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Leseprobe: Stephan Alfare - Der dritte Bettenturm

1. Kapitel: Der jähe Fall

Verwischte Wolken; zerwühlte, schmutzige Laken im Dunkel. Ein Stück vom Mond, der aufgestiegen war über gezakkten Giebeln, der aussah wie von irgendwo herausgerissen. Zwei, drei zornige Sterne, mehr waren es nicht.
Triste, seelenlose Vorstadt.
Das Trottoir führte leicht bergan, holprig, mit klumpigen Steinen gepflastert. Flenner stützte sich ab an der Häuserfassade, eine brüchige Mauer, legte die Wange daran. Die Stadt schien zu schwanken, die Gebäude krümmten sich über ihm. Und er kicherte, böse und rauh.Ein abgebrochener Schritt, er geriet ins Taumeln, die Straße stadtauswärts direkt vor den Schuhspitzen. Flenner spuckte aus.
In der Jackentasche steckten die Schlüssel; gefaltete Geldscheine in der gebleichten Cordhose, Münzen. Er zwängte die Finger dazwischen und befühlte die Geldstücke. Dabei mußte er an Weiberhände denken, Finger voller Falten und Risse, Waschwasserschwielen ... an Krücken und Rollstühle, weiß Gott, weswegen, an ausgeleierte Stützstrümpfe dachte er, an Prothesen und an vergammeltes Speiseöl. Er nahm seine Hand aus der Tasche und roch an den Fingern.
Bis zum späten Nachmittag hatte es geregnet. Im Westen war eine Spur rötliche Sonne gestanden, bevor sie abgetaucht war hinter den bewaldeten Hügeln. Den langen Abend hatten sie mit Trinken verbracht. Dann, gegen Mitternacht, hatte sich das Schwarz mit Farben vermengt; bunt wie die Pillen auf dem wackeligen Tisch in der Wohnküche der Süchtigen.
Später hatten sie mit Pfeilen geworfen, in der karmesinroten Plüschbar an der Kreuzung, dort, wo der Supermarkt war. Den Arm angewinkelt, Daumen und Zeigefinger wie der Kopf eines Sperlings, im Schnabel der Pfeil. Der Flug danach: Flenner mußte jedesmal mitfliegen. Und dieser magische Piepton, den er heute nacht so sehr liebte; eine Abfolge von Tönen. Zwischendrin zweieinhalb Schritte zum Tischchen, wo die Flasche stand und ein Glas.
Ein letzter Schluck in der Wohnküche, auf der häßlichen Wanduhr war es bald vier. Eiskaltes Bier aus dem mannshohen rostigen Kühlschrank, der surrte, dann schüttelte er sich, das Klirren von Flaschen.
„Schieb mal rüber den Dreck!“

(S. 7-8)

© 2011 Luftschacht Verlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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