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Verbotene Wörter -Weihnachtsedition 2017-
Du bist dem Wichtel bis hierher gefolgt, doch nun hast du ihn aus den Augen verloren. Dafür hast du aber ein Schild entdeckt: Herzlich Willkommen auf der Spielwiese!
Thema: Winter
verbotene Wörter: eisig, Schneefall, Schlittenfahrt, zittern, Weihnachten
Wie immer habt ihr einen Monat Zeit, um zu dem Thema einen Text oder Gedicht zu schreiben, aber ohne die genannten Wörter zu benutzen.
Wer nicht kann, was er will, muss das wollen, was er kann. Denn das zu wollen, was er nicht kann, wäre töricht. -Leonardo da Vinci-
Wörterwelten
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RE: Verbotene Wörter -Weihnachtsedition 2017-
Und es brauchte 5 Sekunden, um eine Idee zu haben. Aber wird ein Monat reichen, um diese umzusetzen?
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RE: Verbotene Wörter -Weihnachtsedition 2017-
Winterpaar
Ein weißer Puderbezug, so hatte es seine Tochter immer genannt. Er ließ seinen Blick schweifen. Vor ihm lag ein sanftes, weites Tal, das von einigen Hügeln eingefasst wurde. Sein Mädchen hatte sie stets als „Törtchenhügel“ bezeichnet. Der Gedanke an ihr frostrotes Gesicht ließ ihn sanft lächeln. Es war ein gequältes Lächeln und doch vertrieb es die innere Leere für einen Augenblick.
„Du lächelst ja, Tagerion“, ertönte eine helle Stimme hinter ihm und zwei Arme schlangen sich um seinen Bauch, „Hast du einen schönen Gedanken gehabt?“
Er atmete durch, der kühle Nordwind strömte befreiend in seine Lunge. Tagerion drehte den Kopf nach hinten und lächelte. Ein kastanienbrauner Kopf samt Haarschopf lag auf seiner Schulter. Ihre Wärme drang durch seine dicke Winterkleidung und vertrieb das leichte Bibbern, das ihn schon den ganzen Tag plagte.
„Du… hast aber Tränen in den Augen“, stellte sie erstaunt fest und tupfte ihm über das Gesicht.
Tatsächlich waren seine Wangen ein wenig feucht. Tagerion winkte ab und nahm ihre Hand, die noch immer an seinem Bauch lag und drückte sie sanft.
„Mach dir keine Sorgen Arassa, es war nur der schneidende Wind“, beruhigte er sie mit möglichst kontrollierter Stimme.
Ihre grasgrünen Augen funkelten wissen und sie drückte seine Hand fest. Arassa wusste es immer, wenn er sich zurückerinnerte. Schließlich ging es ihr genauso wie ihm, denn ihre Tochter war nicht mehr da. Nicht mehr in ihren Gestaden. Tagerion drehte sich zu ihr um und nahm sie in den Arm. Arassa presste sich zu einer innigen Umarmung an seinen Körper und vertrieb damit den Rest an Kälte aus seinem Körper.
„Es wird ihr bestimmt gut gehen, mein wunderbarer Mann. Du sorgst dich zu viel um sie. Dabei sagen alle, du hättest ein Herz aus Eis.“
Trotzdem seine Gefährtin in seinen Kragen nuschelte, verstand er sie und platzierte einen sanften Kuss an ihrem Ohr. Genau an der Stelle, an der sie besonders empfindlich war. Arassa zuckte kurz zusammen und blickte sogleich schelmisch zu ihm auf. Er konnte in ihren Augen erkennen, dass sie gerade darüber nachdachte ihn zu necken. Seine Mundwinkel hoben sich und er machte sich bereit die Kitzelattacke zu erwidern.
Gerade als sie dazu ansetzte ihre kühlen Fingerspitzen unter seinen Mantel zu fädeln, ertönte hinter ihnen ein auffordernder Ruf. Tagerion grinste siegessicher und packte sanft ihre Hände um ihren spielerischen Angriff komplett zu unterbinden.
„Wo bleibt ihr denn?“ rief die raue Stimme nun deutlich polternd.
„Wir sollten sie nicht warten lassen, besonders ihn nicht“, schlug Arassa lächelnd vor und ließ ihre Hände sinken.
Trotzdem sie lächelte, bemerkte Tagerion, dass seine Frau eine Spur nervös war. Er konnte es ihr nicht verdenken. Es war selten, dass sie alle zusammenkamen. Zu viele unterschiedliche Meinungen schwangen umher, doch heute würden sie ausnahmsweise nicht an oberste Stelle stehen.
Hand in Hand schritten sie den flachen Hügel hinab, in die verschneite Senke, in der die anderen warteten. Man erwartete sie. Dutzende große Gestalten warteten ungeduldig, saßen gelangweilt auf geschnitzten Holzbänken oder aßen und lachten am großen Feuer in der Mitte. Julfeuer nannten es die Sterblichen. Er hatte nie verstanden, warum man es so benannt hatte, doch das lag außerhalb seiner Interessen.
„Tagerion und Arassa“, grüßte eine tiefe, männliche Stimme gütig und dutzende Becher wurden in die Höhe gehalten, „König des Eises und Königin des Himmels. Das Winterpaar. Willkommen!“
Arassa drückte seine Hand etwas fester und ein lauer Nordwind ging durch die Reihen. Einige der Anwesenden begannen leise zu tuscheln und tauschten Blicke. Neugierige und besorgte Blicke.
Tagerion reagierte rasch und rief: „Willkommen, meine Brüder und Schwestern.“
Nachdem die Begrüßung überstanden war, verkündete man, dass das Festmahl bereit sei. Sofort brach eine Welle an ausgelassenen Klängen los. Lauten wurden angestimmt, Flöten geblasen und Geigen gespielt. Lachen erfüllte die Senke, in der sonst frostige Stille herrschte. Ein paar von ihnen begannen sogar zu tanzen. Tagerion erkannte mit einem Schmunzeln, dass der König des Weines darunter war, zusammen mit einer der Dienerin. Wem diese zugehörig war, konnte er aber nicht erkennen. Der Wind drehte und blies nun aus Osten. Instinktiv drehte er sich um. Die tanzenden Flammen warfen einen großen Lichtkreis, der bis an den Rand der Senke reichte. Außerhalb des Feuerscheins, am Fuß eines Hügels erblickte er die schlanke Gestalt Arassas. Offenbar hatte sie sich rasch von der Feier entfernt. Tagerion seufzte und stapfte durch den Schnee zu ihr. Eigentlich könnte er ihn auch einfrieren, aber heute wollten sie so normal sein wie nur möglich. Dazu zählten auch Schmerzen, Sehnsucht, Sorgen und andere Gefühle, die sie sonst immer unterdrückten. Seine Frau schien ihn zu bemerken, denn der Windzug erstarb sobald er in Hörweite kam.
„Ich kann sie nicht sehen…“, murmelte Arassa leise und blickte hinab auf dem Fuße des Hügels.
„Das macht der Schnee“, antwortete Tagerion sanft und legte ihr zaghaft eine Hand auf die Schulter, „Du könntest ihn fortwehen, tust es aber nicht.“
„Vielleicht weil ich mich vor dem fürchte, was ich dort sehen könnte.“
„So fühlen nun einmal die Sterblichen. So sollten Eltern sich um ihre Kinder sorgen.“
„Denkst du, sie weiß, dass wir hier auf sie warten?“
„Jedes Kind denkt auf die eine oder andere Weise an seine Eltern. Ich bin mir sicher, dass sie weiß, dass wir hier sind.“
Arassa drehte sich langsam zu ihm um. In ihren Händen lag ein Ball aus Schnee.
„Du hast Recht“, sagte sie sanft und lächelte, „Wir sollten uns immer um sie sorgen, auch wenn es nur eine ganz normale Reise wäre.“
„Sie wird sich selbst finden. Wir können ihr dabei nur zusehen“, erwiderte Tagerion einfühlsam und legte eine Hand auf den Schneeball.
„Das war deine Idee oder? Diese Feier meine ich.“
Verwirrt von dem plötzlichen Themawechsel blinzelte er erst ein paarmal und grinste dann schelmisch. Arassa boxte ihm gespielt gegen die Schulter und lächelte dann doch. Tagerion lachte leise und zog mit seinem Fuß ein kleines Herz in den Schnee. Er wusste, dass sie diese kleine Abwechslung dringend nötig hatte.
„Wir sind das Winterpaar. Lass uns unsere Gäste nicht länger warten.“
Arassa nickte und gemeinsam schlossen sie den Schneeball fest zwischen ihre Hände ein. Ein heftiger Nordwind kam auf. Das entfernte Lachen wurde leiser, doch die Musik stoppte nicht. Feine weiße Flocken begannen aus dem Himmel zu segeln. Ein durchdringendes Knirschen ging durch die gesamte Senke. Ringsherum schoben sich glatte Eisplatten aus dem Boden. Glatt und sanft das Licht reflektierend bildeten sie vier Wände. Das Knirschen hielt noch eine Weile an, bis sie in einem riesigen Haus aus Eis standen, dessen Dach aus einer kunstvoll verzierten Eiskuppel bestand. Erste Schneeflocken begannen sich auf dem Gebilde zu sammeln und senkten sich in die feine Linien herab, die erst durch den Schnee sichtbar wurden.
„Ich wünsche dir ein schönes Julfest, meine Sturmwind“, sagte Tagerion und näherte sich den Lippen Arassas.
„Dir auch, mein Eisherz“, erwiderte sie und schloss die Augen.
Ein heulender Sturmwind tobte über die Senke, als sich ihre kühlen Lippen fanden. Kleine Geschosse aus Eis prasselten gegen das Haus, als die Böe an ihnen vorbeirauschte. Sie lachten leise und gingen Hand in Hand ins Innere.
„Ich konnte sie kurz sehen“, wisperte Arassa kurz nachdem sie das Haus betreten hatten. Ihre grasgrünen Augen funkelten glücklich, „Sie denkt an uns.“
„Und wir an sie, egal wo sie ist“, erwiderte Tagerion leise und schnappte ein Becher Wein aus der Luft, der ihn zugeworfen wurde, „Immerhin sind wir eine Familie.“
Ausgelassenes Gelächter ertönte. Der Duft nach Braten, Anis und warmen Apfelwein erfüllte die Luft. Arassa seufzte verträumt und kuschelte sich an seine Seite und hakte sich rasch bei ihm unter. Tagerion verstand die Geste und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
Nach drei spontanen Anläufen hier ein (spontanes) Ergebnis. Naja viel hab ich nicht dazu zu sagen, ausnahmsweiße. Nur, dass ich mal endlich aktiv geworden bin und ich den Text eigentlich mag 
Ein paar Dinge sind vielleicht nicht ganz klar... das sind sie mir selbst nicht aber ich denke, ein Text muss nicht immer alles erklären. Hauptsache die Botschaft kommt an.
@Sniffu
Natürlich reicht der eine Monat. Muss ja kein abendfüllender Epos sein =P
Bin schon auf deine Idee gespannt!
Lg Nos
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