27. März 1986
Sehr geehrter Herr Dr. Temnitschka,
Ich nehme seit über zehn Jahren weder Preise noch Titel an und naturgemäß auch nicht IHren lächerlichen Professorentitel. Die Grazer Autorenversammlung ist eine Versammlung von untalentierten Arschlöchern.
Mit freundlichsten Grüßen
Ihr gez. Thomas Bernhard
(S. 242)
4. April 1986
Mein Beitrag zur Eindämmung der Professoreninflation in Österreich: Es gibt ja schon viel mehr Professoren als Kellner und Kellnerlehrlinge zusammen. Die Quelle dieserekelerregenden Professorenseuche ist vor allem das sogenannte Kunst- und Unterrichts- und Sportministerium, das jährlich Tausende und Abertausende vn lächerlichen Professoren- und anderen Titeln ausschüttet und das ganze arme Österreich mit seiner übelstinkenden Unterrichts- und Kunst- und Sporttitelsauce übergießt.
(S. 243)
12. August 1974
Von Lissabon aus empfinde ich Augsburg noch elementarer scheußlich als in meinem neuen Theaterstück. Mein Mitgefühl mit den Augsburgern und allen in Europa, die sich als Augsburger verstehen, ist ungeheuer grenzenlos und absolut.
(S. 87)
2. Juni 1976
"Ein destruktiver, schrecklicher Kerl"
Aus Portugal zurückgekommen, wo ich über Vermittlung des deutschen Goethe-Instituts an den Universitäten Lissabon und Coimbra meine Arbeit betreffende Vorlesungen gehalten und mit den Studenten diskutiert habe, ist es meiner Person und, genauer gesagt, meinem die Zurechnungsfähigkeit der Österreicher im Ausland betreffenden empfindlichen Kopf unmöglich, dem Bundeskanzler und der Öffentlichkeit mein die österreichische Botschaft und insbesondere den österreichischen Botschafter in Lissabon, Weinberger, betreffendes Reiseerlebnis vorzuenthalten, und ich habe ganz einfach die Pflicht, folgenden Sachverhalt mitzuteilen:
Der Direktor des deutschen Goethe-Instituts in Lissabon, der hervorragende und ganz zu Recht weltberühmte Übersetzer lateinamerikanischer und also portugiesischer und spanischer Literatur Curt Meyer-Clason, war nach dem Ende meiner ersten Lissaboner Vorlesung mit mir gemeinsam bei einer in Lissabon ansässigen österreichischen Familie zum Abendessen eingeladen, an welchem auch der österreichische Botschafter teilnehmen sollte. Kurz vor meiner Lissaboner Vorlesung war mir plötzlich von Meyer-Clason mitgeteilt worden, daß der österreichische Botschafter Weinberger dieser Einladung nicht Folge leisten werde, wenn ich, und in diesem Zusammenhang hatte der Botschafter ganz deutlich sagen lassen, wenn „dieser destruktive, schreckliche Kerl“ anwesend sei, und man hatte, weil es sich bei der einladenden um eine österreichische, in Lissabon ansässige Familie handelte, wahrscheinlich in Befürchtung einer Pression des Botschafters, mir in aller Höflichkeit nahegelegt, zu diesem Abendessen nicht zu erscheinen, und ich bin zu diesem Abendessen naturgemäß auch nicht erschienen. (…)
(S. 112)
© 2010 Suhrkamp Verlag, Berlin.