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Leseprobe: Uwe Ladstätter - "zwölf mal zwölf"

Das Haus zwischen den
Häusern

Ein anständiges Fenster hält sich an seinen beiden Seiten Läden.

Ein anständiges Haus mit anständigen Fensterläden stützt sich in der Regel und in der warmen Jahreszeit auf einen Blumenkasten.

Der Blumenkasten eines anständigen Fensters zeigt den Passanten, unter die sich immer wieder auch anständige mischen, seine Geranien.

Ein anständiges Haus am Lienzer Hauptplatz hält sich schon deshalb Läden, einen Blumenkasten und vorwiegend rote, rötliche und gelbrote Geranien.

Die stolzen Bewohner eines anständigen Hauses am Lienzer Hauptplatz gießen ihre Geranien und vergessen nie, blumenlose und lädenlose Nachbarhäuser zu übersehen.

Ein Haus ohne Läden daneben, ohne Blumen darunter und ohne Fenster dazwischen hat schon deshalb zwischen anständigen Häusern einen schweren, anfangs und letztendlich auch schmalen Stand. (S. 39)

Christoph Zanon

Opas Nachricht

Die Unterseite der Wolken war schwarz geworden, denn es war Abend. Ein hoher, unsichtbarer Wind trieb die Wolken nach Süden; da wurden sie dünn und verschwanden und noch vor der Nacht war der Himmel frei: der Mond war eine helle Sichel und die Berge waren dunkle Massen. Der Berg war ein breit ausladender Körper. Einer seiner Pfeiler fiel gegen Osten ab und versandete in einen Hochrücken, der jetzt vom Schnee geglättet war. Dort stand ein vereinzelter Lärchenbaum: der letzte für den, der von unten kam und der erste für den, der von oben kam. Aber es kam niemand von unten oder von oben an diesem Abend des späten Winters, jedenfalls kein Wanderer oder Schigeher. Der Baum stand in seiner Einsamkeit und rührte keinen Zweig. Erst, als das Licht für alles deutliche Sehen zu schwach war, kamen aus den vier Himmelsrichtungen vier Männer heran an den Baum, wo sie fast zugleich anlangten. Ein jeder war gehüllt in eine knielange, schwarze Pelerine und hatte möglicherweise eine Kapuze auf, oder eine Mütze, oder langes, dunkles Haar, auch ihre Augen mochten dunkel sein. Nur ihre Stirnen leuchteten fahl wie der Schnee. Sie standen neben dem Baum, jeder in der Ecke, aus der er gekommen war. Indem der Mann des Nordens dem des Ostens die Hand gab, dieser seine Linke in die Rechte des Nächsten und so weiter, sagte der erste: Nach eins kommt zwei.
Der nächste sagte: Nach zwei kommt drei. (S. 66)

© 1998, Edition Löwenzahn, Innsbruck.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

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