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Magdalena Sadlon: Solange es schön ist.

Wien: Zsolnay Verlag, 2006.
110 S.; geb., EUR 14,90.
ISBN 3-552-05365-6.

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Schön ist das Leben nicht, das die Menschen in Magdalena Sadlons schmalem Roman führen. Schön ist auch das Wiener Mietshaus nicht, in dem sie alle wohnen, die Gescheiterten, die Alltäglichen. Dabei ist das Haus zunächst das einzig Verbindende. Man versucht sich aus dem Weg zu gehen. So verschieden, wie man ist, sind auch die Wünsche, Ideale, Lebensstile. Da ist zum einen das Paar Johanna und Robert, das sich getrennt hat, weil Johanna für Robert zu anstrengend war: Irgendwann konnte Robert die erfundenen und erdachten Geschichten seiner Freundin nicht mehr ertragen, die sie sich nur so zum Spaß und um ihn zu testen ausgedacht hatte. Einmal hatte sie angeblich eine lesbische Geliebte, dann war sie schwanger und spielte ihm wochenlang eine Schwangerschaft vor ... "Immer wieder hatte sie Geschichten konstruiert, um seine Reaktion zu testen. Ich will dich nur besser kennenlernen. 'Weißt du, so ist es viel authentischer, als würden wir bloß reden und Fragen stellen.' Doch irgendwann konnte er nicht mehr und zog aus der gemeinsamen Wohnung aus."

Johannas Merkwürdigkeiten bleiben auch den anderen Mietparteien im Haus nicht verborgen. "Unser Fräulein Verrückt" nennen die anderen Johanna hinter ihrem Rücken. Und doch strahlt Johanna noch eine gewisse Attraktivität aus und beginnt eine Affäre mit dem Casanova Gregor, der ebenfalls im Haus wohnt, der sie aber zuerst einmal aus seiner Wohnung wirft. Auch andere im Mietshaus kommen sich näher, u. a. die alte Frau Kralik, die ihren Hund ausführt, zumindest "solange es schön ist" und der Hausmeister, der sonst nur seine Neugier und den Schnaps hat. Obwohl jeder für sich ist, sind doch alle Bewohner des Hauses eine große Familie, die in einer eheähnlichen Gemeinschaft leben, bis zum bitteren Ende, bis dass der Tod sie scheidet.

Magdalena Sadlon beschreibt in ihrem zweiten Roman poetisch und fragmentarisch das Zusammenleben zufällig zusammengewürfelter Menschen, die täglich miteinander auskommen müssen und die alle - jeder für sich - auf der Suche nach dem persönlichen Glück sind. Dabei wird gerade dies nicht erfahrbar. Das Scheitern im Alltag, der Müßiggang und die Liebeslosigkeit in Beziehungen werden immer wieder spürbar. Die Stärke dieses Romans besteht in seiner Lückenhaftigkeit, die Einfachheit des Textes ergibt seine komplexe Sinnhaftigkeit. Das lakonische Porträt eines Außenseiters, das Magdalena Sadlon mit ihrem ersten, 1999 erschienenen Roman "Die wunderbaren Wege" zeichnete, erfährt in seiner Vervielfältigung eine beachtliche Steigerung.

 

Daniela Völker
30. Mai 2006

Originalbeitrag

Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

 

 

 

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