03-05-2018, 21:16
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04-05-2018, 08:55 von Zack.)
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Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Hallo zusammen,
ich weiß nicht, inwiefern ihr die Diskussionen, die aktuell in der Phantastikszene laufen, mitbekommt, aber auch hier kocht die Sexismus-Debatte und es wird kritisiert, dass es viel zu wenige starke Frauenfiguren gäbe. Dabei gibt es ausgerechnet in der Phantastik einige positive Beispiele für weibliche Charaktere, die stark und facettenreich auftreten. Ich persönlich sehe da kein so großes Ungleichgewicht und hab mal ein paar Beispiele zusammengesucht:
Kate Daniels aus " Stadt der Finsternis": extrem schlagfertig und mutig, hat ein fleischfressendes Schwert und ringt magische Monstrositäten aller Art nieder, hat aber auch eine sensible Seite und diverse Macken
Shara aus " Die Krone der Sterne": eine Alleshändlerin, die viel durchgemacht hat, sehr einfallsreich und abgebrüht, nimmt es selbst mit hartgesottenen Söldnern auf und verfolgt hartnäckig ihren Traum
Furiosa aus "Mad Max - Fury Road": ebenfalls eine hartgestottene Kämpferin, steht Mad Max in nichts nach und verdient sich seinen Respekt - positiv fällt auf, dass es keine Lovestory zwischen ihr und Mad Max gibt
Cosima aus " Die Granden von Pandaros": führt eine Art Mafia-Clan an, äußerst durchtrieben, aber auch extrem charmant
Molly aus "Neuromancer": taffe Södnerin mit Herz, ist quasi Bodyguard für Protagonist Case, hat auch mal Sex mit ihm, trotzdem keine Lovestory ^^
Dina aus " Alif der Unsichtbare": gläubige, vollverschleierte Muslima, die sich von Männern nichts gefallen lässt und mit ihrer bestimmten, klugen Art überzeug
Captain Kathryn Janeway aus "Star Trek - Voyager": erster weiblicher Sternenflottencaptain in der Serie und gleichzeitig der unkonventionellste
Major Kusanagi aus "Ghost in the Shell": Anführerin einer Spezialeinheit, auf der Suche nach dem Sinn ihrer Existenz (im neuen Film nach ihrer Vergangenheit), im Manga ein eher aufbrausender Charakter, im Anime ruhig und nachdenklich
Und da gibt es noch viel mehr - wer fällt euch denn so ein?
Oder glaubt ihr, dass es zu wenig weibliche Charaktere gibt, die überzeugen können?
Viele Grüße
- Zack
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RE: Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Interessantes Thema, Zack. Ich persönlich bin leider von negativen Erfahrungen gezeichnet (habe aber sicher auch nicht so ein großes Repertoire wie du, aus dem ich schöpfen könnte).
Negativbeispiele:
Sookie Stackhouse (namensgleiche Buchreihe), definiert sich über Männer. Egal, wie gut eine Figur aufgebaut ist, die ganze Entwicklung gerät ins Hintertreffen, wenn die (romantischen/sexuellen) Beziehungen zu Männern im Vordergrund stehen. Ist zu lange her, meine aber auch, dass sie sehr oft von Männern gerettet werden muss.
Die Protagonistin aus "Das erste Zeichen des Zodiac" von Vicki Pettersson. Die Figur wird als superstarke Powerfrau verkauft, sieht man mal von den ganzen Genderstereotypen ab, bleibt ein fahler Nachgeschmack: Eine Vergewaltigung war ausschlaggebend für die Reife der Figur. Nur weil sie vergewaltigt wurde, ist sie heute also eine starke Frau.  Diese doch sehr empfindliche Thematik wird so arg missbraucht, dass es nicht mehr lustig war.
Hunger Games. Ich habe den ersten Band regelrecht verschlungen, Gott und der Welt gedankt, dass die (Jugend-)Buchwelt endlich (!) eine starke weibliche Figur hat, ohne dass ihr Geschlecht im Mittelpunkt steht. Sie ist nicht stark, weil oder obwohl sie weiblich ist, sie ist es einfach. Dann kam das letzte Kapitel. Plötzlich ist es scheißegal, was in den Distrikten noch passiert, welche Gefahren drohen, es zählt einzig und allein, was Peta denkt und fühlt. Ihm ordnet Katniss (?) alles unter. Musste das sein???  Stöhnend habe ich das Buch in die Ecke gepfeffert und meinen Glauben an die Menschheit wieder unterm Bett eingemottet.
Positives Beispiel:
Lyra aus "Der Goldene Kompass" (wohlgemerkt nur im 1. Band, in den Folgebänden wird ihre Figur für den männlichen Protagonisten dekonstruiert). Da war dieses kleine Mädchen, das sich seinen Weg durch eine Landschaft mächtiger und gefährlicher Personen lügt und trickst und sich dabei einen Ruf macht, wie ihn Harry Potter lange Zeit, bevor er ihn sich verdient hatte, genießt. Wieder wird hier nicht großartig das Geschlecht thematisiert (à la Lyra ist, obwohl sie ein Mädchen ist, so listenreich), sondern einfach hingenommen, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat.
Ist euch das aufgefallen? Mir kommt es so vor, dass ein weiblicher Held immer mehr Rechtfertigunsbedarf hat, wieso gerade sie die "Auserwählte" ist, als ein männlicher Held. Beispiel Hunger Games. Ich habe oft genug Diskussionen mitbekommen, wo (wahrscheinlich männlich) jemand fragt, was so toll an ihr ist, die macht doch gar nichts. Gab es solche Diskussionen denn auch bei Harry Potter? Meiner Erinnerung nach war er immer auf der Gewinnerseite, weil meistens andere ihm geholfen haben. Darüber redet niemand. Weil er männlich ist und niemand hinterfragt, wieso ein "Mann" die erste Geige spielt. Steht aber plötzlich eine "Frau" im Rampenlicht, werden all die "Macken" am Heldenmythos (die Heldenfigur ist Held, weil sie es eben ist) auffällig und diese Schwächen werden der HeldIN zum Vorwurf gemacht.
Zitat:Dina aus "Alif der Unsichtbare": gläubige, vollverschleierte Muslima, die sich von Männern nichts gefallen lässt und mit ihrer bestimmten, klugen Art überzeug
Zack.  Ich habe das Buch zu Hause, aber noch nicht gelesen. Da rutscht es ja gleich höher auf meiner To-Read-Liste.
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RE: Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Ha, da hab ich glatt zwei ganz wichtige Damen vergessen (und oben noch schnell reineditiert):
Captain Kathryn Janeway, schon in den 90ern ein weiblicher Sternenflottencaptain und meiner Meinung nach der beste (ja, jeder hat einen anderen Liebling  ). Ihr Schiff, die Voyager, strandet am Rande der Galaxie und sie muss ihre Crew nach Hause bringen, gleichzeitig muss sie die Crew eines Rebellenschiffes in ihre integrieren. Janeway ist eine starke Führungspersönlichkeit, die auch sensible, "weibliche" Seiten zeigt. Und ich mag ihre Einstellung, dass man die Oberste Direktive auch mal dehnen muss  ... (das war damals für Star Trek ziemlich heftig).
In der Serie gibt es zudem weitere starke, facettenreiche Frauen wie die Klingonin B'Elanna Torres (Chefin im Maschinenraum) und Seven of Nine, eine Borgdrohne, die ihre Menschlichkeit wiederentdeckt. Optisch könnte man die Darstellung von Seven of Nine als sexistisch ansehen (schlank und gut gebaut, extrem enge Kleidung), aber ihr Charakter ist sehr vielschichtig.
Die legendäre Cyberpunk-Story "Ghost in the Shell" hat ebenfalls eine weibliche Heldin, die Anführerin einer Spezialeinheit ist und während der Aufklärung ihrer Fälle ihre ganz eigenen Kämpfe ausficht - dabei spielen vor allem der Sinn ihrer Existenz und die Frage nach ihrer Menschlichkeit eine Rolle, Männer treten nur als Kollegen / Freunde auf.
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@Sniffu: Also die Hunger Games kannste echt vergessen, Katniss ist nur oberflächlich stark, aber eigentlich stolpert sie mehr durch die Story und lässt sich ihren Weg letztlich von den männlichen Charakteren diktieren ... so läuft es leider oft.
Was Liebesgeschichten angeht: ich finde, eine starke weibliche Heldin kann auch mit Liebesgeschichte stark sein. In "Stadt der Finsternis" gibt es auch eine Lovestory zwischen Kate und Curran, dem Herrn der Gestaltwandler. Allerdings braucht sie mehrere Bände, um sich zu entwickeln, und beide Charaktere sind sich ebenbürtig, auch nachdem sie sich ihre Gefühle zueinander eingestehen. Beide retten sich gegenseitig aus brenzligen Situationen und beide sind gleich widerspenstig und reagieren schnell mal über. Sie sind wie Feuer und Eis und schenken sich nichts ^^ ... Kate bleibt dabei immer die Hauptfigur, sie steht niemals hinter Curran zurück.
Ich denke, Liebe ist bei weiblichen Charakteren ein größeres Thema als bei männlichen und das ist auch okay so, weil Frauen meistens gefühlsbetonter sind - aber es sollte dann eine gleichberechtigte Beziehung sein.
In "Alif der Unsichtbare" hat Dina auch Gefühle für Alif, aber sie ist zurückhaltend mit ihren Emotionen (in der Geschichte geht es auch erstmal um andere Dinge) - und sie sagt es ihm, wenn ihr etwas nicht gefällt und wenn er sich auf dem falschen Weg befindet (und sie hat Recht damit  ). Mir hat dabei besonders gefallen, dass sie eine Frau ist, die die Vollverschleierung aus Überzeugung trägt und trotzdem nicht vor Männer kuscht. Sie ist ein eigenständiger, vielschichtiger Charakter, ohne den der männliche Held scheitern würde.
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RE: Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Natürlich kann eine Heldin auch mit Liebesgeschichte stark sein. Leider funktioniert ihre Entwicklung zumeist exklusiv über ihre Beziehung zu ihrem Love interest. Männliche Helden hingegen erleben unter anderem eine Romanze, definieren sich aber nicht darüber bzw. werden darüber definiert.
Hier fällt auch die Rollenverteilung auf: Männlicher Held in einem männlichen Umfeld, wohingegen weniger als 10% der Figuren weiblich sind und die meisten davon entweder potentielle Liebhaberinnen oder Mutterfiguren sind. Sehr bekanntes Beispiel: Star Wars. Egal wie einflussreich und stark Padme auch war, sie wird zur Mutter der Kinder von Anakin degradiert und ihr Tod dient als Rechtfertigung für Anakins Verwandlung zu Darth Vader. Auch Leia wird vermehrt über ihre Beziehung zu Han Solo und Luke definiert als über sich selbst. (Wie es sich mit der neuesten Protagonistin im Star Wars Universum verhält, weiß ich nicht, da ich nur den ersten Film mit ihr gesehen habe, aufgrund der Redundanz der Filme die weiteren Fortsetzungen nicht mehr gesehen habe. Ren (?) scheint mir im ersten Film zumindest Potential gehabt zu haben, ein "weiblicher Luke" zu sein/werden).
Handelt es sich um eine HeldIN, bleibt das männliche Umfeld in der Größenordnung quasi bestehen und Männer bleiben (neben der Heldin) die treibende Kraft in der Handlung.
Vielleicht lese ich auch nur die falschen Bücher (= vermeintliche Klassiker des Kanons und Mainstream).  Ein Grund mehr, mir deine Liste genauer anzuschauen.
04-05-2018, 21:43
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-10-2018, 22:19 von Zack.)
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RE: Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Mhm, naja, zumindest bei "Voyager" war das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Hauptfiguren relativ ausgewogen, auch wenns ein paar Männer mehr waren. Es gibt auch verschiedene Beziehungen zwischen den Charakteren, überwiegend freundschaftliche, teilweise auch Romanzen. Aber trotzdem bleibt jeder ein ganz eigener Charakter mit eigenen Idealen und Zielen.
Und ja, es ist schon so, dass im Mainstream eher klassische Rollenbilder überwiegen, insbesondere im Jugendbuchbereich, wobei diese extreme Verliebtheit bis zur Selbstaufgabe irgendwie ja auch zu Teenagern passt. Da ist alles eben gleich extrem, trotzdem sollte die Aufgabe der Heldin natürlich nicht sein, andauernd gerettet zu werden.
Beim Thema Liebesgeschichte fällt mir spontan noch " Der Nachtzirkus" von Erin Morgenstern ein. Darin geht es um zwei Magier, ein Mann und eine Frau, die eine Art Duell austragen, indem sie einen Zirkus gestalten. Die beiden wissen jeweils nicht, wer ihr Gegenspieler ist und entwickeln Gefühle füreinander. Ich würde sagen, beide Charaktere sind in ihrer Darstellung gleich stark und facettenreich und werden niemals nur auf den anderen reduziert.
Und falls du Cyberpunk als Genre was abgewinnen kannst: Da gibt es sehr oft starke Frauenfiguren. Sie leiden in ihrer Welt zwar ebenfalls unter Diskriminierung, machen aber ihr eigenes Ding, kümmern sich selbst um ihre Probleme und stehen den männlichen Helden meist in nichts nach. Ein positives Beispiel wäre Akane aus " Psycho-Pass", die mit ihrer optimistischen Art eine untypische Cyberpunk-Heldin ist (die sind sonst meist eher pessimistisch, abgebrüht und knallhart). Akane ist eine junge Polizistin mit hohen Idealen. Sie wird immer wieder auf die Probe gestellt und erlebt die Schattenseiten ihrer Welt, aber sie hält an ihren Überzeugungen fest. Es gibt auch jemanden, den sie mag, aber es ist nie so, dass sie ihm nur noch hinterherrennt. Die beiden arbeiten zusammen und respektieren sich, Zeit für große Gefühle blebt eher nicht. Der Fokus liegt stärker auf den Kriminalfällen und dem großen Ganzen drum herum. Und im Verlauf der Serie macht Akane eine riesige Entwicklung durch und wird immer stärker
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RE: Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Ich finde es bemerkenswert, dass du so viele positive Beispiele hast, Zack.
Gerade beim Teeniebereich bin ich aber der Meinung, dass die Vorbildwirkung nicht unterschätzt werden und das Bild des (weiblichen) Teenies, der kopfüber verliebt ist, nicht unreflektiert propagiert werden sollte. Vielleicht sagt dir "Himmelstiefe" etwas? Zuerst im Selbstverlag erschienen, dann unter die Fittiche von einem (Groß)Verlag genommen. Da hätten wir auch eine Protagonistin, die von einem Schönling zum anderen (in sein Bett) hüpft und rein nach Oberflächlichkeiten geht. Natürlich, Kinder, Teenager werden darauf getrimmt, dass sie miteinander konkurrieren und vor anderen möglichst "cool" wirken wollen - aber soll so etwas wirklich in der literarischen Welt vollkommen kritiklos weitergesponnen werden? Das fand ich an Hunger Games so erfrischend, dass Katniss auf den ersten Blick eben nicht dieses unbeholfene kleine Ding ist, das nach den Blicken von Jungs schmachtet (ob es dann auch auf einen zweiten Blick noch immer so ist, ist wieder eine andere Geschichte, für ein Jugendbuch ist meist nur ein gewisser Grad an Tiefe wünschenswert bzw. beachtenswert). Als superduper Gegenbeispiel hätten wir ja die berühmtberüchtigte Bella.
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RE: Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Weil ich das Buch gerade durchhabe (danke nochmal, ich habe es regelrecht verschlungen!), hier ein Beispiel, das man ruhig als positiv anführen kann: Adelice aus "Cocoon - die Lichtfängerin".
Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen immer wieder nach Gründen gesucht habe, sie als schwach abzustempeln und sie als "Opfer der Männer" zu enttarnen. Fakt ist aber, dass sie genauso stark ist wie ein männlicher Protagonist an ihrer Stelle wäre und die weiblichen (Neben-)Figuren sogar in der Überzahl sind, was nicht die Regel ist. Natürlich droht diese Gewichtung, auf das Schema F hinauszulaufen, in dem eine Vielzahl (von Frauen) einem großen mächtigen Mann unterworfen ist. Also trotz etlicher Kniffe und Tricks das patriachale System zu unterminieren, bleibt es in seiner Vollblüte bestehen.
Was ich auch nicht so toll gelungen fand, ist die klischeehafte Welt, in der die vermeintliche starke Protagonistin verpflanzt ist. Schminke, Heiratsverkuppelungen, Kinderkriegen sind existentielle Probleme (der Frauen) und so ist es mir oft schwer gefallen, Adelice, trotz ihrer Abgebrühtheit, ernstzunehmen, wenn sie gegen diese Widernisse ankämpft oder sich fügt. Da das Ganze dazu noch ein dystopischer Entwurf ist, finde ich, dass die Autorin in dieser Hinsicht ruhig mehr out of the box denken hätte können, anstatt in diesen stereotypen Verhärtungen zu verhaften.
Insofern fand ich es schade, dass Adelice vor allem als starke Protagonistin in Kontrast zu diesen Klischees entworfen wurde und in erster Linie umso stärker wirkte, je mehr sie sich von dem Idealbild Frau abgesetzt hat. Ich denke, ohne diese Klischees hätte der Roman mehr Platz für Originalität und Adelice die Chance gehabt, mehr als eine Heldin zu sein, die stark ist, obwohl sie sich nicht gerne schminkt, Liebe nicht an erste Stelle stellt und Eierstöcke für sie nicht der Heilige Gral sind.
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RE: Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Mir würde noch Eowyn aus der "Herr der Ringe"-Trilogie einfallen. Sie ist zwar, meiner Meinung nach, eine Nebenfigut und ich muss zugeben ich habe die Filme wesentlich öfter gesehen als die Bücher gelesen, aber mir hat gefallen, wie sie, vor allem im dritten Teil, aus ihrer aufgezwungenen Rolle ausbricht.
Obwohl ihr verboten wurde mit in die Schlacht zu ziehen, weil sie eine Frau ist und sich lieber um den Hof des Königs kümmern sollte, verkleidet sie sich und reitet mit den anderen mit. Und nicht nur das. Sie nimmt auf Merry mit, der ebenfalls nicht in den Krieg darf, und tötet den Herrführer von Mordor. Damit sorgt sie signifikant für die siegreichen Ausgang der Schlacht.
Leider hat sie zu wenige Auftritte und taucht nach dem Kampf nur noch kurz auf.
Wenn du das liebst, was du tust, hast du bereits gewonnen!
28-10-2018, 21:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-10-2018, 21:37 von Dreadnoughts.)
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RE: Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Hallo zusammen.
Ich habe jetzt lange überlegt, ob ich einen Zwischenruf wage, oder ob ich wieder schweige. Aber da das nichts mit Politik zu tun hat, möchte ich mich dazu äußern.
@Zack:
Zitat:ich weiß nicht, inwiefern ihr die Diskussionen, die aktuell in der Phantastikszene laufen, mitbekommt, aber auch hier kocht die Sexismus-Debatte und es wird kritisiert, dass es viel zu wenige starke Frauenfiguren gäbe.
Die "Sexismus-Debatte" ja, den Rest eben wegen dieser "Debatte" nicht.
Und es zeigt ja bereits Wirkung bei mir: Man braucht mich nicht anzugreifen, mich nicht scharf anzuschauen, aber wenn ich eine Idee im Kopf habe, dann habe ich schon automatisch ein schlechtes Gewissen, ob ich die richtigen Geschlechter als Hauptdarsteller genommen habe. Und dass ich "Hauptdarsteller" schreibe, und nicht "Charas" oder "Love-Interests" (oder wie englisch auch immer), macht es nicht besser. Im Gegenteil: Durch die Tatsache, dass ich ein Mann bin, kann man mir dadurch ja alles mögliche mehr unterstellen.
Und das findet bereits vor der Planung im Kopf statt, weswegen ich so manches Mal echt dachte, ich hänge die Scheiß Schreiberei an den Nagel.
Denn in einer Welt, wo ich mich hier, Zuhause, wo es keine schwarzen Schergen und keine Darth-Vader-Imperiums-Diktatur gibt, bei einem Hobby, einer Freizeitbeschäftigung (oder was auch immer) bereits so bedrängt fühle, kann ich die Ideen einfach nicht mehr sich selbst entwickeln lassen.
Und ich habe einfach keine Lust mich zu rechtfertigen oder mich irgendwelchen Vorwürfen auszusetzen. Wenn eine Frau eine Nebenrolle hat, dann ist das so. Und wenn ein Mann eine Hauptrolle hat, dann ist das auch eben so. Das bedeutet nicht, dass ich Frauen hasse, schlecht mache, sie einzig als sexuelles Erfüllungswerkzeug ansehe. (Würde mir überhaupt nicht einfallen, ich bin schließlich bei meinen Eltern groß geworden, und nicht in archaischen Strukturen.)
Und ich sage es auch ganz offen:
Dass Ridley Scott Ellen Ripley damals als Helden (neutrale Form, und dafür habe ich auch schon ein schlechtes Gewissen?) genommen hat, hat dem Ganzen keinen Abbruch getan. Im Gegenteil.
Sie war stark. Und dass sie als Frau eben eine Frau war, war im Grunde völlig egal.
Ihr Geschlecht, ihre Eigenschaft als Frau, als "weiblicher Teil des menschlichen Fortpflanzungsrituals" (sorry) kam erst im zweiten Teil zum Tragen, wo ihre Tochter erwähnt wurde.
Und selbst das hat sie nicht degradiert, sondern tiefer gemacht. Wie es auch einen männlichen Darsteller tiefer gemacht hätte.
@Sniffu:
Zitat:Ist euch das aufgefallen? Mir kommt es so vor, dass ein weiblicher Held immer mehr Rechtfertigunsbedarf hat, wieso gerade sie die "Auserwählte" ist, als ein männlicher Held.
Ich lese zwar wieder, aber nicht so viel. Nein, ist es nicht. (Bin ja ein Mann.) Abgesehen davon spreche ich jetzt als "Verfasser" von Texten im phantastischen Genre:
Wenn ich schreibe, hat jede Figur einen "Background", und Frauen wie Männer zeichen sich nicht dadurch aus, dass ich ein Bild male, das heute sehr gerne gesehen wird. Wenn ich eine Frau in den Vordergrund stelle, hat das nichts mit Quoten zu tun, sondern weil sie schon bei der Idee im Kopf dort stand.
Wenn diese Frau zu den Jedis gehört, brauche ich mich ja nicht erklären, dann müsste ich gefeiert und gehypt werden. Ist sie eine VaderIN, dann müsste ich schon in meinem Kopf den Vorwurf ertragen, wie ich es nur zulassen konnte, Frauen so scheiße zu zeichnen.
Im Kopf.
So weit bin ich schon.
Von daher kann die Welt da draußen sich die Lippen zerreißen über dieses Thema einer tollen Super-Duper-Wohlstandsgesellschaft. Ich habe mir vorgenommen, dass es mir am Allerwertesten vorbeigehen kann. Ich werde kein schlechtes Gewissen mehr haben.
->Wer eine Geschichte nur liest, um zu sehen, ob die Quoten erfüllt sind, und ob alles schön gendermäßig und politisch korrekt ausgearbeitet ist - der braucht in Wirklichkeit keine Bücher zum Lesen.
Ein Zwischenruf am Rande.
5 ct.
VGD.
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RE: Starke Frauen in der Phantastik (und anderswo)
Hey Dread,
ich denke nicht, dass es Sinn macht, irgendwelche Quoten zu erfüllen oder sich als Mann schlecht zu fühlen, weil man zu wenige Frauen in der Story hat oder sie gar als Bösewicht zeichnet (wobei das oftmals gefordert wird, dass der böse. böse Gegenspieler doch auch mal eine Frau sein könnte  ).
Es kommt wohl auch drauf an, was man liest / anschaut, aber gerade die erfolgreichen Titel der letzten Jahre hatten oftmals ein Missverhältnis oder haben die weiblichen Charaktere zu abhängig von männlichen Charakteren dargestellt. Da sind meiner Meinung nach aber auch viel die Leser dran Schuld, die gerne lesen, wie die Protagonistin immer wieder gerettet werden muss - und die Verlage, die nach solchen Stories suchen, weil wenns einmal super verkauft wurde, wird es das ja wieder tun.
Da ich die Diskussion jetzt eine Weile verfolgt habe, kann ich dir Argumente vieler Leserinnen nachvollziehen, die meinen, es gibt zu wenige starke Frauenfiguren in der Phantastik, was ich nach wie vor nicht finde. Man muss eben mal abseits des Mainstreams fischen, da gibts genug Bücher mit starken Frauen, die leider weniger beachtet werden.
Die wenigsten Leser fordern Quoten und ich finde es übertrieben, wenn man sich als (männlicher) Autor deswegen Gedanken macht oder es als nötig empfindet, sich von der Debatte zu distanzieren, weil es einem auf die Nerven geht. Das ist nicht Sinn der Sache. Es ist egal, wie viele Damen man unter seinen Charakteren hat, wenn sie nicht als unfähige Dummchen dargestellt werden, die einem Kerl nachlaufen und nichts alleine gebacken kriegen. Wenn man schon eine Frau als Protagonistin hat, dann sollte sie doch selbst die Monster schlachten können, das kann sie auch, wenn sie verliebt ist, und vielleicht findet der Kerl es ja dann auch noch toll, dass sie hemmungslos Monster schlachtet
Es geht also mehr um die Darstellung weiblicher Charaktere, die mehr als männliche Charaktere unter Klischees leiden. Zumindest im Mainstream. Wobei man auch diskutieren könnte, warum die armen Männer immer als Sexobjekte für frustrierte Protagonistinnen herhalten müssen
Was ich aber durchaus wahrgenommen habe, ist eine Benachteilung weiblicher Autoren, was sich in niedrigeren Honoraren und weniger Beachtung ihrer Titel äußerst. Viele Verlage haben auffällig wenige Autorinnen in ihren Programmen und wenn sie welche haben, die auch noch ganz toll schreiben, dann machen sie oftmals 0 Werbung für sie. Aber auch hier sehe ich die Schuld eher bei den Verlagen, die das grandiöse "Autonom" einer Annalee Newitz auf der Buchmesse ganz unten ins Eck vom Regal stellen, während ein Bernhard Hennen eine komplette Regalwand für seine beiden Titel bekommt. Gleiches bei Lübbe: "Roma Nova" von Judith Vogt habe ich nichtmal am Verlagsstand gefunden, während von Andreas Eschbach neuem Roman ein riesiges Plakat hing und ebenfalls eine ganze Regalwand beansprucht wurde. Aber das ist ein ganz anderes Thema ...
Viele Grüße
- Zack
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