Ganz ehrlich? Ich habe eine Ahnung, was es ist, aber ich werde es nicht aussprechen. Es wird kein großes Publikum haben, ist auch für mich irreversibel gewöhnungsbedürftig und könnte an einer implosiven Mischung aus "Homesick", "Everybody's gone to the Reaper" und "House of Leaves" angereichert worden sein. Normalerweise würde ich die fünf Wörter markieren, aber hier nicht. Aus Gründen. Sie sind aber alle drin.
blick.Licht
Der Moment lag vor ihm ausgebreitet.
Er starrte darauf, bis die Unschärfe aus dem Anblick hervorquoll wie Wolkenlücken. Es schien ein sinnloses Muster zu sein, harmlos gar, bis der spitze Finger des Spuks ihn berührte und mit ihm spielte wie ein Jongleur mit seinen Ringen.
„Das ist dein Leben“, sagte
es lachend und ließ die Sterne vor seinen Augen kreisen. Dahinter kamen nur die Konturen seines vertrauten Zuhauses, Grau in Grau, in Schwarz, in Nacht. Die Stimme klang wie die eines Jungen.
Es verstand sich auf diese Sätze. Einer
nadelscharf nach dem anderen
klingenspitz, und der Spuk kam etwas näher auf ihn zu, die farblose Tapete hinuntergekrochen.
„Dein eigenes.“ Noch so ein Wort, das in seinem Mund steckte wie ein Haifischzahn im Revolvergebiss.
„Meine Entscheidungen“, verkündete er den Gerüchen, die er kannte. Den Geräuschen von draußen. Den Träumen, an die er sich nie erinnerte. Der Nacht, in der er nicht arbeitete. „Mein Leben. Mein eigenes Leben.“
Und es wurde von einer schützenden Kuppel umgeben, einer Kuppel von Wahrheiten, die er
kennen gelernt hatte. Die Lehrjahre spielten keine Bedeutung mehr, wenn er wusste, für was er sich morgen entschied. Im Heute erinnerte. Gestern – dahinter, vorbei. Er war jetzt Herr über alles – sich selbst.
Ein Kichern kroch in sein Ohr, so schwer, dass er beinahe den Kopf gen Schulter hätte fallen lassen. „Was hat Feuer gefangen, was nur? Was hat Feuer gefangen? Es brennt doch, brennt es nicht?“
Schattengrau vermischte sich mit Eigengrau, dennoch bewegte er seinen Kopf nicht. Musste es nicht, nichts brannte. Kein Widerschein, kein Alarmmelder. Ein Kribbeln in ihm, nur das Leben, das sich in seinen Facetten verwob. Sein Leben, das ihm warm in den Adern floss, heiß in die Augen stieg, auf seinen Wangen brannte …
„War
um?“ Keuchen.
„Die Mutter hat's verboten, miau, mio, miau, mio!“, singsangte
es, während
es sich wie eine japanische Gruselgestalt kopfunter an die Wand krallte. Sein Kopf war ihm zugewandt, seltsam verdreht, und
es formte die Worte so deutlich, dass sie wie böse Omen in die, in seine Welt krochen.
„Wirf's weg, sonst brennst du lichterloh!“
„Der Frosch springt immer in den Pfuhl, und säß er doch auf gold'nem Stuhl.“ Das Kichern war verklungen und hatte einer schrecklichen Zuversicht Platz gemacht. Mehr noch: einer Gewissheit, die ihn, den Widerwilligen, stärker anzog als alles andere. Zwischen den haltenden Wahrheiten seines Lebens fiel grelles Licht durch einen Riss – erst einen, dann gebar dieser einen zweiten, einen dritten. Er fühlte sich bleiern und atmete gleichzeitig aus in einen Sog, der ihm-den-Atem-entreißen-wollte – Wie er vorwärts stolperte, konnte er doch nichts tun, um den Riss aufzuhalten. Kein Laut, doch er
fühlte das Knacken und Knirschen in jeder Faser. Als er sich die Hände über die Ohren pressen wollte, ratterte die Zerstörung im Puls seines Blutes lauter denn je. Mehr noch, es entsprangen weitere dieser furchtbaren Spalten, an mehreren Stellen zugleich, und klafften über die schützende Kuppel seiner Welt.
Er sackte auf die Knie, todesschwer
zu Boden
gezogen. Vor ihm landete der Spuk auf allen Vieren und drehte das Gesicht eulenhaft, um ihn von links, von rechts schief anzustarren.
„Nicht dies“, bat er heiser. „Alles.
Nur ni-“
Im.Bruchteil.einer.Sekunde hatte der Spuk sich mit gebleckten Zähnen in die Hocke aufgerichtet und griff mit beiden Händen – diesen allzu rosigen Fingern, zu Klauen verzerrt durch seinen Schmerz und die Angst – nach ihm. Es hob
seinen Blick auf und riss ihn nach oben, wo das Labyrinth der Zerstörung prankte.
„Nur ein Geheimnis“, wisperte der Spuk, und durch die Stimme schimmerte ein paar unkorrigierte Töne lang wieder die des kleinen Jungen, „hat ausgereicht.“
Wahrhaftes Grauen rührte in seinen Eingeweiden, als er spürte, wie wenig Kraft es diesen Spuk gekostet hatte, seinen Blick -
die Erkenntnis ! – aus seinem Zusammensacken zu schöpfen. Als wäre es nicht mehr als zwei Handvoll Nass aus einem Bach. Ein Geheimnis, das er nicht nur mit niemandem ge-teil-t hatte, um es zu wahren,
nein.
– er hatte es sogar vor sich selbst verborgen, tief in sich verschlossen. Nun wucherte es in Blendung über ihm, schloss ihn ein und hob die vertrauten Strukturen seines Lebens schattenhaft-schmal durch die Kuppel hervor.
Einen
aussetzenden Herzschlag lang kam ihm dieses Details so fragil-schön vor wie eine namenlose Kunst aus SchattenundLicht. Kein Tod hielt es fest, und neben ihm rieselte das nächste
Sandkorn zu Boden.
rieselte einfach
Und alles zerbrach zu Licht und inneren Schreien.
„Das Geheimnis“,
das Flüstern gewann an Atem, der sich in seinem Nacken
kräuselte, „dass auch du
nur ein Mensch bist.