Hi Leute,
ich bin neu hier und hoffe auf rege Kommentare zu meiner Story. Ich schreibe an der schon seit Ewigkeiten und daher ist sie schon entsprechend umfangreich.
Sry im Voraus für den langen Post (ich hoffe es nicht zuviel). Erstmal lade ich nur ein Kapitel hoch. Falls dann mehr gewünscht sind kann ich noch Nachschb liefern (habe insgesamt momentan 4 komplette Kapitel).
Viel Spaß beim Lesen
Die dunkle Macht:
Band 1: Brut des Bösen
Prolog
Unerforschtes System, 108 Parsec von der Grenze der galaktischen Allianz entfernt, Mittagszeit
Tief in den unendlichen Weiten des Weltraums und ungefähr hundert Parsec von den Grenzen der galaktischen Allianz entfernt dümpelte ein Raumschiff in der Nähe eines gigantischen Gasplaneten einsam umher.
Wie alle Gasplaneten in diesem nicht kolonisierten System bestand die Atmosphäre zum größsten Teil aus rötlichen Gaswolken, die so schnell herumwirbelten, dass keine klare Struktur mehr erkennbar war und die ihn durch die Beleuchtung seines Zentralgestirns von der endlosen Schwärze des luftleeren Raumes abhob. Um ihn herum zog sich in den verschiedensten Formen und Größen ein Gürtel aus Gestein und Geröll.
Der Planet folgte beständig wie eine Uhr seiner epilleptischen Umlaufbahn durch das Sternensystem und wurde durch seine Position ein zufälliger Beobachter des erwähnten Raumschiffes, das sich knapp außerhalb seines Gravitationsbereiches befand. Die Außenhaut war in einer fast pechschwarzen Lackierung gehalten und nur sehr aufmerksame Augen vermochten den minimalen Unterscheid zur Schwärze des Wetraum zu erkennen.
Allein die leuchtenden Antriebsdüsen verrieten das Raumschiff, was sich gemächlich und langsam vom dem Planeten entfernte. Es hatte eine längliche Form und war in der Mitte relativ breit, um dort so viele Handelswaren wie möglich unterzubringen. Es sah allgemein gesagt typisch für diese Raumschiffklasse aus und hatte auch äußerlich in keinster Weise besondere Reize, wenn man von den Alterserscheinungen an seiner Außenhaut absah.
Eine Zeitlang passierte nichts. Der Gasplanet drehte sich weiter und schien kein näheres Interesse an diesem metallenen „Etwas“ zu haben.
Dann öffnete sich plötzlich nur wenige Parsecs vor dem Raumschiff ein riesiger Strudel aus rotierenden Strahlen, die sich verdichteten und einen Kreis aus wirbelnder Materie bildeten. Mit einem Plopp tauchte das Raumschiff in dieses „Etwas“ ein und verschwand darin ehe die Besatzung irgendetwas hätte machen können. Mit einem weiteren Plopp verschwand der Strudel wieder so schnell wie er gekommen war.
Alles war wieder wie vorher. Der Planet zog weiter seine Kreise durch den unendlichen Raum des Weltalls; so unbeteiligt wie Planeten das halt können. Nur das Raumschiff fehlte.
Und hier beginnt die Geschichte…
Kapitel 1: Eine unglückliche Entscheidung
Einige Zeit später; im vom Wurmloch gefangenen Raumschiff
Es war schwer ein Commander eines Raumschiffes zu sein, dass sich von einem Moment auf den Anderen von einem Handelsraumschiff in ein mobiles Gefängnis verwandelt hatte. Der Mann, der sich nun mit diesem Gedanken abfinden musste, war ein 45 Jahre alter Weltraumhändler und Commander namens Remus und dieser Gedanke schmeckte der genannten Person naturgemäß gar nicht.
Mürrisch lief er in seiner Kabine hin und her und hätte am liebsten jemanden vor sich gehabt um seinen Frust hinauszubrüllen. Leider war er aber in seiner Kommandantenkabine allein.
Zum wiederholten Mal fragte er sich, ob es vielleicht sämtliche Mächte in diesem verdammten Universum auf ihn abgesehen hatten. Eigentlich hatte er schon sämtliche Phänomene, die der galaktischen Wissenschaft bekannt waren, erlebt. Er war schon mal knapp einem schwarzen Loch entkommen, dass sein Schiff um ein Haar in die ewigen Jagdgründe befördert hätte und auch Beinahekollisionen mit gerade erst entstandenen Planeten, die zum größten Teil noch rotglühende Kugeln gewesen waren, hatte er schon erlebt.
Natürlich hatten auch schon Meteoriten und Asteroiden den Weg von ihm gekreuzt.
Aber so ein Phänomen, wie ihm vor knapp zwei Wochen begegnet war und was ihn immer noch fest im Griff hielt (wortwörtlich!) hatte er in seiner bisherigen Laufbahn noch nicht erlebt.
Stopp. Die Geschichte pausiert hier für einen Moment. Des Verständnis wegen muss ich sie, ja lieber Leser, genau sie etwas fragen. Wissen Sie überhaupt etwas mit Asteroiden oder Meteoriten im galaktischen Kontext anzufangen? Wenn ja, können sie die hier folgenden wunderschönen und natürlich äußerst informative Infotexte überspringen. Falls nicht, lesen Sie sie jetzt. Danach geht es selbstverständlich mit der Geschichte weiter.
Eintrag aus dem galaktischen Lexikon von Gabul Harjam
Kapitel 12: Meteoriten und Asteroiden - Die besten Freunde von Weltraumreisenden?
Meteoriten. Asteroiden. Begriffe, die einige Weltraumreisende sicher zum Schwärmen bringt. Oder Rachegefühle auslöst. Begriffe, die untrennbar mit dem ohne Zweifel faszinierenden und durchaus gefährligen Weltraum verbunden ist.
Um allen Weltraumabenteuern (und den geschätzten Lesern) einen ungefähren Eindruck zu verschaffen, was unter Meteoriten und Asteroiden zu verstehen ist, folgt eine kleine Erläuterung:
Stellt euch einfach mal einen Felsbrocken vor, den ihr auf tausende von Kilometern pro Stunde beschleunigt. Mit so einem Ding zusammenstoßen sollte man tunlichst vermeiden. Und wenn ihr euch diesen imaginären Felsbrocken nun noch extrem vergrößert vorstellt (beispielsweise auf die Größe des Mount Everest oder noch größer) dann habt ungefähr die Dimensionen erfasst, aus denen diese Geschosse bestehen.
Natürlich müssen diese außer Kontrolle geratenen Geschosse nicht unbedingt aus Fels bestehen, wie in unserem Beispiel ausgeführt. Es gibt diese gemeingefährlichen Brocken auch in Form von Eis oder noch halb glühend. Trotz solcher ohne Zweifel erschreckenden Fakten, gibt es noch Völker in der Galaxis, die sämtliche Warnungen in den Wind schlagen und diesen herumfliegenden Brocken völlig unverantwortlich und ohne Sinn und Verstand verdammt nahe kommen, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Beweggründen.
So zum Beispiel die Valatarier.
Die Valatarier leben auf einem Planeten (Kiras 9) weit außerhalb der Weltraumhandelsrouten und das ist auch einer Gründe, warum die Valatarier auch heute noch jegliche Raumfahrzeuge meiden und jeden Besucher quer über den Planeten jagen, wenn er es wagt mit einem Raumschiff ihren Boden zu betreten. Es gibt verschiedene Theorien, warum die Bewohner dieses Planeten Raumschiffen so kritisch begegnen, aber keine schafft es die Experten zu überzeugen.
Bezüglich ihres merkwürdigen Verhaltens mit Asteroiden und Meteoriten gibt es folgende Erklärung:
Für Valatarier üben Meteoriten und Asteroiden eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus, da sie fälschlicherweise davon ausgehen, dass das farbenfrohe Feuerwerk, was bei so ziemlich jeden vorbeischießenden Meteoriten auftaucht (sei's nun auf den Boden oder auf dem Himmel), nur von einer übernatürlichen Macht herrühren kann. Aus diesem Grund sind sie auch der festen Überzeugung, dass in diesen Geschossen der Schöpfer höchstpersönlich wohnt, der das Wasser, die Felder, die Blumen, die Bäume, die Felsen und so weiter erschaffen hat (Was der Schöpfer laut den Valatariern noch so alles erschaffen hat, können sie in deren Religionsbuch nachlesen, dass ungefähr mehrere zigtausend Seiten besitzt und das noch nie jemand ganz durchgelesen hat (was für eine Überraschung).
Aus diesem Grund ist es für diese Valatarier das Lebensziel schlechthin einen dieser Meteoriten (oder Asteroiden) in seiner vollen Größe zu erleben, da sie bedauerlicherweise davon ausgehen, dass sie damit dem Schöpfer höchst selbst in die Augen blicken. Bisher hat es keine Regierung geschafft die Valatarier von diesem Vorhaben abzubringen. Die Folge ist, dass sich viele Valatarier nach einer Weihung bei ihren Religionsgelehrten bei fast jedem kommenden Meteoriten (oder Asteroiden) in eins ihrer Raumschiffe setzen und bis auf wenige Kilometer an den Meteoriten (oder Asteroiden) ran fliegen. Natürlich würde jedem halbwegs normalen Menschen nicht im Traum einfallen sowas Riskantes auszuführen, aber die Valatarier sind in dieser Hinsicht echt hart in Nehmen.
Während der unglückselige Valatarier also mit dem vermeintlichen Schöpfer (Meteor/Asteroiden) nähere Bekanntschaft macht, werden auf dem Planeten sämtliche Fernseher eingeschaltet, um das nun folgende farbenfrohe Feuerwerk mitzuerleben. Das der ausgewählte Valatarier nun nicht mehr zurückkommen wird, scheint seltsamer kaum jemanden zu stören. Einige unabhängige Beobachter führen das auf die Religionsgelehrten zurück, die über die viele Gerüchte kursieren; beispielsweise sollen diese sehr gut Gedanken manipulieren können (auch über beträchtliche Entfernungen hinweg). Allerdings konnte niemand dafür Beweise liefern, da jeder, der dies erforschen wollte, auf mysteriöse Weise verschwand.
Stattdessen wird bei diesen Anlässen meistens der pangalaktische Donnergurgler gezückt und das ganze Ereignis bis tief in die Nacht gefeiert.
Natürlich gibt es jede Menge andere Völker, die ein ähnlich merkwürdiges Verhalten bezüglich von Meteoriten und Asteroiden pflegen. Hier verzichtet der Verfasser allerdings auf weitere Ausführungen, da er vor lauter Papierkosten schon längst Insolvenz angemeldet und nun von Hartz 4 leben müsste.
Und nochmal kurz auf die Kapitelfrage zurückzukommen:
Nein, Meteoriten und Asteroiden sind NICHT die besten Freunde von Weltraumabenteuern, außer man hängt Selbstmordgedanken nach oder hat erst kürzlich eine schwere Sinnkrise erlebt. In so einem Fall wünscht ihnen der Autor für ihr bevorstehendes Rendezvous mit dem kosmischen Geschoss viel Glück und lässt sie fragen, ob sie ihm nicht vorher sämtliche Bankdaten überlassen könnten. Danke sehr aufmerksam von ihnen.
Schließlich bräuchten sie die ja nicht mehr, oder?!
Ein letzter Zusatz noch seitens des Autors:
Aber falls einer dieser Brocken tatsächlich mal ihr Haus treffen sollte (und sie zufälligerweise grade in dem besagten Haus sind), sind mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit mausetot.
Aber immerhin sind sie ihre Sorgen dann ein für alle Mal los. Echt beruhigend, nicht wahr?!
Nun zurück zur Geschichte:
Remus starrte missmutig auf seinen Schreibtisch an den er sich mittlerweile angelehnt hatte.
Genau aus diesen Gründen gab es Sternenkarten, die Weltraumreisenden dabei helfen sollten nicht blindlings in Planeten zu springen oder nähere Bekanntschaft mit schwarzen Löchern zumachen, die wie überdimensionale Staubsauger wirkten. Leider waren diese Sternkarten aufgrund einer elenden physikalischen Laune beim Lichtsprung, bei der sich Zeit je nach verwendeten Lichtsprungparametern änderte, häufig beim Erscheinen in dem betreffenden System schon längst zu antiquiert und veraltet, um sie noch sinnvoll benutzen zu können.
In den meisten Fällen landeten die Karten in solchen Fällen in den Tiefen des Weltraums oder man bot sie zum Verkauf an und verdiente wenigstens noch bisschen zusätzlich. Da einige Karten durch Lichtsprünge so sehr veraltet waren, als wären sie hunderte Jahre alt, konnte man sich mit dem richtigen Käufer (oder Doofen je nach dem) eine goldene Nase verdienen.
Remus seufzte.
Es war das erste Mal für ihn von diesem galaktischen Phänomen in Zwangsketten gelegt zu werden und schlimmerweise konnte man in einem Wurmloch nie mit Sicherheit sagen, ob und wann man je wieder rauskommen würde.
Zumal in einem Wurmloch immer das Risiko von Kollisionen bestand. Angefangen von noch harmlosen kleinen Steinchen, die an den Wänden eines Raumschiffs wie ein Klopfen an einer Tür klangen bis hin zu Felsbrocken mit einer Größe von Autos oder Lkws. Es war Remus auch schon einmal passiert, dass an seinem Raumschiff ein Astronaut in kompletter Ausrüstung vorbeigeflogen kam. Er wusste bis heute nicht, ob der Mann noch immer im Wurmloch herumvagadierte oder gerettet worden war.
Tatsächlich, so hatte Remus erst vor kurzem von einem seiner Geschäftspartner gehört, wurde das Hineingeraten in ein Wurmloch in irgendeinem System am Ende der Galaxis sogar inzwischen als Sport gehandelt. Einerseits wohl, weil die Bewohner sonst nichts zu tun hatten und nur das „Wir starren Löcher in die Luft und hoffen, dass mal etwas interessantes passiert“-Spiel praktizierten, anderseits aber auch, um sich den unmöglichen Steuergesetzen auf ihrem Planeten zu entziehen, weil der Pangalaktische Donnergurgler dort mehr versteuert wurde, als die Einnahmen der Superreichen, deren Tätigkeit darin bestand sich Tag ein Tag aus etwas hinter die Binde zu geben und anschließend über das Leben philosophierend eine Partie Schach zu spielen.
Remus lächelte hin sich hinein. Die Galaxis war schon sonderbar. Jeder, in welchem Beruf auch immer, ob als Weltraumforscher, Händler oder Söldner, schwärmte von seinen Erlebnissen, die ihm die vielen Reisen beschert hatten. Trotz der zweifellos vielen unentdeckten Gefahren im Weltraum, wo der Tod hinter jeder Ecke lauern konnte wie zum Beispiel durch Asteroiden, die einen in die Form von Atomen zerschlugen (je nach Größe des Asteroiden) oder auch durch geldgierige Piraten oder einfach durch unglückliche Umstände, waren Berufe, die in die unendlichen Weiten des Raumes führten im höchsten Maße beliebt. Wie Remus auf seinen Reisen festgestellt hatte, waren gerade Kinder von dieser Vorstellung irgendwann mit genug Ehrgeiz die Geheimnisse des Kosmos zu entdecken geradezu begeistert. Und davon gab es viele, denn es war grade erst ein kleiner Teil des Weltraums bekannt und erforscht, sodass es wohl noch viele Dinge gab, die die nächsten Generationen erforschen konnten.
Verärgert fuhr sich Remus mit der Hand über die Stirn. Dieses verdammte Wurmloch. Ausgerechnet jetzt, wo er einen wichtigen Geschäftstermin auf dem Planeten Ecaros II hatte; ein Planet, der die größten Shoppingcenter und Freizeitangebote im gesamtem Equaros-System besaß und deswegen berühmter war als der Präsident der galaktischen Allianz.
Ungeduldig trommelte Remus auf dem Sessel aus Teakholz herum, der vor seinem Schreibtisch stand und in dem er sich hingesetzt hatte, während sich in ihm eine stetige Unruhe breitmachte.
Verstohlen war er einen Blick auf seinen Computer, der ihm völlig unpassend ständige Werbeangebote von ach so tollen Geschäften an die Stirn knallte. Leider konnte er diese Meldungen auch nicht deaktivieren, da die VWH (Vereinigung der Weltraumhändler) vor ein paar Monaten die ganz fabelhafte Idee gehabt hatte, den Kommandanten, die Mitglieder in der Organisation waren, die Administratorrechte für ihre eigene Verkaufssoftware zu entziehen.
Das nannten sie wohl aggressives Marketing. Verärgert schüttelte Remus den Kopf. In solchen Momenten fragte er sich immer, warum er denn überhaupt noch Mitglied in dieser Organisation war. Denn außer, dass sie ihm seinen PC mit Werbeanzeigen und Spam in seinem E-Mail Konto zumüllten, bekam Remus von ihnen kaum etwas mit.
Wie so viele seiner Leidensgenossen war Remus auch nur Mitglied, weil die VWH eine Monopolstellung auf Handelspapiere hatte. Durch geschickte (und nicht immer ganz legale Geschäfte) hatte sich die VWH zum galaxisweiten Führer für Handel aller Art entwickelt. Wäre Remus kein Händler, sondern beispielsweise ein Pirat geworden, so hätte er diese Handelspapiere hochkant aus seinem Raumschiff geworfen und zuvor in hunderte kleine Stücke zerschnitten. Leider waren diese Handelspapiere für Weltraumhändler wie ihn überlebenswichtig, da man nur durch sie die Erlaubnis besaß mit Waren in VWH-Mitgliedssystemen zu handeln und dummerweise waren ein Großteil der zivilisierten Systeme VWH-Mitgliedssysteme. Durch geschickte Lobbyarbeit der VWH hatten sich nämlich fast alle Regierungen bewohnter Planeten zu einem Gesetz entschlossen, dass Handel ohne diese Handelspapiere unter Strafe stellte. Remus fand das Gesetz zwar unsinnig, aber leider wurde bei solchen Angelegenheiten nie nach seiner Meinung gefragt.
Zögernd warf Remus einen Blick auf die gegenüberliegende Wand, wo ein befreundeter Geschäftsmann ihm ein Bild mit den Grundsätzen der VWH aufgehängt hatte. Ein spöttisches Grinsen erschien auf Remus Gesicht, während er sich das Bild anguckte.
„Hole aus jedem Geschäft das Größtmögliche heraus.“ (Sir John Peges, 2344-2385, Gründer der VWH)
Im Geiste wiederholte Remus den Satz mehrmals, während er an den Geschäftsmann dachte, der ihm das Bild vermacht hatte. Der Geschäftmann war ihm wie war wie einer dieser Ultrafans aus der Champions League vorgekommen. Wie konnte man eine einzelne Organisation nur so verehren? Remus fand das nicht normal und der einzige Grund, warum das Bild noch nicht im Müll gelandet war, war die Tatsache, dass die zwei Nägel, die das Bild an der Wand hielten, so verbogen waren, dass sie sich völlig in der Wand verkeilt hatten. Bisher hatte es keiner seiner Crewmitglieder geschafft, die Nägel aus der Wand zu holen.
Remus war ein Veteran unter den Weltraumhändlern. Schon früh als Kind hatte er den Traum gehabt zu den Sternen zu fliegen und auch schon um diese Zeit hatte er seinen Drang zum Entdecken gespürt. Trotzdem konnte er erst mit Anfang dreißig seinen Lebenstraum erfüllen, den er so lange gehegt hatte. Denn es war nicht einfach als Berufseinsteiger hier einen Fuß auf den Boden zukriegen. Allein einen Rang zu haben, der es ermöglichte sich ein eigenes Raumschiff zu kaufen (und somit genug Geld zu besitzen), war in etwa so schwer zu bekommen, wie einen Mann vom Alkohol wegzubekommen, der schon seit zehn Jahren oder mehr am Stück vier oder fünf Flaschen Wodka trinkt.
Man braucht also eine verdammt lange Zeit oder sehr viel Ehrgeiz, um sich in so einem Job innerhalb eines Leben den nötigen Respekt zu verschaffen nach dem jeder Weltraumabenteurer und -Händler strebt. Außer man hat das Glück schon gleich in die Familie von Weltraumabenteuern oder -Händlern hineingeboren zu werden, wo man nicht mal besonders viel Ehrgeiz oder einen bestimmten Rang braucht, da man eh schon als Nachfolger der Familientradition gehandhabt wird (und die Familie garantiert für alle Kosten aufkommen wird, egal wie extravagant sie auch sein mögen).
Weniger einfach und auch ziemlich riskant ist es, wenn man mithilfe von Söldnern oder Piraten versucht in einen dieser Weltraumberufe einzusteigen. Denn selbst wenn man sich in der Hierarchie hochgearbeitet, den alten Boss umgelegt und nun selber Kommandant ist und eventuell sein Schiff mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet hat (und der Meinung ist die Mannschaft wäre hundertprozentig loyal zu einem), kann es ganz schnell passieren, dass man sich an wunderschönen Löchern in seinen Kopf erfreuen kann und Bekanntschaft mit dem lieben Gott macht.
Sie sehen werte Leser die erstgenannte Gruppe an Berufseinsteigern hat es wesentlich leichter.
Doch selbst wenn man es geschafft hat, sich einen Ruf zusammen mit dem nötigen Kleingeld zu erarbeiten und der Kommandant einer Mannschaft ist, steht man immer noch vor der schwierigen Frage: Welches Raumschiff soll man nehmen?
Schließlich gibt es tausende Variationen von den verschiedensten Raumschiffstypen, sodass in der gesamten Galaxis keiner mehr den Überblick behält. Die ganz Verwegenen, die sich trotzdem an die Mammutaufgabe gewagt haben und versuchten den Wust an Raumschiffen in Büchern zusammenzufassen, sind entweder schon lange wahnsinnig geworden oder haben als junge Männer angefangen und nähren sich jetzt schon beängstigend schnell dem gehobenen Rentenalter. Und selbst dann sind ihre halb fertigen Bücher längst wieder überholt, da schon wieder zig neue Raumschiffsvariationen auf den Markt geworfen sind. Sie sehen also, lieber Leser, dieser allseits gehasste Job (unter allen Lebensformen) in der Galaxis ist der größte Zeitfresser, der jemals in der Galaxis in Erscheinung getreten war.
Hierzu nun ein Ausschnitt aus einem der meistbeachtesten Werke, die die Verlage Mirsir Quaro je herausgebracht haben:
Eintrag aus dem galaktischen Lexikon von Gabul Harjam
Kapitel 16: Raumschiffbeschaffung für Anfänger
Es gibt mehrere Preisklassen für Raumschiffe. Da jeder Raumschiffhändler häufig ganz eigene Preisgrenzen festlegt sind die folgenden Aussagen verallgemeinert (es kann also noch viel schlimmer kommen als in diesem Kapitel beschrieben). Trotzdem versucht der Verfasser des galaktischen Lexikons angehenden Weltraumberuflern einen Überblick über die verschiedenen Leistungsklassen geben, sodass zumindest ein gewisses Grundwissen vorhanden ist.
Um diesem Wirtschaftszweig trotzdem eine Weiterexistenz zu ermöglichen vergeben die Regierungen auf den betreffenden Planteten Lizenzen, die den Händlern eine Maximalgrenze für Zusatzeinbauten vorschreiben und somit die Menge an optionalen Einbauten begrenzen. Auf anderen Planeten sind solche Händler inzwischen schon dermaßen unbeliebt, dass sie von der Bevölkerung mit allerlei Haushaltsgeräten dazu „überredet“ werden sich doch bitte schön zu verziehen und andere Leute um ihr hart verdientes Geld zu bringen.
Daher haben es Händler dieser Preisklasse in der Galaxis am Schwersten, da sie häufig von vielen Regierungen verdächtigt werden, die Reichen so sehr um ihr Geld zu bringen , dass es sich für die Regierungen gar nicht mehr lohnt speziell für Reiche Steuern zu erheben, da diese entweder nach solchen Käufen kein Geld mehr haben oder sich kurzerhand in andere System absetzen, um den Steuergesetzen zu entfliehen. Trotzdem sind solche Händler meistens ungeheuer reich, weswegen ihnen solche Kritik völlig egal ist, da sie sich in den meisten Fällen notfalls mit Geld Schweigen oder Zustimmung erkaufen.
Auszug Ende
Müde strich Remus sich über die Augen und ließ gedankenverloren seinen Blick durch seine Kabine an. Sie war so sauber wie es sich für einen Wohnort eines Kommandanten gehörte. Aber trotzdem… irgendwie störte ihn die Sauberkeit gerade massiv.
Nicht, dass es wirklich von Belang war. Aber trotzdem. Er fühlte sich gerade einfach nicht wohl und hatte solche Momente, wo ihm nichts gefiel und wo er am liebsten jeden auf den Mond geschossen hätte. Remus ließ den Blick durch die Kabine schweifen und musste unwillkürlich lächeln, als er daran dachte, wie andere Kommandanten ihre Kabinen einrichteten. Schmuck. Wertvolle Handreliefs in Möbeln und manchmal sogar noch einen eigenen Bedienungsroboter. Einige gingen sogar soweit, dass sie sich dem Status willen keinen Bedienungsroboter kauften, sondern gleich einen menschlichen Diener.
Remus hatte sowas nicht. Er verachtete es. Trotzdem musste er in einem kleinen Teil von sich zugeben, dass solche prunkvollen Einrichtungen durchaus etwas Reizendes hatten.
Allerdings kam ihm das wie ein Verrat an die Besatzung vor, die nur mäßige Unterkünfte besaß. Außerdem hatte er nur mit Schaudern bei einem Freund, der auch wie er Händler war, mit ansehen können, wie viel andere Kommandanten für diese luxuriösen Umbauten in ihren Raumschiffen ausgegeben hatten. Inzwischen gab es sogar eine eigene Zeitschrift, die die schrägsten und übertriebensten Komfortextras auflistete, die sich Kommandanten mit zuviel Geld gekauft hatten.
Er war sich hingegen bewusst, wie gefährlich und wechselhaft das Geschäft mit dem Geld war und sparte lieber an allen Ecken und Enden, um das Geld dann wenigstens sinnvoll auszugeben wie zum Beispiel für sein Raumschiff. Eine Ausnahme bildete nur sein Sohn Jaili, der schon seit seinem 6.Lebensjahr bei seinem Vater auf dem Raumschiff lebte. Momentan war der Junge knapp 11 Jahre alt. Freiwillig war der Umzug auf Remus Raumschiff leider nicht gewesen, was Remus schöner gefunden hätte. Aber die Umstände, die Remus gezwungen hatten seinen Sohn mitzunehmen und ihn von seiner restlichen Familie, seinen Freunden und überhaupt seinem vertrauten Umfeld zu trennen waren welche, die Remus noch heute Alpträume bescherten. Und das, obwohl dieses Ereignis schon Jahre zurücklag.
Es graute ihn immer noch vor der Vorstellung, was passiert wäre, wenn er nicht aufgetaucht wäre. Wahrscheinlich würde auch sein Sohn nicht mehr leben. Seine Spucke schmeckte bitter. Seine Frau, seine geliebte Bellatrix, die ihm ein so wundervolles Kind geschenkt hatte, hatte er nicht mehr retten können. Unwillkürlich rieb er sich die Augen.
Er konnte von Glück reden, dass er gerade noch rechtzeitig gekommen war, um seine Frau auf den letzten Stunden ihres Lebens zu begleiten. Ihre letzten schmerzerfüllten Worte und ihr bleiches Gesicht, ausgezehrt von der Krankheit, die auch Jaili bekommen, allerdings dank Remus Chefarzt überlebt hatte, brannten Remus immer noch in seinem Gewissen. Er glaubte nicht, dass er jemals in seinem Leben den Schmerz vergessen konnte. Es war als ob er tief in seinem Herzen einen Eiskristall stecken hatte, der sich einfach nicht löste.
Noch immer spürte eine drückende Wut auf die Galaktische Allianz, wenn er an diese Zeit dachte, weil ihn diese bis zu letzten Sekunde versucht hatte ihn von seiner Familie fernzuhalten und zwar mit immer der gleichen Ausrede: Der Planet steht unter Quarantäne. Immer noch war es für Remus ein Rätsel, wie die Bevölkerung, immerhin um die sechzig Millionen Menschen groß, innerhalb von nicht einmal zweieinhalb Wochen praktisch von einer einzigen Krankheit ausgelöscht werden konnte, obwohl dieser Planet einen der höchsten medizinischen Standards der Galaktischen Allianz besaß. Selbst für seinen Chefarzt, der Jaili behandelt hatte und ein anerkannter Mediziner war und sich mit dutzenden Krankheiten auskannte, war diese Krankheit gänzlich unbekannt gewesen. Damit hatte er sich in guter Gesellschaft mit den anderen Spitzenärzten befunden, denn auch die Ärzte, die die Krankheit im Auftrag der Planetenregierung und der galaktischen Allianz untersucht hatten, hatten nicht den blassesten Schimmer gehabt welcher Krankheit sie hier gegenüber gestanden hatten. Nur eines war sehr schnell klar gewesen: Sie war höchst tödlich und wahrscheinlich aus dem tiefsten Weltraum eingeschleppt worden.
Unter rationalen Gesichtspunkten war die Quarantäne damals sogar gerechtfertigt gewesen, aber Remus war kein rational veranlagter Mensch wenn es um seine Familie ging. Und nicht rationale Menschen neigen immer dazu alles für sie Wichtige zumachen, egal wie schwachsinnig oder töricht die jeweilige Aktion ist.
Und so war er trotz aller Vorbehalte seiner Crew mitten durch eine ganze Armada von Kriegsschiffen geflogen, hatte sich den oder anderen Schaden an seinem Raumschiff geholt, nur um festzustellen, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung schon umgekommen war, er seine Frau nicht mehr habe retten können, sämtliche staatliche Institutionen ausgefallen waren und er seine Familie selber finden musste.
Beinah hätte er auch seinen Sohn verloren, weil er Stunden gebraucht hatte seine Familie inmitten eines Hauses, dessen beste Tage auch schon vorbei waren, wiederzufinden.
Seine Frau, die durch die Krankheit praktisch nur noch aus Haut und Knochen bestand, konnte er nur noch auf dem Sterbebett sehen. Auch ein anständiges Begräbnis war ihm nicht möglich gewesen, weil er sich um Jaili kümmern musste, obgleich er schon manchmal nahe daran gewesen war aufzugeben. Denn der Junge hatte, nachdem er auf die Krankenstation seines Raumschiffes gekommen war, immer wieder Rückschläge erlitten. Koma und heftige Alpträume waren da die geringeren Sorgen.
Mehrfach hatte Remus damals schon gedacht sein Sohn würde auch sterben und hatte sogar schon ein Bestattungsunternehmen angerufen, damit er seinem Sohn die letzte Ehre erweisen konnte. Aber immer wieder hatte Jaili den Kampf mit der tödlichen Krankheit aufgenommen. Damals wurde Remus das erste Mal klar was für eine starke Kämpfernatur sein Sohn war.
Glücklicherweise konnte die Krankheit noch rechtzeitig eingedämmt werden, sodass sie Jaili nicht an den lebenswichtigen Stellen erwischt hatte. Nach ganzen zwei Wochen war Jaili erstmals wieder aus seinem komaähnlichen Zustand aufgewacht. Remus erinnerte sich noch mit Grauen und gleichzeitiger Freude an das Gesicht von Jaili. Zwar wurde Jaili wieder gesund, aber trotzdem nagte an Remus eine Furcht, die er nicht unterdrücken konnte so sehr er sich auch bemühte.
Noch immer wusste Jaili nichts davon, wieso er ohne Mutter aufwuchs, denn die Krankheit hatte einen grausamen Nebeneffekt, den nicht einmal sein salarianischer Chefarzt Liko Terres vorausgesehen hatte: Praktisch alle Erinnerungen vor dem Ausbruch der Krankheit waren irgendwie aus Jailis Kopf gelöscht. Ähnlich wie bei einem Zrücksetzen eines Computers. Der Junge selber merkte das nicht und Remus achtete auch darauf, dass keiner aus der Crew dieses Thema ansprach. So wusste der Junge nicht mal, was mit seiner Mutter passiert war.
Trotzdem war Remus völlig klar, dass er seinem Sohn diese Sache nicht ewig vorenthalten konnte. Irgendwann würde der Moment der Wahrheit kommen.
Und dann konnte er nur hoffen, dass er es dem Jungen schonend beibringen konnte. Ansonsten…gute Nacht.
Nicht dass Remus seinen Sohn fürchtete, aber es war bestand immer ein gewisses Risiko so ein emotionales Gespräch mit ihm zu führen. Der Junge war nämlich sehr scharfsinnig als auch sehr empfindlich was persönliche Dinge anging und konnte sich tagelang mit seinem Zorn im Raumschiff von Remus verstecken. Und wenn sein Sohn nicht gefunden werden wollte, wurde er das auch nicht.
Remus seufzte noch einmal und fuhr sich übermüdet über die Stirn. Mit leicht pochender Stirn warf er einen Blick auf die gegenüberliegende Standuhr neben seinem Befehlsterminal. Die Standuhr, die er mal als Ausgleich für nicht bezahlte Schulden angenommen hatte, tickte leise vor sich hin. Aufgrund der Tatsache, dass sie schon mehrere Jahre alt war, sah sie so aus, als wäre sie vom Sperrmüll. Es war halb drei.
Hatte sich der Schuldner damit nur eine blaue Nase statt einen Blasterschuss in den Kopf erkauft?! Remus wusste es nicht mehr. Genauso war im klar, dass er solche rüde Methoden nicht mehr anwenden würde. Nicht, wenn er jetzt eine Vorbildfunktion im Leben seines Sohnes einnahm. Und Jaili Angst zu machen war das letzte, was er wollte. Er wollte von seinem Sohn nicht als gefühlloses Monster abgestempelt werden.
Gelangweilt blätterte er durch die Seiten des Holopads, das im Laufe der Jahre mit allen erdenklichen Themen ausgefüllt worden waren. Da war Nützliches wie zum Beispiel eine komplette Galaxiskarte (leicht veraltetet, aber durchaus noch brauchbar) oder eine kurze Beschreibung, wie man ohne Strom auf einem Raumschiff mehrere Minuten überleben konnte, aber auch total unnütze Sache, die hauptsächlich von Jaili stammten, der eine Sammelleidenschaft für alles Lustige und Schwachsinnige entwickelt hatte. Zusätzlich fand sich im Holopad zu Remus Erstaunen eine Liste mit äußerst exquisiten und teuren Restaurants, die er, so nahm sich Remus fest vor,
mal besuchen musste, sofern er Zeit dafür fand. Eventuell beim nächsten Geburtstag seines Sohnes.
Leicht amüsierte verweilte er längere Zeit auf einer Seite, bis der Lautsprecher in der Ecke seiner Kabine aufkrächzte.
„Wichtige Durchsage an den Kommandanten der Atlantia: Erbitte sofortige Anwesenheit auf der Brücke. Wichtigkeitsstufe: Gelb!“
Erschreckt fuhr Remus hoch… und knallte mit der Stirn an die Ecke des Wandregals, das über ihm hing. Heftiger Schmerz explodierte irgendwo oberhalb seiner Stirn. Wieso zum Donnerwetter wollte sein Sohn nicht, dass er das Wandregal umbaute?!
Eigentlich, so fand Remus, würde das Wandregal neben der Wanduhr oder dem Computer sehr viel besser passen.
„Verdammtes Regal, warum muss so etwas immer mir passieren?“ Fluchend setzte er sich auf und rieb sich die schmerzende Stelle an seiner Stirn. Irgendwie hatte er das Regal noch nie gemocht. Dummerweise konnte er es nicht einfach abschrauben. Zwar befand sich das Werkzeug im Laderaum im hinteren Teil des Raumschiffs, aber er hatte nur eine theoretische Kontrolle über den Raum. Wie alle Räume auf dem Raumschiff war auch dieser eigentlich der Befehlsgewalt von ihm ausgeliefert; sprich er hatte die ganzen Codes und Zugriffsrechte. Offiziell. Denn inoffiziell war der Computer Eddie derjenige, der praktisch über alles bestimmen konnte. Remus hatte das nie vorgesehen, aber sein Sohn, der sich mit Eddie prächtig verstand, hatte einfach mal eines Abends, als keiner auf der Brücke war, sämtliche Zugriffsrechte für Eddie aufs gleiche Niveau gesetzt wie Remus Rechte als Kommandant. Obendrein hatte er sämtliche Codes in einen Ordner gesteckt, den nur er selbst öffnen konnte. Seine fixe Idee Eddie wäre doch auch ein halbes Lebewesen hatte dem Jungen mächtig Ärger mit Remus eingebracht. Remus erinnerte sich noch gut daran, dass er seinen Sohn, als er Wind von der Sache bekommen hatte, so sehr ausgeschimpft hatte, dass der beinah einen Weinanfall gekriegt hätte.
In einer Sache hatte Jaili aber trotz des Streits Recht behalten: Weder Remus noch der beste Techniker an Bord hatte diesen gesperrten Ordner knacken können. Seitdem musste Remus sich damit abfinden, ab und zu keine Autorität über sein Schiff zu haben und dass er sich mit Eddie arrangieren musste, da der Computer sonst gerne mal sämtliche Räume sperrte und das gesamte Schiff lahm legte. Ächzend stand Remus auf. Ein bisschen nagte das Leben, so wie er es führte, an seinen Nerven.
Bevor er sich in Richtung Kabinentür bewegte machte er noch einen Abstecher zum Kühlschrank. Mit einer routinierten Bewegung nahm er sich sein Lieblingsgetränk. Diese berühmte und berüchtigte Flüssigkeit hatte einen ganz eigenen Flair, den Remus auch blind erkannt hätte. Es handelte sich um den sogenannten pangalaktischen Donnergurgler.
Um dem geschätzten Leser das Verständnis zu erleichtern folgt vonseiten des Autors hier ein kleiner Infotext über dieses allseits beliebteste Getränk in der Galaxis.
Eintrag aus dem galaktischen Lexikon von Gabul Harjam
Kapitel 14: Dinge, die jeder Weltraumabenteuer unbedingt braucht.
Teil 1: Der pangalaktische Donnergurgler
Bei diesem Getränk handelt es sich um eine farblose und fast geruchsfreie Flüssigkeit, die mittlerweile nahezu jedes andere alkoholische Getränk ersetzt hat.
Das Gerücht, wie dieser unglaubliche Donnergurgler überhaupt entstanden war, ist genauso unglaubwürdig wie Eddies Persönlichkeit und sogar so unglaubwürdig, dass sich nicht einmal die größten Wissenschaftler der Galaxis, allgemein auch als die größten Drogen zu sich nehmenden Schwachköpfe genannt, sich einigen konnten woher denn der eigentümlicher Geschmack des Donnergurglers eigentlich herkam. Ihre Theorien sind genauso abwegig wie die anderen Gerüchte, die überall in der Galaxis kursieren (und davon gibt's es mehr, als es Sterne im gesamten Universum gibt).
Zum Beispiel diese hier:
So gibt es die Theorie eines alten Einsiedlers, der irgendwo am Ende der Galaxis lebt (auch wenn man wissenschaftlich gesehen das Ende der Galaxis nicht Ende der Galaxis nennen kann, weil die Galaxis einfach so unglaublich groß ist, dass man egal, wo man ist nie ein Ende sieht).
Dieser Einsiedler, der wohlgemerkt am sogenannten „Ende“ der Galaxis wohnt, schien vor dem Alkohol nicht ganz gefeilt zu sein, denn das ist laut dem Lexikon der unmöglichen Zustände und Geschichten die einzige halbwegs logische Erklärung für die Theorie des Einsiedlers.
Laut der Theorie dieses Einsiedlers, dessen Hütte so aussah, als hätte der verantwortliche Bauunternehmer irgendwann die Lust verloren und seinem vollkommen betrunkenen Gehilfen die weitere Arbeit überlassen, entstand die Urform des Donnergurglers erst auf einem fast unbewohnten Planeten, der eine Bevölkerung von ungefähr ein paar Dutzend Leute hatte, die schließlich darüber philosophierten, warum gerade auf ihrem Planeten so gut wie nie etwas passierte. Um an diesem Umstand etwas zu ändern begannen sie schließlich Zutaten zu mixen, die kein normaler halbwegs zivilisierter Mensch mixen würde. Allein, um die Grobmischung zusammen zu mixen, brauchten sie mehrere Jahrhunderte, da ständig irgendjemand die bis dahin aufgeschriebene Formel verlegte, obwohl diese auf einen dicken Felsen festgehalten wurden. Eventuell lag das ständige Verlegen der Formel auch an den Witterungsverhältnissen (viele Stürme etc.) und den geographischen Gegebenheiten, was allerdings nie bewiesen wurde, da keiner in der Bevölkerung bereit war seinen Kopf ein bisschen anzustrengen, um das Rätsel zu lösen.
Anmerkung des Verfassers dieses Artikels: Diese Sache ist vielleicht einfacher zu verstehen, wenn man dazusagt, dass diese Bevölkerung einen wissenschaftlich erwiesenen IQ von unter 50 hatte.
Das, so würden wohl einige meinen, wäre fast unmöglich. Dazu muss man wissen, dass die Gehirne von diesen Ureinwohnern ursprünglich ein schrecklich deformiertes Organ war, dass leider gar nichts mit dem Gehirn zutun hatte; nämlich der Magen. Das, so würden einige meinen, ist nicht nur fast unmöglich sondern vollkommen unmöglich.
Vielleicht ist diese Tatsache einfacher zu verstehen, wenn man dazu sagt, dass alle Leute, die diese Beurteilung vorgenommen haben, selber ihr ganzes Leben lang Unmengen an 80 % prozentigen Alkohol getrunken haben und denen man deswegen nicht wirklich zutrauen kann, dass sie im Vollbegriff ihres geistigen Denkvermögens waren.
Hört man sich die Theorie nun weiter an, auch wenn sie weiterhin schwachsinnig und ohne Sinn ist, dann haben es diese Ureinwohner trotz ihrer Probleme fertiggebracht den ersten Donnergurgler der Galaxis zu produzieren. Leider wurde just in diesem Moment die ohnehin kleine Population ausgelöscht und nur durch einen glücklichen Zufall kam der Prototyp dieses Getränkes auf das Raumschiff eines Händlers, dessen Schiff dann in einem Wurmloch verschwand und erst dreihundert Jahre später wieder austrat. Vom Händler fand man nur noch das Skelett, aber der Donnergurgler war durch die Jahrhunderte so weiter gereift, dass man schon nach ein paar Schlucken so zugedröhnt war, dass man nicht mehr oben von unten unterscheiden konnte. Einigen später berühmten Leuten wurde das zum Verhängnis. Diese ganze Theorie ist natürlich genauso haarsträubend wie die anderen Theorien, sodass es sich auch nicht lohnt weitere Theorien nähr zu beschreiben. Tatsache ist, das der Donnergurgler einen phänomenalen Aufstieg in der Galaxis hinlegte und inzwischen in jedem halbwegs ziviliserten System zu finden ist und den ordinären Alkohol fast vollständig verdrängt hat.
Auszug Ende
Nun kann es mit der Geschichte weitergehen.
Nachdem Remus sich ein paar Schlücke des Donnergurglers gegönnt und das Getränk wieder in den Kühlschrank gestellt hatte, machte er sich auf den Weg zum Fahrstuhl der Ebene 2 (mit einem leicht schummerigen Gefühl im Kopf).
Auf den Weg dorthin begegnete er Sarid, der hier als Systemanalytiker und Chefmechaniker arbeitete und eine innige Hassfreundschaft mit Jaili pflegte, der es als Lebensaufgabe sah den Systemanalytiker so weit wie möglich zu triezen, indem der Junge die Sicherheitsvorkehrungen zum Spaß umging und Sarid damit indirekt dazu aufforderte ihn als gleich gestelltes Crewmitglied zu betrachten.
Sarid wiederrum hatte sich noch nie mit dem Gedanken anfreunden können, Kinder auf solchen komplexen Raumschiffen zu haben. Er war der Meinung, dass Kinder egal welchen Alters nichts auf solchen Raumschiffen zu suchen hatten und schon gar nicht mit soviel Freiraum wie Remus seinem Sohn einräumte. Aus diesem Grund hatten er und Jaili sich noch nie sonderlich gut verstanden.
Remus Sohn wusste inzwischen sehr genau wo die Grenzen waren, die auf dem Raumschiff von Remus galten. Anfangs war das noch nicht der Fall gewesen, weswegen sich sich Remus Sohn viel Ärger eingehandelt hatte, da er noch nicht wusste, wo hier bei Remus Raumschiff die Grenzen waren. Aufgeschrieben waren sie nicht, denn Remus war der Auffassung, dass jeder Neuankömmling auf seinem Schiff selbst lernen sollte, was erlaubt war und wo der Spaß aufhörte.
Nicht, dass es Remus ab und zu keinen Spaß machte, wenn er sah, wie Jaili und Sardi den nächsten virtuellen Schlag gegeneinander schlugen; es durfte nur nicht übertrieben werden.
Manchmal konnte es sich Remus auch nicht verkneifen auf der Seite von Jaili etwas nachzuhelfen, der in solchen Fällen geflissentlich still hielt und höchstens mittels geheimen Chatkanal oder persönlich nachfragte, was Remus denn nun da gemacht hatte.
Sowieso musste sich sein Sohn in den ersten Monaten seinen Platz in der Crew teilweise erkämpfen. Denn der Junge, der ein Teil seiner Kindheit auf dem Planeten in der Obhut bei Remus Frau gelebt hatte, musste erst lernen, wie er es schaffte in der Crew akzeptiert zu werden. Leicht war ihm das nicht gefallen, aber dadurch, dass er zuerst auf die wichtigen Besatzungsmitglieder in Remus Crew zugegangen war hatte er sich ein Polster gebaut, dass ihn in Notzeiten auffing. Dies hatte ihm häufig gute Dienste geleistet und jetzt war Jaili bei vielen in der Crew als ein vollwertiges Mitglied anerkannt.
„Nein, ich habe das Steuerprogramm der Triebwerke nicht umgeschrieben. Ich wollte nur eine Sicherheitslücke beheben. Lass mich los, verdammt nochmal!“ Jaili, fest im Griff vom Chefmechaniker des Schiffes gefangen, versuchte sich unwirsch los zureißen. Ohne Erfolg. Mittlerweile hatte Sarid mit Jaili im Gepäck Remus erreicht.
Remus, der den lauten Wortwechsel aufmerksam verfolgt hatte geworden setzte schnell sein Pokerface auf, für dessen Können er im ganzen Schiff beneidet wurde. Mit einem leichten angeklagenden Blick fragte er dann seinen Chefmechaniker: „ Sardi! Was ist denn nun schon wieder los? Ihr wisst, dass ich es nicht leiden kann, wenn ihr euch mal wieder in den Haaren habt!“ Für nicht mal eine Sekunde zwinkerte er Jaili zu, der immer noch mit mürrischem Gesicht im Griff des Mechanikers gefangen war.
„Commander!“, fing Sardi wutentbrannt an, „Ihr Sohn hat sich schon wieder an der Software der Triebwerke vergriffen. Ich verlange, dass solche Taten auf ihrem Schiff nicht mehr vorkommen. Wo kämen wir da denn hin, wenn jeder überall an der Schiffssoftware herumbasteln würde?!“
Remus seufzte innerlich und gleichzeitig spürte er ein Zucken, dass er nur mit Müh und Not verstecken konnte. Dann schenkte er seinem Sohn einen langen leicht anklagenden Blick.
„Haben Sie denn einen Beweis?“, fragte er Sardi mit hochgezogenen Augenbrauen.
Sardi nickte und hob demonstrativ sein Datapad hoch.
„Nun gut. Dann zeigen Sie mal her!“, forderte Remus seinen Chefmechaniker auf, der das Datapad immer noch umklammert hielt. Obwohl die Daten für Laien ein reiner Buchstabensalat wären, war Remus klar, dass er diesmal den Hals seines Sohnes nicht aus der Sache herausziehen konnte. Da war wohl mal wieder ein ernstes Gepräch nötig.
Ausraster konnte er sich als Kommandant nicht erlauben, sodass er mit ruhiger Stimme seinem Sohn einen eindeutigen Befehl erteilte. Normalerweise versuchte er solche Situationen zu vermeiden.
„Jaili, geh bitte sofort auf deine Kabine. Ich werde mich später noch mit dir unterhalten! Jetzt!“, fügt er noch hinzu, als Jaili den Mund aufmachte, um zu protestieren. Äußerlich veränderte sich Jailis Verhalten nicht, aber Remus erkannte deutlich die Wut in den Augen seines Sohnes. Nachdenklich sah er Jaili mehrere Sekunden nach, als dieser sich fluchend wie ein Rohrspatz auf den Weg zu seiner Kabine machte.
„Brauchen sie das Datapad noch, Sir?“, wurde er dann von Sardis Stimme abgelenkt, „Ich wollte noch die Steuerungssoftware für die Repulser-Fusionstriebwerke konfigurieren, falls sie mich jetzt nicht gerade für etwas anderes brauchen.“ Die Zufriedenheit in Sardis Stimme war nicht zu überhören.
„Nein, Nein, Sardi. Machen sie ruhig ihren Job. Ich muss sowieso noch zur Brücke; da scheint es wohl ein Problem zu geben.“
„Verstanden, Commander.“, entgegnete Sardi und wollte sich schon umdrehen, als ihm die Beule am Kopf des Commanders auffiel. Er räusperte sich.
„Haben sie daher Beule am Kopf?“
Remus grinste leicht. „Wie man’s nimmt. Die Brücke war eigentlich nur indirekt Schuld. Das Hauptproblem war der Schrank, der über meinem Bett hängt.“
Sardis Mundwickel zuckten verdächtig als er antwortete. „Sie sollten wirklich mehr aufpassen, Commander!“, meinte er dann und wandte sich ab, um in Richtung der Maschinenräume in den Aufzug zu gehen.
Remus sah noch kurz Sardi hinterher bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Nach einer Weile hatten ihn seine Beine unbewusst zum Aufzug der Ebene A gezogen, wo die Fahrstühle durch eine Softwareaktualisierung plötzlich wie in einer Disko leuchteten, damit sie wenigstens die Illusion hatten sie würden sich nicht langweilen. Dank einer vollkommen verblödeten Organisation hatten die Dinger nun ein sogenanntes Menschlichkeitsbild.
Zwar hatte die ganze Galaxis aufgestöhnt, aber egal wie oft die Hotline dieser Chaostruppe angewählt wurden war, wurden die Anrufer gleich auf eine ellenlange AGB hingewiesen, die länger als die Bücher „Wie komme ich heil durch Galaxis“ und „Die Gesetze und Regeln in einem vollkommen verwirrenden Universum, die eh keiner versteht“ ist sowie länger als die Gedichte von den Panaischen Dichtern, wo es sowieso immer nur darum geht, dass ein Girlwesen mit einem Boywesen durchdreht, sich beide streiten und am Ende alle Selbstmord begehen (wobei die Macher immer wieder gerne darauf hinweisen, dass der Nachtrag nochmal zehnmal länger ist als das eigentliche Gedicht; aber dass, so betonen die Macher, ist natürlich vollkommen unwichtig).
Die allseits anerkannte Vermutung von den Bewohnern vieler Planeten war, dass die Organisation nur von ihrer eklatanten Geistesschwäche ablenken wollte, um nicht noch mehr Ärger zu beschwören und als Vollidioten abgestempelt zu werden.
Kurz entschlossen drückte Remus im Fahrstuhl ein paar Knöpfe und der Fahrstuhl machte sich langsam auf den Weg zur Brücke….
Zehn Minuten später; Brücke der Atlantia
„Sir, sehen Sie sich das mal an. Wir haben den Ausgang des Wurmloches direkt vor unserem Schirm!“. Remus stand neben seinem Chefadjutanten James auf der Brücke und beobachtete mit verschränkten Armen das Bild, was der Computer zeigte. Die restliche Crew beachtete er nicht, denn es schien so, als hätten keine der hier anwesenden Brückenoffiziere Lust sich mit dem Kram zu beschäftigen oder, und das war für Remus Verstand die wahrscheinlichere Variante, das war ihnen alles zu hoch.
„Und warum fliegen wir denn nicht einfach durch den Ausgang aus dem Wurmloch raus? Laut dem Computer ist das Ende des Wurmlochs doch schon in 25 Parsecs Entfernung. Ist das denn so kompliziert?“
Remus verschränkte mit grimmiger Miene die Arme vor seiner Brust und sah seinen Chefadjutanten James fragend an.
„Wir arbeiten ja schon mit voller Kraft. Aber egal, wie stark wir die Maschinen belasten, wir werden vor dem Ausgang des Wurmlochs immer wieder zurückgeworfen!“. Sein Chefadjutant machte keinen Hehl daraus, zu zeigen, wie ihn das alles ärgerte.
„Ah ja, mit anderen Worten wir sind am Arsch!“, ließ Remus eine treffende Bemerkung los. Sein Chefadjutant nickte und beide versanken in ein grimmiges Schweigen und achteten nicht auf den Rest der Mannschaft, die sich mit etwas anderem beschäftigten. Tatsächlich sah Remus aus den Augenwinkeln, wie zwei Offiziere ein Kartenspiel spielten, dass verdächtig nach dem Glücksspiel Karawane aussah.
„Sehen sie mal, James!“, forderte Remus nach ein paar Minuten des Nachdenkens seinen Chefadjutanten auf und zeigte mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle des Computerbildschirms, „Laut dem Computer ist die Wand des Wurmloches 8 Parsecs vor uns dünner als der Rest der Wand. Ich würde sagen, dort können wir aus dem Wurmloch rauskommen!“
„Sind sie sicher, Sir?“
„Ich hoffe es. Es gibt keine Garantie. Schließlich sind diese Wurmlöcher noch ein ziemlich unerforschtes Phänomen in der Raumfahrt. Aber nun gut, packen wir es an. Ich hab es satt noch länger zu warten.“, legte Remus die weitere Vorgehensweise fest.
James nickte und auf der Brücke wurde es schlagartig ungewöhnlich still. Jeder wusste, dass es jetzt ernst wurde.
„Dann wollen wir die Besatzung mal über den nächsten Schritt informieren. Schalten sie die Lautsprecher ein.“, gab Remus mit rauer Stimme den mit Spannung erwarteten Befehl.
Zum besseren Verständnis des Lesers folgt hier nun noch ein kleiner Auszug aus dem galaktischen Lexikon von Gabul Harjam zum Thema „Wurnlöcher“:
Der Autor des galaktischen Lexikons definiert ein Wurmloch als ein Strudel verwirrender und durcheinander gebrachter Zeiten, die häufig irgendwo im unendlichen, mehr als unendlichen und furchtbar großen Weltraum entstehen (es wird zwar schon lange geforscht, ob man Wurmlöcher künstlich herstellen kann, aber wurden die Forschungen durch unglücksselige Umstände nie zuende gebracht: Der eine Forscher, der es versuchte, wurde von seinem Schüler umgebracht, da dieser den Ruhm selbst einheimsen wollte, aber nicht wusste wie er das von ihm erzeugte Wurmloch kontrollieren konnte und infolgedessen mitsamt seinem Planeten in seinem eigenen erzeugten Wurmloch hineingezogen und auch nie mehr gesehen wurde. Ein weiterer Forscher kam nicht einmal dazu, ein Wurmloch zu erzeugen, da er festgenommen wurde, weil die pannerlagische Regierung fürchtete sein Verstand wäre beschädigt und deshalb wollten sie das Experiment lieber still und unvollständig zum Abschluss bringen und steckten ihn das Gefängnis, wo er zeitlebens anfing Bücher zu schreiben, die nur um das eine Thema kreisten: „Warum krieg ich bloß nie Rum in meiner Zelle?“).
Auf die restlichen missglückten Forscherversuche verzichtet das Buch, da es sonst noch mal zehnmal mehr Seiten hätte und dies die Kopierkosten in der Galaxis sprengen würde. So kann man mittlerweile zwar mehr oder weniger künstliche Wurmlöcher erzeugen, aber nicht kontrollieren.
Zwar waren alle Forscher der Meinung dies wäre furchtbar ungünstig, aber keiner wollte sich aufraffen etwas zu ändern. Desweiteren können Wurmlöcher unendlich groß als auch klein (natürlich nur im Maßstab zum Universum, das ja keinen definierten Endpunkt hat) sein und in der ganzen Galaxis gibt es kein Mittel, Wurmlöchern auszuweichen. Sollte man doch mal in ein Wurmloch hineingeraten hilft nur eines: Abwarten und Tee trinken, wie der gebürtige Engländer sagen würde. Zu guter Letzt muss man noch hinzusagen, dass es eine schreckliche Dummheit ist einfach so durch die Wände eines Wurmlochs zu fliegen, da mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit weder die Besatzung noch das betreffende Raumschiff so ein Manöver unbeschadet überstehen.
Wir fassen zusammen:
1. Das Wurmloch ist unberechenbar.
2. Es kann überall und ständig auftauchen (außer in Planeten)
3. Es kann unendlich groß als auch unendlich klein sein (obwohl viele meinen, dass letztere würde schon rein praktisch gar nicht möglich sein).
Um das Zusammengefasste zusammenzufassen:
Wurmlöcher sind gefährlich und es ist tunlichst zu vermeiden in diese hineinzugeraten.
Um die oben zusammengefasste Zusammenfassung zu vereinfachen:
Wurmlöcher sind die größte Plage der Galaxis (oder wie andere umgangssprachlich sagen würden: es ist das beschießensteste Phänomen in der gesamten dämlichen Galaxis!)
Ein letzter Zusatz seitens des Autors: Der Auutor nimmt keine Verantwortung auf sich, wenn infolge einer Warterei durch ein Wurmloch Leute zu Schaden kommen.
Kabine des Kommandanten, 1.Deck
Jaili, der auf seinem Bett saß und mit angewinkelten Beinen gelangweilt auf den Boden starrte, seufzte. Ihm war langweilig. Zum Lesen hatte er nichts mehr, denn alle Bücher, die er fast alle von seinem Vater bekommen hatte, waren entweder langweilig oder er hatte sie schon durch. Wenn es nach dem Jungen gegangen wäre, hätte er schon längst über das intergalaktische Internet Neue bestellt, aber sein Vater befand es wäre zu unsicher, da die Signale über so weite Strecken nur schwer verschlüsselt werden konnten und somit leicht von Kriminellen missbraucht werden konnten. Außerdem war im Wurmloch sowieso keine vernünftige Funkkommunikation möglich. Seine Wut über seinen Vater, der ihn in seine Kabine befohlen hatte, war mittlerweile verflogen. Trotzdem fühlte er immer noch eine gewisse Verärgerung in sich drin.
Ächzend stemmte sich Jaili auf und beendete den Stand-by Betrieb von dem Bordcomputer Eddie, von dem in fast jedem Raum ein Terminal installiert war.
„Na, Kleiner?! Wie geht’s? Du siehst ja aus, als ob dir dreimal ne Laus über den Bauch gelaufen wäre!“, wurde er von Eddie begrüßt, der sich nicht mal die Mühe machte, seine visuelle Kamera anzuschalten. Jaili grinste; Eddie war der einzige, der es schaffte, egal wie Jaili sich gerade fühlte, ihn irgendwie immer zum Grinsen zu bringen.
„Ist das ein Wunder?! Ich hab praktisch Stubenarrest!“, maulte Jaili und hängte sich schon mal den Kopfhörer um den Hals.
Eddie schwieg kurz. Zwar hatte er durchaus eine Software, mit denen er versuchte, die Bedeutung von Gefühlen bei Menschen rauszufinden, allerdings fiel es ihm gelegentlich immer noch schwer, eine Schlussfolgerung aus den Gefühlen des Gegenübers zu ziehen.
„Das heißt, du willst…“
Jaili seufzte innerlich. Das Eddie immer so übertreiben musste.
„Ja!“
Langsam und wohl betont führte Eddie den Gedankengang fort und ließ sich auch nicht von dem anklagenden Ton Jailis stören; „dich ablenken, indem du zockst, richtig?“
Jaili nickte kurz und setzte die Kopfhörer auf. Die Kopfhörer hatte er selber gebaut und waren so schalldicht, dass er nicht mal etwas gehört hätte, wenn neben ihm jemand mit einem bis auf den Anschlag aufgedrehten Megaphon auf ihn eingeschrien hätte.
„Los geht’s!“, murmelte er und Eddie ließ das Spiel starten…
ich bin neu hier und hoffe auf rege Kommentare zu meiner Story. Ich schreibe an der schon seit Ewigkeiten und daher ist sie schon entsprechend umfangreich.
Sry im Voraus für den langen Post (ich hoffe es nicht zuviel). Erstmal lade ich nur ein Kapitel hoch. Falls dann mehr gewünscht sind kann ich noch Nachschb liefern (habe insgesamt momentan 4 komplette Kapitel).
Viel Spaß beim Lesen

Die dunkle Macht:
Band 1: Brut des Bösen
Prolog
Unerforschtes System, 108 Parsec von der Grenze der galaktischen Allianz entfernt, Mittagszeit
Tief in den unendlichen Weiten des Weltraums und ungefähr hundert Parsec von den Grenzen der galaktischen Allianz entfernt dümpelte ein Raumschiff in der Nähe eines gigantischen Gasplaneten einsam umher.
Wie alle Gasplaneten in diesem nicht kolonisierten System bestand die Atmosphäre zum größsten Teil aus rötlichen Gaswolken, die so schnell herumwirbelten, dass keine klare Struktur mehr erkennbar war und die ihn durch die Beleuchtung seines Zentralgestirns von der endlosen Schwärze des luftleeren Raumes abhob. Um ihn herum zog sich in den verschiedensten Formen und Größen ein Gürtel aus Gestein und Geröll.
Der Planet folgte beständig wie eine Uhr seiner epilleptischen Umlaufbahn durch das Sternensystem und wurde durch seine Position ein zufälliger Beobachter des erwähnten Raumschiffes, das sich knapp außerhalb seines Gravitationsbereiches befand. Die Außenhaut war in einer fast pechschwarzen Lackierung gehalten und nur sehr aufmerksame Augen vermochten den minimalen Unterscheid zur Schwärze des Wetraum zu erkennen.
Allein die leuchtenden Antriebsdüsen verrieten das Raumschiff, was sich gemächlich und langsam vom dem Planeten entfernte. Es hatte eine längliche Form und war in der Mitte relativ breit, um dort so viele Handelswaren wie möglich unterzubringen. Es sah allgemein gesagt typisch für diese Raumschiffklasse aus und hatte auch äußerlich in keinster Weise besondere Reize, wenn man von den Alterserscheinungen an seiner Außenhaut absah.
Eine Zeitlang passierte nichts. Der Gasplanet drehte sich weiter und schien kein näheres Interesse an diesem metallenen „Etwas“ zu haben.
Dann öffnete sich plötzlich nur wenige Parsecs vor dem Raumschiff ein riesiger Strudel aus rotierenden Strahlen, die sich verdichteten und einen Kreis aus wirbelnder Materie bildeten. Mit einem Plopp tauchte das Raumschiff in dieses „Etwas“ ein und verschwand darin ehe die Besatzung irgendetwas hätte machen können. Mit einem weiteren Plopp verschwand der Strudel wieder so schnell wie er gekommen war.
Alles war wieder wie vorher. Der Planet zog weiter seine Kreise durch den unendlichen Raum des Weltalls; so unbeteiligt wie Planeten das halt können. Nur das Raumschiff fehlte.
Und hier beginnt die Geschichte…
Kapitel 1: Eine unglückliche Entscheidung
Einige Zeit später; im vom Wurmloch gefangenen Raumschiff
Es war schwer ein Commander eines Raumschiffes zu sein, dass sich von einem Moment auf den Anderen von einem Handelsraumschiff in ein mobiles Gefängnis verwandelt hatte. Der Mann, der sich nun mit diesem Gedanken abfinden musste, war ein 45 Jahre alter Weltraumhändler und Commander namens Remus und dieser Gedanke schmeckte der genannten Person naturgemäß gar nicht.
Mürrisch lief er in seiner Kabine hin und her und hätte am liebsten jemanden vor sich gehabt um seinen Frust hinauszubrüllen. Leider war er aber in seiner Kommandantenkabine allein.
Zum wiederholten Mal fragte er sich, ob es vielleicht sämtliche Mächte in diesem verdammten Universum auf ihn abgesehen hatten. Eigentlich hatte er schon sämtliche Phänomene, die der galaktischen Wissenschaft bekannt waren, erlebt. Er war schon mal knapp einem schwarzen Loch entkommen, dass sein Schiff um ein Haar in die ewigen Jagdgründe befördert hätte und auch Beinahekollisionen mit gerade erst entstandenen Planeten, die zum größten Teil noch rotglühende Kugeln gewesen waren, hatte er schon erlebt.
Natürlich hatten auch schon Meteoriten und Asteroiden den Weg von ihm gekreuzt.
Aber so ein Phänomen, wie ihm vor knapp zwei Wochen begegnet war und was ihn immer noch fest im Griff hielt (wortwörtlich!) hatte er in seiner bisherigen Laufbahn noch nicht erlebt.
Stopp. Die Geschichte pausiert hier für einen Moment. Des Verständnis wegen muss ich sie, ja lieber Leser, genau sie etwas fragen. Wissen Sie überhaupt etwas mit Asteroiden oder Meteoriten im galaktischen Kontext anzufangen? Wenn ja, können sie die hier folgenden wunderschönen und natürlich äußerst informative Infotexte überspringen. Falls nicht, lesen Sie sie jetzt. Danach geht es selbstverständlich mit der Geschichte weiter.
Eintrag aus dem galaktischen Lexikon von Gabul Harjam
Kapitel 12: Meteoriten und Asteroiden - Die besten Freunde von Weltraumreisenden?
Meteoriten. Asteroiden. Begriffe, die einige Weltraumreisende sicher zum Schwärmen bringt. Oder Rachegefühle auslöst. Begriffe, die untrennbar mit dem ohne Zweifel faszinierenden und durchaus gefährligen Weltraum verbunden ist.
Um allen Weltraumabenteuern (und den geschätzten Lesern) einen ungefähren Eindruck zu verschaffen, was unter Meteoriten und Asteroiden zu verstehen ist, folgt eine kleine Erläuterung:
Stellt euch einfach mal einen Felsbrocken vor, den ihr auf tausende von Kilometern pro Stunde beschleunigt. Mit so einem Ding zusammenstoßen sollte man tunlichst vermeiden. Und wenn ihr euch diesen imaginären Felsbrocken nun noch extrem vergrößert vorstellt (beispielsweise auf die Größe des Mount Everest oder noch größer) dann habt ungefähr die Dimensionen erfasst, aus denen diese Geschosse bestehen.
Natürlich müssen diese außer Kontrolle geratenen Geschosse nicht unbedingt aus Fels bestehen, wie in unserem Beispiel ausgeführt. Es gibt diese gemeingefährlichen Brocken auch in Form von Eis oder noch halb glühend. Trotz solcher ohne Zweifel erschreckenden Fakten, gibt es noch Völker in der Galaxis, die sämtliche Warnungen in den Wind schlagen und diesen herumfliegenden Brocken völlig unverantwortlich und ohne Sinn und Verstand verdammt nahe kommen, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Beweggründen.
So zum Beispiel die Valatarier.
Die Valatarier leben auf einem Planeten (Kiras 9) weit außerhalb der Weltraumhandelsrouten und das ist auch einer Gründe, warum die Valatarier auch heute noch jegliche Raumfahrzeuge meiden und jeden Besucher quer über den Planeten jagen, wenn er es wagt mit einem Raumschiff ihren Boden zu betreten. Es gibt verschiedene Theorien, warum die Bewohner dieses Planeten Raumschiffen so kritisch begegnen, aber keine schafft es die Experten zu überzeugen.
Bezüglich ihres merkwürdigen Verhaltens mit Asteroiden und Meteoriten gibt es folgende Erklärung:
Für Valatarier üben Meteoriten und Asteroiden eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus, da sie fälschlicherweise davon ausgehen, dass das farbenfrohe Feuerwerk, was bei so ziemlich jeden vorbeischießenden Meteoriten auftaucht (sei's nun auf den Boden oder auf dem Himmel), nur von einer übernatürlichen Macht herrühren kann. Aus diesem Grund sind sie auch der festen Überzeugung, dass in diesen Geschossen der Schöpfer höchstpersönlich wohnt, der das Wasser, die Felder, die Blumen, die Bäume, die Felsen und so weiter erschaffen hat (Was der Schöpfer laut den Valatariern noch so alles erschaffen hat, können sie in deren Religionsbuch nachlesen, dass ungefähr mehrere zigtausend Seiten besitzt und das noch nie jemand ganz durchgelesen hat (was für eine Überraschung).
Aus diesem Grund ist es für diese Valatarier das Lebensziel schlechthin einen dieser Meteoriten (oder Asteroiden) in seiner vollen Größe zu erleben, da sie bedauerlicherweise davon ausgehen, dass sie damit dem Schöpfer höchst selbst in die Augen blicken. Bisher hat es keine Regierung geschafft die Valatarier von diesem Vorhaben abzubringen. Die Folge ist, dass sich viele Valatarier nach einer Weihung bei ihren Religionsgelehrten bei fast jedem kommenden Meteoriten (oder Asteroiden) in eins ihrer Raumschiffe setzen und bis auf wenige Kilometer an den Meteoriten (oder Asteroiden) ran fliegen. Natürlich würde jedem halbwegs normalen Menschen nicht im Traum einfallen sowas Riskantes auszuführen, aber die Valatarier sind in dieser Hinsicht echt hart in Nehmen.
Während der unglückselige Valatarier also mit dem vermeintlichen Schöpfer (Meteor/Asteroiden) nähere Bekanntschaft macht, werden auf dem Planeten sämtliche Fernseher eingeschaltet, um das nun folgende farbenfrohe Feuerwerk mitzuerleben. Das der ausgewählte Valatarier nun nicht mehr zurückkommen wird, scheint seltsamer kaum jemanden zu stören. Einige unabhängige Beobachter führen das auf die Religionsgelehrten zurück, die über die viele Gerüchte kursieren; beispielsweise sollen diese sehr gut Gedanken manipulieren können (auch über beträchtliche Entfernungen hinweg). Allerdings konnte niemand dafür Beweise liefern, da jeder, der dies erforschen wollte, auf mysteriöse Weise verschwand.
Stattdessen wird bei diesen Anlässen meistens der pangalaktische Donnergurgler gezückt und das ganze Ereignis bis tief in die Nacht gefeiert.
Natürlich gibt es jede Menge andere Völker, die ein ähnlich merkwürdiges Verhalten bezüglich von Meteoriten und Asteroiden pflegen. Hier verzichtet der Verfasser allerdings auf weitere Ausführungen, da er vor lauter Papierkosten schon längst Insolvenz angemeldet und nun von Hartz 4 leben müsste.
Und nochmal kurz auf die Kapitelfrage zurückzukommen:
Nein, Meteoriten und Asteroiden sind NICHT die besten Freunde von Weltraumabenteuern, außer man hängt Selbstmordgedanken nach oder hat erst kürzlich eine schwere Sinnkrise erlebt. In so einem Fall wünscht ihnen der Autor für ihr bevorstehendes Rendezvous mit dem kosmischen Geschoss viel Glück und lässt sie fragen, ob sie ihm nicht vorher sämtliche Bankdaten überlassen könnten. Danke sehr aufmerksam von ihnen.
Schließlich bräuchten sie die ja nicht mehr, oder?!
Ein letzter Zusatz noch seitens des Autors:
Aber falls einer dieser Brocken tatsächlich mal ihr Haus treffen sollte (und sie zufälligerweise grade in dem besagten Haus sind), sind mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit mausetot.
Aber immerhin sind sie ihre Sorgen dann ein für alle Mal los. Echt beruhigend, nicht wahr?!
Nun zurück zur Geschichte:
Remus starrte missmutig auf seinen Schreibtisch an den er sich mittlerweile angelehnt hatte.
Genau aus diesen Gründen gab es Sternenkarten, die Weltraumreisenden dabei helfen sollten nicht blindlings in Planeten zu springen oder nähere Bekanntschaft mit schwarzen Löchern zumachen, die wie überdimensionale Staubsauger wirkten. Leider waren diese Sternkarten aufgrund einer elenden physikalischen Laune beim Lichtsprung, bei der sich Zeit je nach verwendeten Lichtsprungparametern änderte, häufig beim Erscheinen in dem betreffenden System schon längst zu antiquiert und veraltet, um sie noch sinnvoll benutzen zu können.
In den meisten Fällen landeten die Karten in solchen Fällen in den Tiefen des Weltraums oder man bot sie zum Verkauf an und verdiente wenigstens noch bisschen zusätzlich. Da einige Karten durch Lichtsprünge so sehr veraltet waren, als wären sie hunderte Jahre alt, konnte man sich mit dem richtigen Käufer (oder Doofen je nach dem) eine goldene Nase verdienen.
Remus seufzte.
Es war das erste Mal für ihn von diesem galaktischen Phänomen in Zwangsketten gelegt zu werden und schlimmerweise konnte man in einem Wurmloch nie mit Sicherheit sagen, ob und wann man je wieder rauskommen würde.
Zumal in einem Wurmloch immer das Risiko von Kollisionen bestand. Angefangen von noch harmlosen kleinen Steinchen, die an den Wänden eines Raumschiffs wie ein Klopfen an einer Tür klangen bis hin zu Felsbrocken mit einer Größe von Autos oder Lkws. Es war Remus auch schon einmal passiert, dass an seinem Raumschiff ein Astronaut in kompletter Ausrüstung vorbeigeflogen kam. Er wusste bis heute nicht, ob der Mann noch immer im Wurmloch herumvagadierte oder gerettet worden war.
Tatsächlich, so hatte Remus erst vor kurzem von einem seiner Geschäftspartner gehört, wurde das Hineingeraten in ein Wurmloch in irgendeinem System am Ende der Galaxis sogar inzwischen als Sport gehandelt. Einerseits wohl, weil die Bewohner sonst nichts zu tun hatten und nur das „Wir starren Löcher in die Luft und hoffen, dass mal etwas interessantes passiert“-Spiel praktizierten, anderseits aber auch, um sich den unmöglichen Steuergesetzen auf ihrem Planeten zu entziehen, weil der Pangalaktische Donnergurgler dort mehr versteuert wurde, als die Einnahmen der Superreichen, deren Tätigkeit darin bestand sich Tag ein Tag aus etwas hinter die Binde zu geben und anschließend über das Leben philosophierend eine Partie Schach zu spielen.
Remus lächelte hin sich hinein. Die Galaxis war schon sonderbar. Jeder, in welchem Beruf auch immer, ob als Weltraumforscher, Händler oder Söldner, schwärmte von seinen Erlebnissen, die ihm die vielen Reisen beschert hatten. Trotz der zweifellos vielen unentdeckten Gefahren im Weltraum, wo der Tod hinter jeder Ecke lauern konnte wie zum Beispiel durch Asteroiden, die einen in die Form von Atomen zerschlugen (je nach Größe des Asteroiden) oder auch durch geldgierige Piraten oder einfach durch unglückliche Umstände, waren Berufe, die in die unendlichen Weiten des Raumes führten im höchsten Maße beliebt. Wie Remus auf seinen Reisen festgestellt hatte, waren gerade Kinder von dieser Vorstellung irgendwann mit genug Ehrgeiz die Geheimnisse des Kosmos zu entdecken geradezu begeistert. Und davon gab es viele, denn es war grade erst ein kleiner Teil des Weltraums bekannt und erforscht, sodass es wohl noch viele Dinge gab, die die nächsten Generationen erforschen konnten.
Verärgert fuhr sich Remus mit der Hand über die Stirn. Dieses verdammte Wurmloch. Ausgerechnet jetzt, wo er einen wichtigen Geschäftstermin auf dem Planeten Ecaros II hatte; ein Planet, der die größten Shoppingcenter und Freizeitangebote im gesamtem Equaros-System besaß und deswegen berühmter war als der Präsident der galaktischen Allianz.
Ungeduldig trommelte Remus auf dem Sessel aus Teakholz herum, der vor seinem Schreibtisch stand und in dem er sich hingesetzt hatte, während sich in ihm eine stetige Unruhe breitmachte.
Verstohlen war er einen Blick auf seinen Computer, der ihm völlig unpassend ständige Werbeangebote von ach so tollen Geschäften an die Stirn knallte. Leider konnte er diese Meldungen auch nicht deaktivieren, da die VWH (Vereinigung der Weltraumhändler) vor ein paar Monaten die ganz fabelhafte Idee gehabt hatte, den Kommandanten, die Mitglieder in der Organisation waren, die Administratorrechte für ihre eigene Verkaufssoftware zu entziehen.
Das nannten sie wohl aggressives Marketing. Verärgert schüttelte Remus den Kopf. In solchen Momenten fragte er sich immer, warum er denn überhaupt noch Mitglied in dieser Organisation war. Denn außer, dass sie ihm seinen PC mit Werbeanzeigen und Spam in seinem E-Mail Konto zumüllten, bekam Remus von ihnen kaum etwas mit.
Wie so viele seiner Leidensgenossen war Remus auch nur Mitglied, weil die VWH eine Monopolstellung auf Handelspapiere hatte. Durch geschickte (und nicht immer ganz legale Geschäfte) hatte sich die VWH zum galaxisweiten Führer für Handel aller Art entwickelt. Wäre Remus kein Händler, sondern beispielsweise ein Pirat geworden, so hätte er diese Handelspapiere hochkant aus seinem Raumschiff geworfen und zuvor in hunderte kleine Stücke zerschnitten. Leider waren diese Handelspapiere für Weltraumhändler wie ihn überlebenswichtig, da man nur durch sie die Erlaubnis besaß mit Waren in VWH-Mitgliedssystemen zu handeln und dummerweise waren ein Großteil der zivilisierten Systeme VWH-Mitgliedssysteme. Durch geschickte Lobbyarbeit der VWH hatten sich nämlich fast alle Regierungen bewohnter Planeten zu einem Gesetz entschlossen, dass Handel ohne diese Handelspapiere unter Strafe stellte. Remus fand das Gesetz zwar unsinnig, aber leider wurde bei solchen Angelegenheiten nie nach seiner Meinung gefragt.
Zögernd warf Remus einen Blick auf die gegenüberliegende Wand, wo ein befreundeter Geschäftsmann ihm ein Bild mit den Grundsätzen der VWH aufgehängt hatte. Ein spöttisches Grinsen erschien auf Remus Gesicht, während er sich das Bild anguckte.
„Hole aus jedem Geschäft das Größtmögliche heraus.“ (Sir John Peges, 2344-2385, Gründer der VWH)
Im Geiste wiederholte Remus den Satz mehrmals, während er an den Geschäftsmann dachte, der ihm das Bild vermacht hatte. Der Geschäftmann war ihm wie war wie einer dieser Ultrafans aus der Champions League vorgekommen. Wie konnte man eine einzelne Organisation nur so verehren? Remus fand das nicht normal und der einzige Grund, warum das Bild noch nicht im Müll gelandet war, war die Tatsache, dass die zwei Nägel, die das Bild an der Wand hielten, so verbogen waren, dass sie sich völlig in der Wand verkeilt hatten. Bisher hatte es keiner seiner Crewmitglieder geschafft, die Nägel aus der Wand zu holen.
Remus war ein Veteran unter den Weltraumhändlern. Schon früh als Kind hatte er den Traum gehabt zu den Sternen zu fliegen und auch schon um diese Zeit hatte er seinen Drang zum Entdecken gespürt. Trotzdem konnte er erst mit Anfang dreißig seinen Lebenstraum erfüllen, den er so lange gehegt hatte. Denn es war nicht einfach als Berufseinsteiger hier einen Fuß auf den Boden zukriegen. Allein einen Rang zu haben, der es ermöglichte sich ein eigenes Raumschiff zu kaufen (und somit genug Geld zu besitzen), war in etwa so schwer zu bekommen, wie einen Mann vom Alkohol wegzubekommen, der schon seit zehn Jahren oder mehr am Stück vier oder fünf Flaschen Wodka trinkt.
Man braucht also eine verdammt lange Zeit oder sehr viel Ehrgeiz, um sich in so einem Job innerhalb eines Leben den nötigen Respekt zu verschaffen nach dem jeder Weltraumabenteurer und -Händler strebt. Außer man hat das Glück schon gleich in die Familie von Weltraumabenteuern oder -Händlern hineingeboren zu werden, wo man nicht mal besonders viel Ehrgeiz oder einen bestimmten Rang braucht, da man eh schon als Nachfolger der Familientradition gehandhabt wird (und die Familie garantiert für alle Kosten aufkommen wird, egal wie extravagant sie auch sein mögen).
Weniger einfach und auch ziemlich riskant ist es, wenn man mithilfe von Söldnern oder Piraten versucht in einen dieser Weltraumberufe einzusteigen. Denn selbst wenn man sich in der Hierarchie hochgearbeitet, den alten Boss umgelegt und nun selber Kommandant ist und eventuell sein Schiff mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet hat (und der Meinung ist die Mannschaft wäre hundertprozentig loyal zu einem), kann es ganz schnell passieren, dass man sich an wunderschönen Löchern in seinen Kopf erfreuen kann und Bekanntschaft mit dem lieben Gott macht.
Sie sehen werte Leser die erstgenannte Gruppe an Berufseinsteigern hat es wesentlich leichter.
Doch selbst wenn man es geschafft hat, sich einen Ruf zusammen mit dem nötigen Kleingeld zu erarbeiten und der Kommandant einer Mannschaft ist, steht man immer noch vor der schwierigen Frage: Welches Raumschiff soll man nehmen?
Schließlich gibt es tausende Variationen von den verschiedensten Raumschiffstypen, sodass in der gesamten Galaxis keiner mehr den Überblick behält. Die ganz Verwegenen, die sich trotzdem an die Mammutaufgabe gewagt haben und versuchten den Wust an Raumschiffen in Büchern zusammenzufassen, sind entweder schon lange wahnsinnig geworden oder haben als junge Männer angefangen und nähren sich jetzt schon beängstigend schnell dem gehobenen Rentenalter. Und selbst dann sind ihre halb fertigen Bücher längst wieder überholt, da schon wieder zig neue Raumschiffsvariationen auf den Markt geworfen sind. Sie sehen also, lieber Leser, dieser allseits gehasste Job (unter allen Lebensformen) in der Galaxis ist der größte Zeitfresser, der jemals in der Galaxis in Erscheinung getreten war.
Hierzu nun ein Ausschnitt aus einem der meistbeachtesten Werke, die die Verlage Mirsir Quaro je herausgebracht haben:
Eintrag aus dem galaktischen Lexikon von Gabul Harjam
Kapitel 16: Raumschiffbeschaffung für Anfänger
Es gibt mehrere Preisklassen für Raumschiffe. Da jeder Raumschiffhändler häufig ganz eigene Preisgrenzen festlegt sind die folgenden Aussagen verallgemeinert (es kann also noch viel schlimmer kommen als in diesem Kapitel beschrieben). Trotzdem versucht der Verfasser des galaktischen Lexikons angehenden Weltraumberuflern einen Überblick über die verschiedenen Leistungsklassen geben, sodass zumindest ein gewisses Grundwissen vorhanden ist.
- Niedriges Preisniveau (Ramschniveau):
- Mittleres Preisniveau (Vernünftiges Niveau):
- Hohes Preisniveau (Das man's kann's auch übertreiben-Niveau):
Um diesem Wirtschaftszweig trotzdem eine Weiterexistenz zu ermöglichen vergeben die Regierungen auf den betreffenden Planteten Lizenzen, die den Händlern eine Maximalgrenze für Zusatzeinbauten vorschreiben und somit die Menge an optionalen Einbauten begrenzen. Auf anderen Planeten sind solche Händler inzwischen schon dermaßen unbeliebt, dass sie von der Bevölkerung mit allerlei Haushaltsgeräten dazu „überredet“ werden sich doch bitte schön zu verziehen und andere Leute um ihr hart verdientes Geld zu bringen.
Daher haben es Händler dieser Preisklasse in der Galaxis am Schwersten, da sie häufig von vielen Regierungen verdächtigt werden, die Reichen so sehr um ihr Geld zu bringen , dass es sich für die Regierungen gar nicht mehr lohnt speziell für Reiche Steuern zu erheben, da diese entweder nach solchen Käufen kein Geld mehr haben oder sich kurzerhand in andere System absetzen, um den Steuergesetzen zu entfliehen. Trotzdem sind solche Händler meistens ungeheuer reich, weswegen ihnen solche Kritik völlig egal ist, da sie sich in den meisten Fällen notfalls mit Geld Schweigen oder Zustimmung erkaufen.
Auszug Ende
Müde strich Remus sich über die Augen und ließ gedankenverloren seinen Blick durch seine Kabine an. Sie war so sauber wie es sich für einen Wohnort eines Kommandanten gehörte. Aber trotzdem… irgendwie störte ihn die Sauberkeit gerade massiv.
Nicht, dass es wirklich von Belang war. Aber trotzdem. Er fühlte sich gerade einfach nicht wohl und hatte solche Momente, wo ihm nichts gefiel und wo er am liebsten jeden auf den Mond geschossen hätte. Remus ließ den Blick durch die Kabine schweifen und musste unwillkürlich lächeln, als er daran dachte, wie andere Kommandanten ihre Kabinen einrichteten. Schmuck. Wertvolle Handreliefs in Möbeln und manchmal sogar noch einen eigenen Bedienungsroboter. Einige gingen sogar soweit, dass sie sich dem Status willen keinen Bedienungsroboter kauften, sondern gleich einen menschlichen Diener.
Remus hatte sowas nicht. Er verachtete es. Trotzdem musste er in einem kleinen Teil von sich zugeben, dass solche prunkvollen Einrichtungen durchaus etwas Reizendes hatten.
Allerdings kam ihm das wie ein Verrat an die Besatzung vor, die nur mäßige Unterkünfte besaß. Außerdem hatte er nur mit Schaudern bei einem Freund, der auch wie er Händler war, mit ansehen können, wie viel andere Kommandanten für diese luxuriösen Umbauten in ihren Raumschiffen ausgegeben hatten. Inzwischen gab es sogar eine eigene Zeitschrift, die die schrägsten und übertriebensten Komfortextras auflistete, die sich Kommandanten mit zuviel Geld gekauft hatten.
Er war sich hingegen bewusst, wie gefährlich und wechselhaft das Geschäft mit dem Geld war und sparte lieber an allen Ecken und Enden, um das Geld dann wenigstens sinnvoll auszugeben wie zum Beispiel für sein Raumschiff. Eine Ausnahme bildete nur sein Sohn Jaili, der schon seit seinem 6.Lebensjahr bei seinem Vater auf dem Raumschiff lebte. Momentan war der Junge knapp 11 Jahre alt. Freiwillig war der Umzug auf Remus Raumschiff leider nicht gewesen, was Remus schöner gefunden hätte. Aber die Umstände, die Remus gezwungen hatten seinen Sohn mitzunehmen und ihn von seiner restlichen Familie, seinen Freunden und überhaupt seinem vertrauten Umfeld zu trennen waren welche, die Remus noch heute Alpträume bescherten. Und das, obwohl dieses Ereignis schon Jahre zurücklag.
Es graute ihn immer noch vor der Vorstellung, was passiert wäre, wenn er nicht aufgetaucht wäre. Wahrscheinlich würde auch sein Sohn nicht mehr leben. Seine Spucke schmeckte bitter. Seine Frau, seine geliebte Bellatrix, die ihm ein so wundervolles Kind geschenkt hatte, hatte er nicht mehr retten können. Unwillkürlich rieb er sich die Augen.
Er konnte von Glück reden, dass er gerade noch rechtzeitig gekommen war, um seine Frau auf den letzten Stunden ihres Lebens zu begleiten. Ihre letzten schmerzerfüllten Worte und ihr bleiches Gesicht, ausgezehrt von der Krankheit, die auch Jaili bekommen, allerdings dank Remus Chefarzt überlebt hatte, brannten Remus immer noch in seinem Gewissen. Er glaubte nicht, dass er jemals in seinem Leben den Schmerz vergessen konnte. Es war als ob er tief in seinem Herzen einen Eiskristall stecken hatte, der sich einfach nicht löste.
Noch immer spürte eine drückende Wut auf die Galaktische Allianz, wenn er an diese Zeit dachte, weil ihn diese bis zu letzten Sekunde versucht hatte ihn von seiner Familie fernzuhalten und zwar mit immer der gleichen Ausrede: Der Planet steht unter Quarantäne. Immer noch war es für Remus ein Rätsel, wie die Bevölkerung, immerhin um die sechzig Millionen Menschen groß, innerhalb von nicht einmal zweieinhalb Wochen praktisch von einer einzigen Krankheit ausgelöscht werden konnte, obwohl dieser Planet einen der höchsten medizinischen Standards der Galaktischen Allianz besaß. Selbst für seinen Chefarzt, der Jaili behandelt hatte und ein anerkannter Mediziner war und sich mit dutzenden Krankheiten auskannte, war diese Krankheit gänzlich unbekannt gewesen. Damit hatte er sich in guter Gesellschaft mit den anderen Spitzenärzten befunden, denn auch die Ärzte, die die Krankheit im Auftrag der Planetenregierung und der galaktischen Allianz untersucht hatten, hatten nicht den blassesten Schimmer gehabt welcher Krankheit sie hier gegenüber gestanden hatten. Nur eines war sehr schnell klar gewesen: Sie war höchst tödlich und wahrscheinlich aus dem tiefsten Weltraum eingeschleppt worden.
Unter rationalen Gesichtspunkten war die Quarantäne damals sogar gerechtfertigt gewesen, aber Remus war kein rational veranlagter Mensch wenn es um seine Familie ging. Und nicht rationale Menschen neigen immer dazu alles für sie Wichtige zumachen, egal wie schwachsinnig oder töricht die jeweilige Aktion ist.
Und so war er trotz aller Vorbehalte seiner Crew mitten durch eine ganze Armada von Kriegsschiffen geflogen, hatte sich den oder anderen Schaden an seinem Raumschiff geholt, nur um festzustellen, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung schon umgekommen war, er seine Frau nicht mehr habe retten können, sämtliche staatliche Institutionen ausgefallen waren und er seine Familie selber finden musste.
Beinah hätte er auch seinen Sohn verloren, weil er Stunden gebraucht hatte seine Familie inmitten eines Hauses, dessen beste Tage auch schon vorbei waren, wiederzufinden.
Seine Frau, die durch die Krankheit praktisch nur noch aus Haut und Knochen bestand, konnte er nur noch auf dem Sterbebett sehen. Auch ein anständiges Begräbnis war ihm nicht möglich gewesen, weil er sich um Jaili kümmern musste, obgleich er schon manchmal nahe daran gewesen war aufzugeben. Denn der Junge hatte, nachdem er auf die Krankenstation seines Raumschiffes gekommen war, immer wieder Rückschläge erlitten. Koma und heftige Alpträume waren da die geringeren Sorgen.
Mehrfach hatte Remus damals schon gedacht sein Sohn würde auch sterben und hatte sogar schon ein Bestattungsunternehmen angerufen, damit er seinem Sohn die letzte Ehre erweisen konnte. Aber immer wieder hatte Jaili den Kampf mit der tödlichen Krankheit aufgenommen. Damals wurde Remus das erste Mal klar was für eine starke Kämpfernatur sein Sohn war.
Glücklicherweise konnte die Krankheit noch rechtzeitig eingedämmt werden, sodass sie Jaili nicht an den lebenswichtigen Stellen erwischt hatte. Nach ganzen zwei Wochen war Jaili erstmals wieder aus seinem komaähnlichen Zustand aufgewacht. Remus erinnerte sich noch mit Grauen und gleichzeitiger Freude an das Gesicht von Jaili. Zwar wurde Jaili wieder gesund, aber trotzdem nagte an Remus eine Furcht, die er nicht unterdrücken konnte so sehr er sich auch bemühte.
Noch immer wusste Jaili nichts davon, wieso er ohne Mutter aufwuchs, denn die Krankheit hatte einen grausamen Nebeneffekt, den nicht einmal sein salarianischer Chefarzt Liko Terres vorausgesehen hatte: Praktisch alle Erinnerungen vor dem Ausbruch der Krankheit waren irgendwie aus Jailis Kopf gelöscht. Ähnlich wie bei einem Zrücksetzen eines Computers. Der Junge selber merkte das nicht und Remus achtete auch darauf, dass keiner aus der Crew dieses Thema ansprach. So wusste der Junge nicht mal, was mit seiner Mutter passiert war.
Trotzdem war Remus völlig klar, dass er seinem Sohn diese Sache nicht ewig vorenthalten konnte. Irgendwann würde der Moment der Wahrheit kommen.
Und dann konnte er nur hoffen, dass er es dem Jungen schonend beibringen konnte. Ansonsten…gute Nacht.
Nicht dass Remus seinen Sohn fürchtete, aber es war bestand immer ein gewisses Risiko so ein emotionales Gespräch mit ihm zu führen. Der Junge war nämlich sehr scharfsinnig als auch sehr empfindlich was persönliche Dinge anging und konnte sich tagelang mit seinem Zorn im Raumschiff von Remus verstecken. Und wenn sein Sohn nicht gefunden werden wollte, wurde er das auch nicht.
Remus seufzte noch einmal und fuhr sich übermüdet über die Stirn. Mit leicht pochender Stirn warf er einen Blick auf die gegenüberliegende Standuhr neben seinem Befehlsterminal. Die Standuhr, die er mal als Ausgleich für nicht bezahlte Schulden angenommen hatte, tickte leise vor sich hin. Aufgrund der Tatsache, dass sie schon mehrere Jahre alt war, sah sie so aus, als wäre sie vom Sperrmüll. Es war halb drei.
Hatte sich der Schuldner damit nur eine blaue Nase statt einen Blasterschuss in den Kopf erkauft?! Remus wusste es nicht mehr. Genauso war im klar, dass er solche rüde Methoden nicht mehr anwenden würde. Nicht, wenn er jetzt eine Vorbildfunktion im Leben seines Sohnes einnahm. Und Jaili Angst zu machen war das letzte, was er wollte. Er wollte von seinem Sohn nicht als gefühlloses Monster abgestempelt werden.
Gelangweilt blätterte er durch die Seiten des Holopads, das im Laufe der Jahre mit allen erdenklichen Themen ausgefüllt worden waren. Da war Nützliches wie zum Beispiel eine komplette Galaxiskarte (leicht veraltetet, aber durchaus noch brauchbar) oder eine kurze Beschreibung, wie man ohne Strom auf einem Raumschiff mehrere Minuten überleben konnte, aber auch total unnütze Sache, die hauptsächlich von Jaili stammten, der eine Sammelleidenschaft für alles Lustige und Schwachsinnige entwickelt hatte. Zusätzlich fand sich im Holopad zu Remus Erstaunen eine Liste mit äußerst exquisiten und teuren Restaurants, die er, so nahm sich Remus fest vor,
mal besuchen musste, sofern er Zeit dafür fand. Eventuell beim nächsten Geburtstag seines Sohnes.
Leicht amüsierte verweilte er längere Zeit auf einer Seite, bis der Lautsprecher in der Ecke seiner Kabine aufkrächzte.
„Wichtige Durchsage an den Kommandanten der Atlantia: Erbitte sofortige Anwesenheit auf der Brücke. Wichtigkeitsstufe: Gelb!“
Erschreckt fuhr Remus hoch… und knallte mit der Stirn an die Ecke des Wandregals, das über ihm hing. Heftiger Schmerz explodierte irgendwo oberhalb seiner Stirn. Wieso zum Donnerwetter wollte sein Sohn nicht, dass er das Wandregal umbaute?!
Eigentlich, so fand Remus, würde das Wandregal neben der Wanduhr oder dem Computer sehr viel besser passen.
„Verdammtes Regal, warum muss so etwas immer mir passieren?“ Fluchend setzte er sich auf und rieb sich die schmerzende Stelle an seiner Stirn. Irgendwie hatte er das Regal noch nie gemocht. Dummerweise konnte er es nicht einfach abschrauben. Zwar befand sich das Werkzeug im Laderaum im hinteren Teil des Raumschiffs, aber er hatte nur eine theoretische Kontrolle über den Raum. Wie alle Räume auf dem Raumschiff war auch dieser eigentlich der Befehlsgewalt von ihm ausgeliefert; sprich er hatte die ganzen Codes und Zugriffsrechte. Offiziell. Denn inoffiziell war der Computer Eddie derjenige, der praktisch über alles bestimmen konnte. Remus hatte das nie vorgesehen, aber sein Sohn, der sich mit Eddie prächtig verstand, hatte einfach mal eines Abends, als keiner auf der Brücke war, sämtliche Zugriffsrechte für Eddie aufs gleiche Niveau gesetzt wie Remus Rechte als Kommandant. Obendrein hatte er sämtliche Codes in einen Ordner gesteckt, den nur er selbst öffnen konnte. Seine fixe Idee Eddie wäre doch auch ein halbes Lebewesen hatte dem Jungen mächtig Ärger mit Remus eingebracht. Remus erinnerte sich noch gut daran, dass er seinen Sohn, als er Wind von der Sache bekommen hatte, so sehr ausgeschimpft hatte, dass der beinah einen Weinanfall gekriegt hätte.
In einer Sache hatte Jaili aber trotz des Streits Recht behalten: Weder Remus noch der beste Techniker an Bord hatte diesen gesperrten Ordner knacken können. Seitdem musste Remus sich damit abfinden, ab und zu keine Autorität über sein Schiff zu haben und dass er sich mit Eddie arrangieren musste, da der Computer sonst gerne mal sämtliche Räume sperrte und das gesamte Schiff lahm legte. Ächzend stand Remus auf. Ein bisschen nagte das Leben, so wie er es führte, an seinen Nerven.
Bevor er sich in Richtung Kabinentür bewegte machte er noch einen Abstecher zum Kühlschrank. Mit einer routinierten Bewegung nahm er sich sein Lieblingsgetränk. Diese berühmte und berüchtigte Flüssigkeit hatte einen ganz eigenen Flair, den Remus auch blind erkannt hätte. Es handelte sich um den sogenannten pangalaktischen Donnergurgler.
Um dem geschätzten Leser das Verständnis zu erleichtern folgt vonseiten des Autors hier ein kleiner Infotext über dieses allseits beliebteste Getränk in der Galaxis.
Eintrag aus dem galaktischen Lexikon von Gabul Harjam
Kapitel 14: Dinge, die jeder Weltraumabenteuer unbedingt braucht.
Teil 1: Der pangalaktische Donnergurgler
Bei diesem Getränk handelt es sich um eine farblose und fast geruchsfreie Flüssigkeit, die mittlerweile nahezu jedes andere alkoholische Getränk ersetzt hat.
Das Gerücht, wie dieser unglaubliche Donnergurgler überhaupt entstanden war, ist genauso unglaubwürdig wie Eddies Persönlichkeit und sogar so unglaubwürdig, dass sich nicht einmal die größten Wissenschaftler der Galaxis, allgemein auch als die größten Drogen zu sich nehmenden Schwachköpfe genannt, sich einigen konnten woher denn der eigentümlicher Geschmack des Donnergurglers eigentlich herkam. Ihre Theorien sind genauso abwegig wie die anderen Gerüchte, die überall in der Galaxis kursieren (und davon gibt's es mehr, als es Sterne im gesamten Universum gibt).
Zum Beispiel diese hier:
So gibt es die Theorie eines alten Einsiedlers, der irgendwo am Ende der Galaxis lebt (auch wenn man wissenschaftlich gesehen das Ende der Galaxis nicht Ende der Galaxis nennen kann, weil die Galaxis einfach so unglaublich groß ist, dass man egal, wo man ist nie ein Ende sieht).
Dieser Einsiedler, der wohlgemerkt am sogenannten „Ende“ der Galaxis wohnt, schien vor dem Alkohol nicht ganz gefeilt zu sein, denn das ist laut dem Lexikon der unmöglichen Zustände und Geschichten die einzige halbwegs logische Erklärung für die Theorie des Einsiedlers.
Laut der Theorie dieses Einsiedlers, dessen Hütte so aussah, als hätte der verantwortliche Bauunternehmer irgendwann die Lust verloren und seinem vollkommen betrunkenen Gehilfen die weitere Arbeit überlassen, entstand die Urform des Donnergurglers erst auf einem fast unbewohnten Planeten, der eine Bevölkerung von ungefähr ein paar Dutzend Leute hatte, die schließlich darüber philosophierten, warum gerade auf ihrem Planeten so gut wie nie etwas passierte. Um an diesem Umstand etwas zu ändern begannen sie schließlich Zutaten zu mixen, die kein normaler halbwegs zivilisierter Mensch mixen würde. Allein, um die Grobmischung zusammen zu mixen, brauchten sie mehrere Jahrhunderte, da ständig irgendjemand die bis dahin aufgeschriebene Formel verlegte, obwohl diese auf einen dicken Felsen festgehalten wurden. Eventuell lag das ständige Verlegen der Formel auch an den Witterungsverhältnissen (viele Stürme etc.) und den geographischen Gegebenheiten, was allerdings nie bewiesen wurde, da keiner in der Bevölkerung bereit war seinen Kopf ein bisschen anzustrengen, um das Rätsel zu lösen.
Anmerkung des Verfassers dieses Artikels: Diese Sache ist vielleicht einfacher zu verstehen, wenn man dazusagt, dass diese Bevölkerung einen wissenschaftlich erwiesenen IQ von unter 50 hatte.
Das, so würden wohl einige meinen, wäre fast unmöglich. Dazu muss man wissen, dass die Gehirne von diesen Ureinwohnern ursprünglich ein schrecklich deformiertes Organ war, dass leider gar nichts mit dem Gehirn zutun hatte; nämlich der Magen. Das, so würden einige meinen, ist nicht nur fast unmöglich sondern vollkommen unmöglich.
Vielleicht ist diese Tatsache einfacher zu verstehen, wenn man dazu sagt, dass alle Leute, die diese Beurteilung vorgenommen haben, selber ihr ganzes Leben lang Unmengen an 80 % prozentigen Alkohol getrunken haben und denen man deswegen nicht wirklich zutrauen kann, dass sie im Vollbegriff ihres geistigen Denkvermögens waren.
Hört man sich die Theorie nun weiter an, auch wenn sie weiterhin schwachsinnig und ohne Sinn ist, dann haben es diese Ureinwohner trotz ihrer Probleme fertiggebracht den ersten Donnergurgler der Galaxis zu produzieren. Leider wurde just in diesem Moment die ohnehin kleine Population ausgelöscht und nur durch einen glücklichen Zufall kam der Prototyp dieses Getränkes auf das Raumschiff eines Händlers, dessen Schiff dann in einem Wurmloch verschwand und erst dreihundert Jahre später wieder austrat. Vom Händler fand man nur noch das Skelett, aber der Donnergurgler war durch die Jahrhunderte so weiter gereift, dass man schon nach ein paar Schlucken so zugedröhnt war, dass man nicht mehr oben von unten unterscheiden konnte. Einigen später berühmten Leuten wurde das zum Verhängnis. Diese ganze Theorie ist natürlich genauso haarsträubend wie die anderen Theorien, sodass es sich auch nicht lohnt weitere Theorien nähr zu beschreiben. Tatsache ist, das der Donnergurgler einen phänomenalen Aufstieg in der Galaxis hinlegte und inzwischen in jedem halbwegs ziviliserten System zu finden ist und den ordinären Alkohol fast vollständig verdrängt hat.
Auszug Ende
Nun kann es mit der Geschichte weitergehen.
Nachdem Remus sich ein paar Schlücke des Donnergurglers gegönnt und das Getränk wieder in den Kühlschrank gestellt hatte, machte er sich auf den Weg zum Fahrstuhl der Ebene 2 (mit einem leicht schummerigen Gefühl im Kopf).
Auf den Weg dorthin begegnete er Sarid, der hier als Systemanalytiker und Chefmechaniker arbeitete und eine innige Hassfreundschaft mit Jaili pflegte, der es als Lebensaufgabe sah den Systemanalytiker so weit wie möglich zu triezen, indem der Junge die Sicherheitsvorkehrungen zum Spaß umging und Sarid damit indirekt dazu aufforderte ihn als gleich gestelltes Crewmitglied zu betrachten.
Sarid wiederrum hatte sich noch nie mit dem Gedanken anfreunden können, Kinder auf solchen komplexen Raumschiffen zu haben. Er war der Meinung, dass Kinder egal welchen Alters nichts auf solchen Raumschiffen zu suchen hatten und schon gar nicht mit soviel Freiraum wie Remus seinem Sohn einräumte. Aus diesem Grund hatten er und Jaili sich noch nie sonderlich gut verstanden.
Remus Sohn wusste inzwischen sehr genau wo die Grenzen waren, die auf dem Raumschiff von Remus galten. Anfangs war das noch nicht der Fall gewesen, weswegen sich sich Remus Sohn viel Ärger eingehandelt hatte, da er noch nicht wusste, wo hier bei Remus Raumschiff die Grenzen waren. Aufgeschrieben waren sie nicht, denn Remus war der Auffassung, dass jeder Neuankömmling auf seinem Schiff selbst lernen sollte, was erlaubt war und wo der Spaß aufhörte.
Nicht, dass es Remus ab und zu keinen Spaß machte, wenn er sah, wie Jaili und Sardi den nächsten virtuellen Schlag gegeneinander schlugen; es durfte nur nicht übertrieben werden.
Manchmal konnte es sich Remus auch nicht verkneifen auf der Seite von Jaili etwas nachzuhelfen, der in solchen Fällen geflissentlich still hielt und höchstens mittels geheimen Chatkanal oder persönlich nachfragte, was Remus denn nun da gemacht hatte.
Sowieso musste sich sein Sohn in den ersten Monaten seinen Platz in der Crew teilweise erkämpfen. Denn der Junge, der ein Teil seiner Kindheit auf dem Planeten in der Obhut bei Remus Frau gelebt hatte, musste erst lernen, wie er es schaffte in der Crew akzeptiert zu werden. Leicht war ihm das nicht gefallen, aber dadurch, dass er zuerst auf die wichtigen Besatzungsmitglieder in Remus Crew zugegangen war hatte er sich ein Polster gebaut, dass ihn in Notzeiten auffing. Dies hatte ihm häufig gute Dienste geleistet und jetzt war Jaili bei vielen in der Crew als ein vollwertiges Mitglied anerkannt.
„Nein, ich habe das Steuerprogramm der Triebwerke nicht umgeschrieben. Ich wollte nur eine Sicherheitslücke beheben. Lass mich los, verdammt nochmal!“ Jaili, fest im Griff vom Chefmechaniker des Schiffes gefangen, versuchte sich unwirsch los zureißen. Ohne Erfolg. Mittlerweile hatte Sarid mit Jaili im Gepäck Remus erreicht.
Remus, der den lauten Wortwechsel aufmerksam verfolgt hatte geworden setzte schnell sein Pokerface auf, für dessen Können er im ganzen Schiff beneidet wurde. Mit einem leichten angeklagenden Blick fragte er dann seinen Chefmechaniker: „ Sardi! Was ist denn nun schon wieder los? Ihr wisst, dass ich es nicht leiden kann, wenn ihr euch mal wieder in den Haaren habt!“ Für nicht mal eine Sekunde zwinkerte er Jaili zu, der immer noch mit mürrischem Gesicht im Griff des Mechanikers gefangen war.
„Commander!“, fing Sardi wutentbrannt an, „Ihr Sohn hat sich schon wieder an der Software der Triebwerke vergriffen. Ich verlange, dass solche Taten auf ihrem Schiff nicht mehr vorkommen. Wo kämen wir da denn hin, wenn jeder überall an der Schiffssoftware herumbasteln würde?!“
Remus seufzte innerlich und gleichzeitig spürte er ein Zucken, dass er nur mit Müh und Not verstecken konnte. Dann schenkte er seinem Sohn einen langen leicht anklagenden Blick.
„Haben Sie denn einen Beweis?“, fragte er Sardi mit hochgezogenen Augenbrauen.
Sardi nickte und hob demonstrativ sein Datapad hoch.
„Nun gut. Dann zeigen Sie mal her!“, forderte Remus seinen Chefmechaniker auf, der das Datapad immer noch umklammert hielt. Obwohl die Daten für Laien ein reiner Buchstabensalat wären, war Remus klar, dass er diesmal den Hals seines Sohnes nicht aus der Sache herausziehen konnte. Da war wohl mal wieder ein ernstes Gepräch nötig.
Ausraster konnte er sich als Kommandant nicht erlauben, sodass er mit ruhiger Stimme seinem Sohn einen eindeutigen Befehl erteilte. Normalerweise versuchte er solche Situationen zu vermeiden.
„Jaili, geh bitte sofort auf deine Kabine. Ich werde mich später noch mit dir unterhalten! Jetzt!“, fügt er noch hinzu, als Jaili den Mund aufmachte, um zu protestieren. Äußerlich veränderte sich Jailis Verhalten nicht, aber Remus erkannte deutlich die Wut in den Augen seines Sohnes. Nachdenklich sah er Jaili mehrere Sekunden nach, als dieser sich fluchend wie ein Rohrspatz auf den Weg zu seiner Kabine machte.
„Brauchen sie das Datapad noch, Sir?“, wurde er dann von Sardis Stimme abgelenkt, „Ich wollte noch die Steuerungssoftware für die Repulser-Fusionstriebwerke konfigurieren, falls sie mich jetzt nicht gerade für etwas anderes brauchen.“ Die Zufriedenheit in Sardis Stimme war nicht zu überhören.
„Nein, Nein, Sardi. Machen sie ruhig ihren Job. Ich muss sowieso noch zur Brücke; da scheint es wohl ein Problem zu geben.“
„Verstanden, Commander.“, entgegnete Sardi und wollte sich schon umdrehen, als ihm die Beule am Kopf des Commanders auffiel. Er räusperte sich.
„Haben sie daher Beule am Kopf?“
Remus grinste leicht. „Wie man’s nimmt. Die Brücke war eigentlich nur indirekt Schuld. Das Hauptproblem war der Schrank, der über meinem Bett hängt.“
Sardis Mundwickel zuckten verdächtig als er antwortete. „Sie sollten wirklich mehr aufpassen, Commander!“, meinte er dann und wandte sich ab, um in Richtung der Maschinenräume in den Aufzug zu gehen.
Remus sah noch kurz Sardi hinterher bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Nach einer Weile hatten ihn seine Beine unbewusst zum Aufzug der Ebene A gezogen, wo die Fahrstühle durch eine Softwareaktualisierung plötzlich wie in einer Disko leuchteten, damit sie wenigstens die Illusion hatten sie würden sich nicht langweilen. Dank einer vollkommen verblödeten Organisation hatten die Dinger nun ein sogenanntes Menschlichkeitsbild.
Zwar hatte die ganze Galaxis aufgestöhnt, aber egal wie oft die Hotline dieser Chaostruppe angewählt wurden war, wurden die Anrufer gleich auf eine ellenlange AGB hingewiesen, die länger als die Bücher „Wie komme ich heil durch Galaxis“ und „Die Gesetze und Regeln in einem vollkommen verwirrenden Universum, die eh keiner versteht“ ist sowie länger als die Gedichte von den Panaischen Dichtern, wo es sowieso immer nur darum geht, dass ein Girlwesen mit einem Boywesen durchdreht, sich beide streiten und am Ende alle Selbstmord begehen (wobei die Macher immer wieder gerne darauf hinweisen, dass der Nachtrag nochmal zehnmal länger ist als das eigentliche Gedicht; aber dass, so betonen die Macher, ist natürlich vollkommen unwichtig).
Die allseits anerkannte Vermutung von den Bewohnern vieler Planeten war, dass die Organisation nur von ihrer eklatanten Geistesschwäche ablenken wollte, um nicht noch mehr Ärger zu beschwören und als Vollidioten abgestempelt zu werden.
Kurz entschlossen drückte Remus im Fahrstuhl ein paar Knöpfe und der Fahrstuhl machte sich langsam auf den Weg zur Brücke….
Zehn Minuten später; Brücke der Atlantia
„Sir, sehen Sie sich das mal an. Wir haben den Ausgang des Wurmloches direkt vor unserem Schirm!“. Remus stand neben seinem Chefadjutanten James auf der Brücke und beobachtete mit verschränkten Armen das Bild, was der Computer zeigte. Die restliche Crew beachtete er nicht, denn es schien so, als hätten keine der hier anwesenden Brückenoffiziere Lust sich mit dem Kram zu beschäftigen oder, und das war für Remus Verstand die wahrscheinlichere Variante, das war ihnen alles zu hoch.
„Und warum fliegen wir denn nicht einfach durch den Ausgang aus dem Wurmloch raus? Laut dem Computer ist das Ende des Wurmlochs doch schon in 25 Parsecs Entfernung. Ist das denn so kompliziert?“
Remus verschränkte mit grimmiger Miene die Arme vor seiner Brust und sah seinen Chefadjutanten James fragend an.
„Wir arbeiten ja schon mit voller Kraft. Aber egal, wie stark wir die Maschinen belasten, wir werden vor dem Ausgang des Wurmlochs immer wieder zurückgeworfen!“. Sein Chefadjutant machte keinen Hehl daraus, zu zeigen, wie ihn das alles ärgerte.
„Ah ja, mit anderen Worten wir sind am Arsch!“, ließ Remus eine treffende Bemerkung los. Sein Chefadjutant nickte und beide versanken in ein grimmiges Schweigen und achteten nicht auf den Rest der Mannschaft, die sich mit etwas anderem beschäftigten. Tatsächlich sah Remus aus den Augenwinkeln, wie zwei Offiziere ein Kartenspiel spielten, dass verdächtig nach dem Glücksspiel Karawane aussah.
„Sehen sie mal, James!“, forderte Remus nach ein paar Minuten des Nachdenkens seinen Chefadjutanten auf und zeigte mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle des Computerbildschirms, „Laut dem Computer ist die Wand des Wurmloches 8 Parsecs vor uns dünner als der Rest der Wand. Ich würde sagen, dort können wir aus dem Wurmloch rauskommen!“
„Sind sie sicher, Sir?“
„Ich hoffe es. Es gibt keine Garantie. Schließlich sind diese Wurmlöcher noch ein ziemlich unerforschtes Phänomen in der Raumfahrt. Aber nun gut, packen wir es an. Ich hab es satt noch länger zu warten.“, legte Remus die weitere Vorgehensweise fest.
James nickte und auf der Brücke wurde es schlagartig ungewöhnlich still. Jeder wusste, dass es jetzt ernst wurde.
„Dann wollen wir die Besatzung mal über den nächsten Schritt informieren. Schalten sie die Lautsprecher ein.“, gab Remus mit rauer Stimme den mit Spannung erwarteten Befehl.
Zum besseren Verständnis des Lesers folgt hier nun noch ein kleiner Auszug aus dem galaktischen Lexikon von Gabul Harjam zum Thema „Wurnlöcher“:
Der Autor des galaktischen Lexikons definiert ein Wurmloch als ein Strudel verwirrender und durcheinander gebrachter Zeiten, die häufig irgendwo im unendlichen, mehr als unendlichen und furchtbar großen Weltraum entstehen (es wird zwar schon lange geforscht, ob man Wurmlöcher künstlich herstellen kann, aber wurden die Forschungen durch unglücksselige Umstände nie zuende gebracht: Der eine Forscher, der es versuchte, wurde von seinem Schüler umgebracht, da dieser den Ruhm selbst einheimsen wollte, aber nicht wusste wie er das von ihm erzeugte Wurmloch kontrollieren konnte und infolgedessen mitsamt seinem Planeten in seinem eigenen erzeugten Wurmloch hineingezogen und auch nie mehr gesehen wurde. Ein weiterer Forscher kam nicht einmal dazu, ein Wurmloch zu erzeugen, da er festgenommen wurde, weil die pannerlagische Regierung fürchtete sein Verstand wäre beschädigt und deshalb wollten sie das Experiment lieber still und unvollständig zum Abschluss bringen und steckten ihn das Gefängnis, wo er zeitlebens anfing Bücher zu schreiben, die nur um das eine Thema kreisten: „Warum krieg ich bloß nie Rum in meiner Zelle?“).
Auf die restlichen missglückten Forscherversuche verzichtet das Buch, da es sonst noch mal zehnmal mehr Seiten hätte und dies die Kopierkosten in der Galaxis sprengen würde. So kann man mittlerweile zwar mehr oder weniger künstliche Wurmlöcher erzeugen, aber nicht kontrollieren.
Zwar waren alle Forscher der Meinung dies wäre furchtbar ungünstig, aber keiner wollte sich aufraffen etwas zu ändern. Desweiteren können Wurmlöcher unendlich groß als auch klein (natürlich nur im Maßstab zum Universum, das ja keinen definierten Endpunkt hat) sein und in der ganzen Galaxis gibt es kein Mittel, Wurmlöchern auszuweichen. Sollte man doch mal in ein Wurmloch hineingeraten hilft nur eines: Abwarten und Tee trinken, wie der gebürtige Engländer sagen würde. Zu guter Letzt muss man noch hinzusagen, dass es eine schreckliche Dummheit ist einfach so durch die Wände eines Wurmlochs zu fliegen, da mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit weder die Besatzung noch das betreffende Raumschiff so ein Manöver unbeschadet überstehen.
Wir fassen zusammen:
1. Das Wurmloch ist unberechenbar.
2. Es kann überall und ständig auftauchen (außer in Planeten)
3. Es kann unendlich groß als auch unendlich klein sein (obwohl viele meinen, dass letztere würde schon rein praktisch gar nicht möglich sein).
Um das Zusammengefasste zusammenzufassen:
Wurmlöcher sind gefährlich und es ist tunlichst zu vermeiden in diese hineinzugeraten.
Um die oben zusammengefasste Zusammenfassung zu vereinfachen:
Wurmlöcher sind die größte Plage der Galaxis (oder wie andere umgangssprachlich sagen würden: es ist das beschießensteste Phänomen in der gesamten dämlichen Galaxis!)
Ein letzter Zusatz seitens des Autors: Der Auutor nimmt keine Verantwortung auf sich, wenn infolge einer Warterei durch ein Wurmloch Leute zu Schaden kommen.
Kabine des Kommandanten, 1.Deck
Jaili, der auf seinem Bett saß und mit angewinkelten Beinen gelangweilt auf den Boden starrte, seufzte. Ihm war langweilig. Zum Lesen hatte er nichts mehr, denn alle Bücher, die er fast alle von seinem Vater bekommen hatte, waren entweder langweilig oder er hatte sie schon durch. Wenn es nach dem Jungen gegangen wäre, hätte er schon längst über das intergalaktische Internet Neue bestellt, aber sein Vater befand es wäre zu unsicher, da die Signale über so weite Strecken nur schwer verschlüsselt werden konnten und somit leicht von Kriminellen missbraucht werden konnten. Außerdem war im Wurmloch sowieso keine vernünftige Funkkommunikation möglich. Seine Wut über seinen Vater, der ihn in seine Kabine befohlen hatte, war mittlerweile verflogen. Trotzdem fühlte er immer noch eine gewisse Verärgerung in sich drin.
Ächzend stemmte sich Jaili auf und beendete den Stand-by Betrieb von dem Bordcomputer Eddie, von dem in fast jedem Raum ein Terminal installiert war.
„Na, Kleiner?! Wie geht’s? Du siehst ja aus, als ob dir dreimal ne Laus über den Bauch gelaufen wäre!“, wurde er von Eddie begrüßt, der sich nicht mal die Mühe machte, seine visuelle Kamera anzuschalten. Jaili grinste; Eddie war der einzige, der es schaffte, egal wie Jaili sich gerade fühlte, ihn irgendwie immer zum Grinsen zu bringen.
„Ist das ein Wunder?! Ich hab praktisch Stubenarrest!“, maulte Jaili und hängte sich schon mal den Kopfhörer um den Hals.
Eddie schwieg kurz. Zwar hatte er durchaus eine Software, mit denen er versuchte, die Bedeutung von Gefühlen bei Menschen rauszufinden, allerdings fiel es ihm gelegentlich immer noch schwer, eine Schlussfolgerung aus den Gefühlen des Gegenübers zu ziehen.
„Das heißt, du willst…“
Jaili seufzte innerlich. Das Eddie immer so übertreiben musste.
„Ja!“
Langsam und wohl betont führte Eddie den Gedankengang fort und ließ sich auch nicht von dem anklagenden Ton Jailis stören; „dich ablenken, indem du zockst, richtig?“
Jaili nickte kurz und setzte die Kopfhörer auf. Die Kopfhörer hatte er selber gebaut und waren so schalldicht, dass er nicht mal etwas gehört hätte, wenn neben ihm jemand mit einem bis auf den Anschlag aufgedrehten Megaphon auf ihn eingeschrien hätte.
„Los geht’s!“, murmelte er und Eddie ließ das Spiel starten…