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Leseprobe: Güni Noggler - "Mixed Pickels"

MIXED PICKELS

Straßen sind die Falten des Gesichtes einer Stadt.
Und genauso wie die Menschen mit den verschiedensten Mittelchen, Wässerchen und der Vermögensübertragung an Schönheitschirurgen sich ihr Gesicht und ihr Äußeres zu erhalten oder zu verschönern suchen, so werden auch in einer Stadt die Mäander der asphaltenen Straßen mit baulicher und städtbaulicher Kosmetik immer wieder aufs neue zum Zeitgeist des modischen Geschmacks geliftet. Dutzende Umleitungen, fauchende Baumaschinen, die sich in den Käfigen der Häuserblocks kaum bewegen könne, tiefgepölzte Gräben, enge, pfadfinderhafte Abenteuerfußgängerbrücken, mit grünen Bahnen verhangene Fassadengerüste, das hämmernde Stakkato der Kompressoren, aufgerissene Rohrleitungen, genervte AutofahrerInnen und Bushaltestellen, die monatelang als verwaiste Kinderdörfer des öffentlichen Verkehrs vor sich hintümpeln, zeugen tagaus, tagein von der emsigen Schönheitspflege der Stadtmütter und -väter.
Ist ein Loch zu, so wird an der nächsten Stelle schon ein frisches aufgebrochen. (S. 36)

DER NOTHELFER

Begonnen hat alles damit, daß der Vater eines Tages ohne seinen Hund, einer schußfesten, sechs Jahre alten Tiroler Bracke, vom täglichen Spazier- und Pirschgang retour gekommen war. Zwar fehlte das sonst übliche Liedchen, mit dem er pfeifend seine Lippen schürzte, aber den unvermeidlichen, langgebogenen Lärchenast trug er trotzdem auf der rechten Schulter, und bei jedem Schritt schepperte dumpf klappernd der Lauf der Büchse gegen das Holz.
Der nächst Winter kommt bestimmt. Und wenn es nach dem Hundertjährigen Kalender geht, dann stehen diesmal harte und frostige Monate ins Haus. Auch die Eichkätzchen haben schon um Wochen früher auf das buschige Winterfell gewechselt. Wer immer die Zeichen zu deuten versteht, der tut gut daran, den Schuppen bis zu den Dachsparren mit Astwerk und Buchenscheitern zu füllen. Die Buchen kauft der Vater "am Stamm", läßt sie sich draußen, nahe der Grenze, auszeigen und schlägt sie mit zwei Bauern, die winters jedesmal ins Holz gehen, ehe die Bäume noch den ersten Saft fürs kommende Jahr treiben. Das Astwerk aber, mit dem der Herd in der Küche befeuert wird, ist des Vaters alleiniges Werk. Tagtäglich ein armstarker Lärchen- oder Fichtenzweig, der irgendwo bei einer Schlägerung im Walde liegen geblieben ist. Das gibt einen stattlichen Haufen Holz pro Jahr - und im Winter jeden Tage eine semmelwarme Küche und ein dampfendes Grantl im Herd. (S. 87).

© 1998, TAK, Innsbruck.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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