Um was handelt es sich?
Das klingt vernünftig, aber bei Lichte besehen sollte das Schwergewicht wohl doch auf der Hochsprache liegen. Denn wie man in der Disko flirtet, im Internet chattet oder SMS-Botschaften tippt, müssen die Jugendlichen nicht von ihren Lehrern beigebracht bekommen - eher verhält es sich umgekehrt. (Quelle: Frankfurter Allgemeine)

So muss Kommentar
Vielen Danke Eselfine
Liebe Grüße
PB


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