Es ist: 15-12-2020, 17:58
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5 Wörter Teil 43
Beitrag #1 |

5 Wörter Teil 43
Ohai!

Irgendwie kam ich in die missliche Lage, aus all den Wörtern, die unsere Sprache zu bieten hat, fünf aussuchen zu müssen und sie euch vorzusetzen. Dabei sind doch viele so schön, dass sie es wert wären, verwertet zu werden. Aber nun.

Ich suchte rund um Wogenfels und fand nicht mehr als einen einzelnen Haifischzahn.
Zusammen mit Rachel blickte ich in den Himmel, doch fand in den Wolkenlücken bloß das altbekannte Blau.
Im Wald zu suchen, war mir verboten worden, obwohl der Frosch angeboten hatte, mich zu begleiten.
Wo ich sie schließlich fand, soll mein Geheimnis bleiben.

Ich hoffe, sie sind nicht allzu unspektakulär und es kommen bis zum 31. August ein paar Texte zusammen. Oder etwas später, man kennt das ja.

Grüße von Sephi ♥

"Siehst du die beiden Mädels, die am Tisch sitzen wie zwei frierende Spatzen auf einem Zweig? Siehst du, wie eng ihre Fäden verwoben sind?" - Die Fäden des Schicksals ~ ReaperRoadtrip
Immer.

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Beitrag #2 |

RE: 5 Wörter Teil 43
Im dunklen Gärtchen

Lustlos betrat Ben den Dachboden seiner Großmutter. Er hatte den Auftrag erhalten ein altes Fotoalbum zu suchen. In dem Koffer, den sie ihm beschrieben hatte, fand er nicht nur die Bilder, sondern auch noch etwas anderes. Etwas das wesentlich älter war.
Eine Schatzkarte.
Seine Kindheit, in der er mit seinen Freunden Piraten gespielt hatte, war schon seit ein paar Jahren vorbei und doch fühlte er sich plötzlich wieder, wie der kleine Junge, der er einst war. Mit zittrigen Fingern klappte er sie auseinander und atmete den alten, trockenen Staub ein, der ihn zum Husten brachte. Schon auf den ersten Blick erkannte er die Umrisse, die sich ihm zeigten. Es war eine Karte des Dorfes in dem er lebte. Er musste sie Jasmin zeigen.

Sonnenstrahlen brachen durch die Wolkenlücken und malten Muster auf den Boden. Die Schatzkarte lag ausgebreitet auf dem Gras zwischen ihnen.
„Du hast sie doch nicht mehr alle.“ Jasmin fühlte sich viel zu alt, um Schatzjägerin zu spielen.
„Komm schon Mimi, sei kein Frosch.“ Wie lange hatte er sie nicht mehr so genannt? Bestimmt seit er ihren Namen richtig aussprechen konnte und sie ihre ersten Schritte auf dieser Wiese ausprobiert hatten.
„Nagut“, gab sie nach. „Aber nur damit du mich nicht mehr so nennst.“ Sie versuchte Strenge in ihren Blick zu legen, doch dann musste sie doch lächeln.

„ … 48 … 49 … 50!“ Ben ging voran und zählte seine Schritte. Missmutig folgte Jasmin ihm. Sie hatte sich zwar zu diesem Spiel überreden lassen, doch allzu lustig fand sie es bis jetzt nicht, in der sommerlichen Hitze kreuz und quer über die Wiese zu stapfen.
„Hier ist es!“, verkündete Ben sichtlich stolz. Jasmin ließ den schweren Rucksack mit ihrer Ausrüstung fallen.
„Und was genau ist hier?“ Sie sah nichts. Nur blauen Himmel und die Wiese auf der gelber Löwenzahn wucherte. Ben starrte abwechselnd die Karte und die Stelle auf dem Boden vor ihm an, als ob er allein durch seine Blicke ihr Geheimnis würde ergründen können.
„Gib mir mal die Schaufel.“
Umständlich befreite Jasmin sie aus dem Gewirr aus Ausrüstungsteilen.
„Hier Indiana!“ Sie gab sie ihm mit einem Augenzwinkern. Unbeirrt von ihrer Anspielung begann er zu graben. Der Haufen Erde neben ihm war nicht sehr hoch, als der Spaten auf etwas festes stieß. Mit den Händen wischte er die letzten Reste Dreck zur Seite. Ungläubig starrte Jasmin auf die kleine Holztruhe, die er aus dem Loch zog. Ben konnte sein triumphierendes Lächeln kaum verbergen und er hielt ihr seinen Fund stolz vor die Augen.
„Du darfst sie öffenen.“
Es war schwieriger als es zuerst aussah, doch irgendwann gelang es Jasmin den rostigen Riegel zu bewegen und den Inhalt ans Licht zu holen.
Es war ein Haifischzahn.

Wie der Zahn sie allerdings in das alte Gemäuer geführt hatte, verstand Jasmin nicht. Ben würde es ihr erlären müssen. Vorrausgesetzt wir überleben das hier, dachte sie und fasste seine Hand fester. Das Geräusch ihrer Schuhe auf dem staubbedeckten Boden zerstörte verräterisch die Stille in der Dunkelheit. Seit Jahrzehnten hatte niemand mehr den alten Gewölbekeller betreten, dass wusste Jasmin, doch trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie und Ben nicht die einzigen hier waren. Die Strahler ihrer Taschenlampen durchschnitten die Finsternis.
„Glaubst du es ist verboten hier zu sein?“ Sie schämte sich dafür, dass ihre Stimme nur ein Flüstern war.
„Sei kein Frosch, Mimi. Hier gibt es nur Staub und alten Plunder.“ Jasmin glaubte aus seiner Antwort Zuversicht zu hören. Das Licht ihrer Taschenlampen glitt über altes, unbehauenes Gestein. Die Luft roch modrig und faul. Jasmin hörte ihre Schritte und ihrer beider Atemzüge. Am liebsten hätte sie sich herumgedreht und wäre nach oben ins Sonnenlicht geflohen, doch sie wollte sich vor Ben ihre Feigheit nicht eingestehen. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass er ihren Angstschweiß in ihrer Handfläche spüren würde. Sie folgte mit den Augen dem hellen Strahl ihrer Lampe.
Im Dorf nannte man die alte Villa „Zum dunklen Gärtchen“. Man erzählte sich, dass die Besitzer absichtlich die alten Gemäuer mit Efeu überwuchern ließen um sowohl Feind als auch Freund auszusperren und um jegliches Sonnenlicht aus den Zimmern auszuschließen. Als Kind hatte sich Jasmin vor diesem Ort gefürchtet, besonders als Ben ihr einmal erzählt hatte, dass hier Vampire hausen sollten. An die alten Gruselgeschichten glaubte sie zwar nicht mehr, dennoch konnte sie eine gewisse Angst nicht leugnen. Die Stille und die Dunkelheit ließen sie mit all ihren Ängsten zurück, nur die Wärme von Bens Hand hielt sie in der Wirklichkeit.
Ohne eine Ankündigung blieb Ben stehen. Jasmin wäre beinahe in ihn hineingelaufen.
„Was ist?“ Noch immer war ihre Stimme ein Flüstern.
„Wir sind da.“ Auch er sprach nicht besonders laut. Sie waren an einer Tür stehen geblieben. Im Licht ihrer Lampe konnte Jasmin erkennen, dass sie aus Holz war und die obligatorischen Eisenbeschläge besaß. Gerade wollte sie fragen, wie sie sie öffnen sollten, als sie sah, dass die Tür offen Stand. Vermutlich hatte das Schloss dem Rost keinen Widerstand mehr leisten können. Nacheinander schoben sie sich durch den Spalt.
„Sieh dir das an.“ Ehrfurcht schwang in seiner Stimme mit und Jasmin hob ebenfalls ihre Taschenlampe wieder. Die Wände waren mit Regalen voller Bücher bedeckt.
„Wer baut hier unten eine Bibliothek?“, fragte sie und stellte sich vor, wieviel angenehmer es gewesen wäre, oben in der Villa danach zu suchen. Dort wo es wenigeer Dunkel war.
„Sie waren wirklich sonderbar.“ Er meinte die damaligen Bewohner, welche Vampire waren, als Ben und sie noch an soetwas geglaubt hatten.
Jasmin schritt die Regalreihen ab. „Und jetzt?“
„Wir suchen das ‚Buch der Realität‘.“ Ben entzifferte die Buchstaben auf der Schatzkarte im Schein seiner Lampe, dann half er Jasmin die Reihen abzugehen und die Titel zu lesen.
„Hier ist es.“ Er zog ein dickes Buch aus dem Regal. Neugierig schlug er es auf und die Realiät zerfiel.

Bens Großmutter hatte es sich in ihrem Sessel gemütlich gemacht und blätterte in dem Fotoalbum. Ihre alten Finger schafften es nur mit Mühe die Seiten umzuklappen. Nach einer Weile der Erinnerungen und betrachten von längst vergangengen Gesichtern blieb ihr Blick auf dem Bild ihrer alten Heimat hängen. Die Villa war über und über mit Efeu bewachsen, weshalb die Dorfbewohner sie „Dunkles Gärtchen“ nannten. Vor dem Gebäude standen zwei junge Erwachsene, die ihr entgegenlächelten. Ben und Jasmin.
„Endlich Frieden“, murmelte die alte Frau bevor auch ihre Realität entgültig zerfiel.
Lustlos betrat Ben den Dachboden seiner Großmutter. Er hatte den Auftrag erhalten ein altes Fotoalbum zu suchen. In dem Koffer, den sie ihm beschrieben hatte, fand er nicht nur die Bilder, sondern auch noch etwas anderes. Etwas das wesentlich älter war.
Eine Schatzkarte.
Seine Kindheit, in der er mit seinen Freunden Piraten gespielt hatte, war schon seit ein paar Jahren vorbei und doch fühlte er sich plötzlich wieder, wie der kleine Junge, der er einst war. Mit zittrigen Fingern klappte er sie auseinander und atmete den alten, trockenen Staub ein, der ihn zum Husten brachte. Schon auf den ersten Blick erkannte er die Umrisse, die sich ihm zeigten. Es war eine Karte des Dorfes in dem er lebte. Er musste sie Jasmin zeigen.

Sonnenstrahlen brachen durch die Wolkenlücken und malten Muster auf den Boden. Die Schatzkarte lag ausgebreitet auf dem Gras zwischen ihnen.
„Du hast sie doch nicht mehr alle.“ Jasmin fühlte sich viel zu alt, um Schatzjägerin zu spielen.
„Komm schon Mimi, sei kein Frosch.“ Wie lange hatte er sie nicht mehr so genannt? Bestimmt seit er ihren Namen richtig aussprechen konnte und sie ihre ersten Schritte auf dieser Wiese ausprobiert hatten.
„Nagut“, gab sie nach. „Aber nur damit du mich nicht mehr so nennst.“ Sie versuchte Strenge in ihren Blick zu legen, doch dann musste sie doch lächeln.

„ … 48 … 49 … 50!“ Ben ging voran und zählte seine Schritte. Missmutig folgte Jasmin ihm. Sie hatte sich zwar zu diesem Spiel überreden lassen, doch allzu lustig fand sie es bis jetzt nicht, in der sommerlichen Hitze kreuz und quer über die Wiese zu stapfen.
„Hier ist es!“, verkündete Ben sichtlich stolz. Jasmin ließ den schweren Rucksack mit ihrer Ausrüstung fallen.
„Und was genau ist hier?“ Sie sah nichts. Nur blauen Himmel und die Wiese auf der gelber Löwenzahn wucherte. Ben starrte abwechselnd die Karte und die Stelle auf dem Boden vor ihm an, als ob er allein durch seine Blicke ihr Geheimnis würde ergründen können.
„Gib mir mal die Schaufel.“
Umständlich befreite Jasmin sie aus dem Gewirr aus Ausrüstungsteilen.
„Hier Indiana!“ Sie gab sie ihm mit einem Augenzwinkern. Unbeirrt von ihrer Anspielung begann er zu graben. Der Haufen Erde neben ihm war nicht sehr hoch, als der Spaten auf etwas festes stieß. Mit den Händen wischte er die letzten Reste Dreck zur Seite. Ungläubig starrte Jasmin auf die kleine Holztruhe, die er aus dem Loch zog. Ben konnte sein triumphierendes Lächeln kaum verbergen und er hielt ihr seinen Fund stolz vor die Augen.
„Du darfst sie öffenen.“
Es war schwieriger als es zuerst aussah, doch irgendwann gelang es Jasmin den rostigen Riegel zu bewegen und den Inhalt ans Licht zu holen.
Es war ein Haifischzahn.


Wie der Zahn sie allerdings in das alte Gemäuer geführt hatte verstand Jasmin nicht. Ben würde es ihr erlären müssen. Vorrausgesetzt wir überleben das hier, dachte sie und fasste seine Hand fester. Das Geräusch ihrer Schuhe auf dem staubbedeckten Boden zerstörte verräterisch die Stille in der Dunkelheit. Seit Jahrzehnten hatte niemand mehr den alten Gewölbekeller betreten, dass wusste Jasmin, doch trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie und Ben nicht die einzigen hier waren. Die Strahler ihrer Taschenlampen durchschnitten die Finsternis.
„Glaubst du es ist verboten hier zu sein?“ Sie schämte sich dafür, dass ihre Stimme nur ein Flüstern war.
„Sei kein Frosch, Mimi. Hier gibt es nur Staub und alten Plunder.“ Jasmin glaubte aus seiner Antwort Zuversicht zu hören. Das Licht ihrer Taschenlampen glitt über altes, unbehauenes Gestein. Die Luft roch modrig und faul. Jasmin hörte ihre Schritte und ihrer beider Atemzüge. Am liebsten hätte sie sich herumgedreht und wäre nach oben ins Sonnenlicht geflohen, doch sie wollte sich vor Ben ihre Feigheit nicht eingestehen. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass er ihren Angstschweiß in ihrer Handfläche spüren würde. Sie folgte mit den Augen dem hellen Strahl ihrer Lampe.
Im Dorf nannte man die alte Villa „Zum dunklen Gärtchen“. Man erzählte sich, dass die Besitzer absichtlich die alten Gemäuer mit Efeu überwuchern ließen um sowohl Feind als auch Freund auszusperren und um jegliches Sonnenlicht aus den Zimmern auszuschließen. Als Kind hatte sich Jasmin vor diesem Ort gefürchtet, besonders als Ben ihr einmal erzählt hatte, dass hier Vampire hausen sollten. An die alten Gruselgeschichten glaubte sie zwar nicht mehr, dennoch konnte sie eine gewisse Angst nicht leugnen. Die Stille und die Dunkelheit ließen sie mit all ihren Ängsten zurück, nur die Wärme von Bens Hand hielt sie in der Wirklichkeit.
Ohne eine Ankündigung blieb Ben stehen. Jasmin wäre beinahe in ihn hineingelaufen.
„Was ist?“ Noch immer war ihre Stimme ein Flüstern.
„Wir sind da.“ Auch er sprach nicht besonders laut. Sie waren an einer Tür stehen geblieben. Im Licht ihrer Lampe konnte Jasmin erkennen, dass sie aus Holz war und die obligatorischen Eisenbeschläge besaß. Gerade wollte sie fragen, wie sie sie öffnen sollten, als sie sah, dass die Tür offen Stand. Vermutlich hatte das Schloss dem Rost keinen Widerstand mehr leisten können. Nacheinander schoben sie sich durch den Spalt.
„Sieh dir das an.“ Ehrfurcht schwang in seiner Stimme mit und Jasmin hob ebenfalls ihre Taschenlampe wieder. Die Wände waren mit Regalen voller Bücher bedeckt.
„Wer baut hier unten eine Bibliothek?“, fragte sie und stellte sich vor, wieviel angenehmer es gewesen wäre, oben in der Villa danach zu suchen. Dort wo es wenigeer Dunkel war.
„Sie waren wirklich sonderbar.“ Er meinte die damaligen Bewohner, welche Vampire waren, als Ben und sie noch an soetwas geglaubt hatten.
Jasmin schritt die Regalreihen ab. „Und jetzt?“
„Wir suchen das ‚Buch der Realität‘.“ Ben entzifferte die Buchstaben auf der Schatzkarte im Schein seiner Lampe, dann half er Jasmin die Reihen abzugehen und die Titel zu lesen.
„Hier ist es.“ Er zog ein dickes Buch aus dem Regal. Neugierig schlug er es auf und die Realiät zerfiel.

Bens Großmutter hatte es sich in ihrem Sessel gemütlich gemacht und blätterte in dem Fotoalbum. Ihre alten Finger schafften es nur mit Mühe die Seiten umzuklappen. Nach einer Weile der Erinnerungen und betrachten von längst vergangengen Gesichtern blieb ihr Blick auf dem Bild ihrer alten Heimat hängen. Die Villa war über und über mit Efeu bewachsen, weshalb die Dorfbewohner sie „Dunkles Gärtchen“ nannten. Vor dem Gebäude standen zwei junge Erwachsene, die ihr entgegenlächelten. Ben und Jasmin.
„Endlich Frieden“, murmelte die alte Frau bevor auch ihre Realität entgültig zerfiel.

Wer nicht kann, was er will, muss das wollen, was er kann. Denn das zu wollen, was er nicht kann, wäre töricht. -Leonardo da Vinci-
Wörterwelten

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Beitrag #3 |

RE: 5 Wörter Teil 43
Ganz ehrlich? Ich habe eine Ahnung, was es ist, aber ich werde es nicht aussprechen. Es wird kein großes Publikum haben, ist auch für mich irreversibel gewöhnungsbedürftig und könnte an einer implosiven Mischung aus "Homesick", "Everybody's gone to the Reaper" und "House of Leaves" angereichert worden sein. Normalerweise würde ich die fünf Wörter markieren, aber hier nicht. Aus Gründen. Sie sind aber alle drin.


blick.Licht

Der Moment lag vor ihm ausgebreitet.
Er starrte darauf, bis die Unschärfe aus dem Anblick hervorquoll wie Wolkenlücken. Es schien ein sinnloses Muster zu sein, harmlos gar, bis der spitze Finger des Spuks ihn berührte und mit ihm spielte wie ein Jongleur mit seinen Ringen.
„Das ist dein Leben“, sagte es lachend und ließ die Sterne vor seinen Augen kreisen. Dahinter kamen nur die Konturen seines vertrauten Zuhauses, Grau in Grau, in Schwarz, in Nacht. Die Stimme klang wie die eines Jungen.
Es verstand sich auf diese Sätze. Einer nadelscharf nach dem anderen klingenspitz, und der Spuk kam etwas näher auf ihn zu, die farblose Tapete hinuntergekrochen.
„Dein eigenes.“ Noch so ein Wort, das in seinem Mund steckte wie ein Haifischzahn im Revolvergebiss.
„Meine Entscheidungen“, verkündete er den Gerüchen, die er kannte. Den Geräuschen von draußen. Den Träumen, an die er sich nie erinnerte. Der Nacht, in der er nicht arbeitete. „Mein Leben. Mein eigenes Leben.“
Und es wurde von einer schützenden Kuppel umgeben, einer Kuppel von Wahrheiten, die er kennen gelernt hatte. Die Lehrjahre spielten keine Bedeutung mehr, wenn er wusste, für was er sich morgen entschied. Im Heute erinnerte. Gestern – dahinter, vorbei. Er war jetzt Herr über alles – sich selbst.
Ein Kichern kroch in sein Ohr, so schwer, dass er beinahe den Kopf gen Schulter hätte fallen lassen. „Was hat Feuer gefangen, was nur? Was hat Feuer gefangen? Es brennt doch, brennt es nicht?“
Schattengrau vermischte sich mit Eigengrau, dennoch bewegte er seinen Kopf nicht. Musste es nicht, nichts brannte. Kein Widerschein, kein Alarmmelder. Ein Kribbeln in ihm, nur das Leben, das sich in seinen Facetten verwob. Sein Leben, das ihm warm in den Adern floss, heiß in die Augen stieg, auf seinen Wangen brannte …
„Warum?“ Keuchen.
„Die Mutter hat's verboten, miau, mio, miau, mio!“, singsangte es, während es sich wie eine japanische Gruselgestalt kopfunter an die Wand krallte. Sein Kopf war ihm zugewandt, seltsam verdreht, und es formte die Worte so deutlich, dass sie wie böse Omen in die, in seine Welt krochen.
„Wirf's weg, sonst brennst du lichterloh!“

„Der Frosch springt immer in den Pfuhl, und säß er doch auf gold'nem Stuhl.“ Das Kichern war verklungen und hatte einer schrecklichen Zuversicht Platz gemacht. Mehr noch: einer Gewissheit, die ihn, den Widerwilligen, stärker anzog als alles andere. Zwischen den haltenden Wahrheiten seines Lebens fiel grelles Licht durch einen Riss – erst einen, dann gebar dieser einen zweiten, einen dritten. Er fühlte sich bleiern und atmete gleichzeitig aus in einen Sog, der ihm-den-Atem-entreißen-wollte – Wie er vorwärts stolperte, konnte er doch nichts tun, um den Riss aufzuhalten. Kein Laut, doch er fühlte das Knacken und Knirschen in jeder Faser. Als er sich die Hände über die Ohren pressen wollte, ratterte die Zerstörung im Puls seines Blutes lauter denn je. Mehr noch, es entsprangen weitere dieser furchtbaren Spalten, an mehreren Stellen zugleich, und klafften über die schützende Kuppel seiner Welt.
Er sackte auf die Knie, todesschwer zu Boden gezogen. Vor ihm landete der Spuk auf allen Vieren und drehte das Gesicht eulenhaft, um ihn von links, von rechts schief anzustarren.
„Nicht dies“, bat er heiser. „Alles. Nur ni-
Im.Bruchteil.einer.Sekunde hatte der Spuk sich mit gebleckten Zähnen in die Hocke aufgerichtet und griff mit beiden Händen – diesen allzu rosigen Fingern, zu Klauen verzerrt durch seinen Schmerz und die Angst – nach ihm. Es hob seinen Blick auf und riss ihn nach oben, wo das Labyrinth der Zerstörung prankte.
„Nur ein Geheimnis“, wisperte der Spuk, und durch die Stimme schimmerte ein paar unkorrigierte Töne lang wieder die des kleinen Jungen, „hat ausgereicht.“
Wahrhaftes Grauen rührte in seinen Eingeweiden, als er spürte, wie wenig Kraft es diesen Spuk gekostet hatte, seinen Blick -
die Erkenntnis ! – aus seinem Zusammensacken zu schöpfen. Als wäre es nicht mehr als zwei Handvoll Nass aus einem Bach. Ein Geheimnis, das er nicht nur mit niemandem ge-teil-t hatte, um es zu wahren,
nein.
– er hatte es sogar vor sich selbst verborgen, tief in sich verschlossen. Nun wucherte es in Blendung über ihm, schloss ihn ein und hob die vertrauten Strukturen seines Lebens schattenhaft-schmal durch die Kuppel hervor.
Einen aussetzenden Herzschlag lang kam ihm dieses Details so fragil-schön vor wie eine namenlose Kunst aus SchattenundLicht. Kein Tod hielt es fest, und neben ihm rieselte das nächste Sandkorn zu Boden.
rieselte einfach
Und alles zerbrach zu Licht und inneren Schreien.
„Das Geheimnis“,
das Flüstern gewann an Atem, der sich in seinem Nacken
kräuselte, „dass auch du
nur ein Mensch bist.

"Unmöglich? Du selbst bist doch die Fürstin des Unmöglichen. Du hast mir das Leben geschenkt und es dann zur Hölle gemacht. Zwei Väter hast Du mir gegeben, und beide mir entrissen. Unter Schmerzen mich geboren und zu Schmerzen mich verdammt. Nun spreche ich zu Dir aus dem Grabe, zu dem Du mir die Welt geschaffen hast: Ich bin Deine Tochter - und Dein Tod."
- aus Bastard -

(Avatar: 'Batbastard', © by Trin o'Chaos)

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