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Leseprobe: Franzobel - "Böselkraut und Ferdinand."

IST DER TAG schon aufgebraucht? Wo ist denn die Sonne hin?
- Wie spät ist es überhaupt, erkundigte sich Ferdinand.
- Es ist überhaupt, antwortete Böselkraut, halb vier.
Zur Bestätigung holte er seine Uhr hervor, die zeitlos glänzte.
- Aber halb vier war es doch schon im Schuhgeschäft, kam Ferdinand ins Grübeln. Irgend etwas konnte hier nicht stimmen. (Heute bauscht man Belanglosigkeiten zu dichterischen Erlebnissen auf.)
- Was soll hier nicht stimmen, gähnte Böselkraut. Meine Uhr schwindelt nicht. Und warum soll die Zeit nicht halb vier sein? Wer will das entscheiden? Herr Überhaupt? Aus Ferdinand wird ja auch nicht plötzlich Böselkraut. Und ist es nicht tatsächlich halb vier, wenn man sich nur darauf einigt?
Aber Ferdinand wußte, daß er mit seiner Mutter nicht darüber einig würde. Die hatte ihm nämlich deutlich befohlen, um sechs zu Hause zu sein. Und weil der Abend schon dämmerte, dämmerte auch ihm, daß es mindestens sieben Uhr vorbei sein mußte. Sogar der Mond war schon an seinem Platz. Wo hat er sich den ganzen Tag herumgetrieben? Und was? Sicher Unfug! Ferdinand hatte zwar gelernt, daß es immer irgendwo auf der Welt gerade halb vier war und ist, wie es auch jede andere Zeit immer irgendwo war und ist, aber das würde ihm als Ausrede nur wenig nützen. Seine Mutter hatte wenig Sinn für Spitzfindigkeiten und den Hattewar. Sie interessierte sich für Tischdeckchen, Schulnoten, Königshäuser, Pünktlichkeit und Politik. Sicher würde sie ihm den Hintern versohlen. Seine Mutter war für harte Maßnahmen. Für Strafsanktionen war sie immer zu haben. Aber ist denn ein Hintern eine Fisole? Nein. (S. 79f.)

© 1998, Paul Zsolnay Verlag Gesellschaft m. b. H., Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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