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Gezieltes Interesse an (Klein-)Verlagen?
Hallo liebes Forum,
gehört ihr zu denjenigen, die Bücher nach Verlagen auswählen bzw. aufgrund des Verlages Abstand von Titel nehmen, weil sie in der Vergangenheit vom Verlagsprogramm, Lektorat etc. enttäuscht wurden?
Wenn ihr die Wahl zwischen Debütautor*innen bzw. Autor*innen, zu denen ihr keinerlei Bezug habt, im selben Genre habt, aber der eine Roman in einem Publikums- und der andere in einem Kleinverlag verlegt wurde, macht das Verlagshaus einen Unterschied für euch?
Fällt der Verlag bei der Kauf-/Leseentscheidung überhaupt ins Gewicht?
Bis jetzt habe ich nicht sonderlich auf den Verlag des jeweiligen Buches geachtet, doch im Moment würde ich - wenn ich nicht gezielt nach einem bestimmten Buch suche - dem Kleinverlag den Vorzug geben, wenn ich Geld in die Hand nehme. Einfach, um die Diversität der Verlagslandschaft zu fördern. Ich muss auch sagen, dass ich bis vor kurzem, was Lektorat und Korrektorat betrifft, Vorbehalte gegenüber Kleinverlagen hatte, doch im Grunde sind mir bei größeren Verlagen gröbere Schnitzer aufgefallen als andersrum, sodass diese "Berührungsängste" verschwunden sind.
Wie schaut es bei euch aus?
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RE: Gezieltes Interesse an (Klein-)Verlagen?
Hey Sniffu,
ich lese gerne Bücher von Kleinverlagen, da sich diese, zumindest im Phantastik-Bereich, auch an ungewöhnlichere Stoffe wagen und inzwischen auch sehr professionelle, gut gemachte Bücher abliefern
Allerdings muss man etwas aufpassen, da es immer noch welche gibt, die am Lektorat sparen oder einfach jeden Mist raushauen ... und wie du auch schon festgestellt hast, leider lässt auch bei den großen Publikumsverlagen die Lektoratsleistung merklich nach ...
Hier mal ein paar Kleinverlage, bei denen ich schon viele interessante Titel entdeckt habe:
Papierverzierer
Atlantis
Amrûn
Drachenmond
Feder & Schwert
Art Skript Phantastik
Auch interessant ist der Mantikore Verlag, wobei ich da noch nicht so viel gelesen habe ...
Und für Science Fiction kann ich noch Wurdack empfehlen.
Bei der Leseentscheidung fällt ein Kleinverlag schon ins Gewicht bzw. eher nicht, weil die Titel leider oftmals schwerer zu entdecken sind, zumindest wenn man in den normalen Buchhandel geht. Aber ich gehe sowieso kaum noch in Buchhandlungen, weil Thalia bei uns fast alles gefressen hat und mich der Laden nicht wirklich anspricht, da zumindest in Karlsruhe die Phantastik-Ecke einfach nur schlecht sortiert ist.
Interessante Neuerscheinungen entdecke ich vor allem beim Stöbern im Netz und bedingt durch meine Bekanntschaften fällt mir da von Kleinverlagen auch eher mal was ins Auge, aber auch nur, weil man mich wegen Literatopia kennt und oft anspricht auf neue Titel. Ansonsten müssen viele Kleinverlage ziemlich um Aufmerksamkeit kämpfen. Zumindest bei den oben genannten ist ein Blick ins Programm immer sinnvoll
Viele Grüße
- Zack
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RE: Gezieltes Interesse an (Klein-)Verlagen?
Hey Zack,
den Großteil der von dir genannten Verlage kenne ich sogar und verfolge ich auf FB.
Du hast recht, im gängigen Buchhandel werden Kleinverlage stiefmütterlich behandelt. Ich kann mich noch erinnern, dass ich vor rund 10 Jahren Leute (aus dem Literaturbetrieb) sich über Thalia aufregen gehört habe und nicht verstehen konnte, wieso Thalia als Buchhandlung "schlechter" sein sollte als andere und welche Rolle das Unternehmen in Sachen Literatur spielt. Mittlerweile ist der Groschen bei mir gefallen bzw. die Seilschaften des Literaturbetriebes wesentlich sichtbarer geworden. In Großbuchhandlungen gehe ich eigentlich nur mehr, um mir die Bestsellerlisten dort anzuschauen.
Analog stöbere ich in Nischenbuchhandlungen wie das Chicklit in Wien, das überwiegend "feministischere" Literatur bzw. Theorien verkauft. Schön wäre es, wenn es richtige Genrebuchhandlungen gäbe, die sich zB. nur Fantasy-Titeln verschreiben, aber das wäre wohl zu sehr Nische...
Dann profitiere ich ja von deinen Bekanntschaften, Zack, denn ich verfolge LT-Rezensionen und "recherchiere" da a la Schneeballsystem interessante Titel.
Letztes Wochenende gab es die Buchquartier-Messe in Wien, auf denen speziell Kleinverlage ausstellten (war dann sehr überrascht, dass eigentlich relativ bekannte Autor*innen bzw. Werke von solchen verlegt wurden). Gibt es so etwas auch in Deutschland? Ich meine jetzt nicht solche Großevents wie Frankfurtert Buchmesse usw., sondern Veranstaltungen, die sich gezielt auf Kleinverlage konzentrieren?
LG
15-12-2018, 00:20
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-12-2018, 00:22 von Zack.)
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RE: Gezieltes Interesse an (Klein-)Verlagen?
Hey Sniffu,
es gibt auf Phantastik spezialisierte Buchhandlungen, wie zum Beispiel die Otherland Buchandlung in Berlin. Dort gibt es auch diverse Lesungen und Events ... Zu den bekannteren gehört auch der Drachenwinkel. Es gibt sie also, die Genrebuchhandlungen. Aber sie sind rar.
Parallel zur Frankfurter Buchmesse findet der BuCon in Dreieich statt, eine phantastische Veranstaltung mit allerhand Kleinverlagen und auch vielen bekannten Autoren. Da laufen dir Bernhard Hennen, Kai Meyer, Judith Vogt und Co. auf dem Klo über den Weg  ... daneben gibt es zahlreiche weitere Conventions, wo Kleinverlage präsent sind (DortCon, NordCon usw. ...).
Momentan gibt es wieder viele Veröffentlichungen von bekannteren Autoren bei Kleinverlagen. Viele haben bereits bei den großen Publikumsverlagen veröffentlicht, aber wenn diese ihre Ideen als zu unkonventionell etc. einstufen, wenden sich auch solche Autoren gern an Kleinverlage, die inzwischen mit den großen gut mithalten können - und die mehr Mut zu originellen Geschichten haben.
@Bestsellerliste: Interessiert mich nicht. Ist eh nicht echt ... und richtig gute Bücher landen selten dort, weil die Masse auf einfache, schnöde Unterhaltungsliteratur steht.
Grüßle
- Zack
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RE: Gezieltes Interesse an (Klein-)Verlagen?
Rein interessehalber gefragt: Hat schon jemand Erfahrungen mit dem Fabylon-Verlag gemacht? Ich frage deswegen, weil es dort Pastiches über Sherlock Holmes gibt und wissen möchte, wie seriös diese Bücher sind. Danke für Rückmeldungen.
Andreas
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RE: Gezieltes Interesse an (Klein-)Verlagen?
Danke für die Tipps, Zack! Ist eh klar, dass es in Deutschland sowas gibt, während solche Veranstaltungen in Österreich rarer gesät sind.  In Wien haben sie versucht, einen "Fantasy-Tag" auf die Beine zu stellen - die Vindragona hat ganze zwei Jahre durchgehalten, seit 2015 ist sie wieder Geschichte.
Zitat: @Bestsellerliste: Interessiert mich nicht. Ist eh nicht echt ... und richtig gute Bücher landen selten dort, weil die Masse auf einfache, schnöde Unterhaltungsliteratur steht.
Mich interessiert sie sofern, dass sie ein Indikator dafür ist, was die breite Masse liest bzw. welche Bücher vom Literaturbetrieb protegiert werden.
16-12-2018, 19:16
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16-12-2018, 19:17 von Zack.)
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RE: Gezieltes Interesse an (Klein-)Verlagen?
@Andreas: Der Fabylon-Verlag macht ganz gute Bücher. Ich kenne auch die Verlegerin Uschi Zietsch, die selbst recht erfolgreich Fantasy schreibt und die sehr viel Herzblut in den Verlag steckt. Im Fabylon Verlag stecken jahrzehntelange Erfahrung und auch wenn ich nicht alle Bücher von dort gut finde, sind doch einige Schätze dabei  ...
Ich finde nur die Buchformate teilweise etwas unglücklich gewählt bzw. die Schrift ist oft klein, aber vielleicht ist das inzwischen auch besser geworden. Kleinverlage gehen halt öfter auf kleine Schriften, um Seiten und damit Druckkosten zu sparen.
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RE: Gezieltes Interesse an (Klein-)Verlagen?
Hallo Zack,
danke für die Rückmeldung.
Andreas
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