Es war jedoch ein großes Unglück, daß mir zunächst die 19 Jahre festangestellte Autorin Petra Coronato zugeteilt wurde; die Folgen dieser Personalentscheidung sind bekannt und brauchen hier nicht noch einmal erwähnt werden, ebenso nicht die Mühen, die es mich kostete, die Kollegin wieder loszuwerden.1 Doch schließlich fanden meine Beschwerden auch beim Ober-Narrator Gehör, und dem Mißstand wurde, wie es in solchen Fällen Tradition unserer Firma ist, rasch und unbürokratisch abgeholfen.2
(S. 7)
1 Ein großes Unglück: Augenzeugenberichten zufolge soll sich die Autorin Coronato in der Nähe von Bonn aufhalten, wohl in der bereits angekündigten Absicht, sich mit Kollegin Barbie in den Rhein zu stürzen. Ein Mitarbeiter will sie allerdings in Berlin gesehen haben und notierte: Erneut steht Rußland vor einer schwerden Enscheidung. Wie wird das Schicksal sich wenden? Er schrieb Rußland, meinte aber Firma, und zwar die tongue tongue Hongkong, die weltweit schöne Literatur recyclet.
2 Tradition: Jeder Mensch möchte die erste und letzte Zeit seines Lebens umsorgt und in vertrauter Umgebung verbringen. Doch nur für wenige geht dieser Wunsch in Erfüllung. (Aphorism. tong. tong. XII 7, 16, p. 3) Sie sollten möglichst viele Aphorismen und Maximen von tongue tongue besitzen. (S. 6)
Sie haben sich nun dafür entschieden, daß Ihre Schlüsselfigur blind ist. Deshalb die Sonnenbrille. Solange Ihr Schriftsteller noch über keinen Blindenhund, ja, noch nicht einmal über einen Blindenstock verfügt, müssen Sie ihn nun selbst führen. Sagen Sie nicht, daß Sie das vorher nicht gewußt haben. Bleiben Sie höflich. Packen Sie den Schriftsteller nicht einfach am Arm, ziehen und schieben Sie ihn nicht mit sich fort. Fragen Sie den Schiftsteller, ob er lieber gehen, stehen oder sitzen möchte, und ob Sie seines Vaters Sprachbehälter für ihn tragen sollen. Vergessen Sie nicht, daß die Handlung nun Text ist. Sie können diesem Zusammenhang nicht entkommen. Schon gar nicht dadurch, daß Sie nun vielleicht ununterbrochen reden. Abgesehen davon, daß dies in Gegenwart eines Schriftstellers nicht sehr taktvoll ist, wird sich das überflüssig Gesprochene auch äußerst ungünstig auf Ihren Text auswirken. (S. 157, 159)
(c) 1997, Ritter, Klagenfurt, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.