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Leseprobe: Hans Aschenwald - "Nurlaunicht / Sommernachtsgrippe."

Ich habe mehr Papiere ausgefüllt als in Menschen eingetaucht.
Ich rede mich nicht heraus.
Ich befinde mich in diesem Theater. Mein Mund ist trocken geworden.
Ich soll eine Sprache sprechen, die aus Formularen besteht, die ein Staat fordert, den ich nicht wünsche.
Das hat mit Menschen nichts gemein.
Ich will mich nicht herausreden.
Ich will nicht all diese Formulare ausfüllen, ich will in Menschen eintauchen.
Ich werde gehindert von diesem Apparat, der nichts anderes zu tun hat, als zu beteuern, wie er sich sorge um seine Schäfchen.
Das glaube ich nicht.
Das habe ich erfahren, nicht gelernt, zu wissen, daß das nicht stimmt.
Ich will mich nicht herausreden, ich will mich hineinreden.
Stattdessen drückt mir jemand ein Formular in die Hand und versucht mich aufzuklären darüber.
Darüber will ich mich nicht aufklären lassen, darüber nicht. Dagegen sträubt es sich in mir.
Darauf verlasse ich mich nicht, das habe ich nicht herbeigesehnt. (aus: Nurlaunicht, S. 37)

Kurt: (Erwacht)
Aaaahhh, lieber zehntausend Sommergrippen ... als diesen Schädel auf meinem Kopf ... aaahhh. Wo sind meine Aspirine? (Wiederum im Halbdunkel im Raum umher) ... da nehm ich am besten gleich eine doppelte Portion, ... schwups ... und hinunter damit ... aaahh ... (Bindet sich ein kaltes Tuch um den Kopf) Ich hätte doch auf die Veronika hören sollen ... aber gestern ... war irgendwie so eine angespannte Situation ... Nein ... Und dieser Rudl. ... Die Veronika liebt eben das Sportliche ... Immer vernünftig zu sein ... das wird ja ohnehin im Alltag schon überstrapaziert ... Nein ... aahhh ... da versäumt man ja das halbe Leben. ... Spart sich aber derlei Köpfe, wie ich heute einen aufhab. Mein Kopf ist ein Wespennest ... Schwazer Wespen ... Schnapswespen ... sssssss ... ssss nur keine Geräusche ... jetzt ... nur keine Erschütterungen ... (Verschreckt) Jetzt nur kein Erdbeben. Obwohl, diese alten Häuser sind sehr sicher gebaut. Die haben ja schon Jahrhunderte überlebt. Generationen von Menschen haben sich innerhalb dieser Mauern bewegt. Geistliche, Künstler, Grafen. Goethe, Mozart, D.H. Lawrence? ... Die mußten ja zumindest alle hier vorbei, die wollten ja auch über den Brenner. Alle italiensüchtig ... wie meine Frau ... ein Land der Kunst, ja ... (Kurz und trocken) aber: zu heiß. Der Mozart hat schon mit 13 Jahren italienisch gesprochen, sagt die Veronika, ob das wohl stimmt, ich kann es mir nicht vorstellen, ... nun gut ... Vielleicht hat in diesem Zimmer Goethe übernachtet ... und mit einem Schwazer Mädel ... Alles ist ja auch wieder nicht aufgezeichnet worden in der Weltgeschichte ... Und jetzt: Ich ... mitten in der Geschichte. (S. 98)

© 1999, Edition Löwenzahn, Innsbruck.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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