Auferstehung
Ich trat gemeinsam mit Gustav Ernst, Werner Kofler und – seltsame Besetzung! – Willi Resetarits im Radiocafé auf, und als die Lesung zu Ende war, fragte ich Kofler, ob wir noch irgendwohin etwas trinken gehen würden, und er antwortete, ein wenig später vielleicht, zuerst aber werde er sich, auch wenn dieser nichts davon wisse und nicht damit rechne, ein wenig zu Günter Brödl setzen, den treffe man nicht alle Tage. Tatsächlich sah ich, als ich mich nun umblickte, Brödl beim Lesetisch sitzen, in ein Buch vertieft, mit langen Haaren und roten Flecken im Gesicht, aber unverkennbar und lebendig Günter Brödl. Ich war bestürzt, immerhin war er vor langer Zeit gestorben, aber sofort war mir, auch wenn ich keine Ahnung hatte, warum, klar, dass im Muster des Teppichs, der unter dem Lesetisch lag, eine Botschaft verborgen war, die Botschaft, und ich stürzte hin, Brödl ignorierend, kniete mich auf den Boden, beugte mich über den Teppich und entzifferte die kunstvoll in ihn eingewobenen Worte: "Die Nummer eins ist wieder am Leben. Mehr im Internet."
(S.99)
© 2009 Literaturverlag Droschl, Graz-Wien.