POET’S POEM ON POETRY
or
HERE COMES THE CLOWN
Words stumble on paper.
Where from?
Nowhere
Empty stage empty page
A poet’s fear to lose his words
In concentrated silence he is the clown
drawn by light and scared to be seen.
Leaking words, loses them everywhere
yet tries to find the one word day and night
which is just like a light or like a smile
or screams until
the voice is lost again.
The clown – at home in worlds of nonsense
he questions everything
destroys all certainty
At home in failure
he tries again and again
So perfect in his imperfection
he fights material borders,
runs against them.
So many ways to stumble,
ways to fall,
he takes a detour,
enjoys the view;
no slave to speed.
Every word a misunderstanding
with physical reality.
Clowns are actors of poetry,
can’t stop babbling.
Silence is the abyss.
The world falls apart, if we stop.
So we go on naming everything
and create space between nothing and nothing
and when there’s nothing left to say
we talk about it until
the void bursts like a bubble
and the world behind
is visible again.
DES DICHTERS GEDICHT ÜBER DICHTUNG
oder
DA KOMMT DER CLOWN
Worte stolpern auf Papier.
Woher?
Nirgendwo.
Leere Bühne, leeres Blatt
Die Angst des Dichters vor dem Verstummen
In konzentrierter Stille ist er der Clown
Auf der Suche nach Licht
und fürchtet doch den fremden Blick.
Worte fallen aus ihm heraus. Er verliert sie überall
und sucht doch Tag und Nacht das eine Wort,
das leuchtet oder lächelt.
oder brüllt bis
die Stimme versagt.
Der Clown in seiner Welt von Unsinn
zweifelt an allem;
nichts ist vor ihm sicher.
Im Scheitern zuhause
versucht er immer wieder
Grenzen zu überwinden,
Mauern niederzureißen.
Er ist ein Meister des Stolperns,
liebt Umwege,
genießt die Aussicht,
kein Sklave der Geschwindigkeit.
Jedes Wort widerspricht der Logik
materieller Welten.
Clowns sind Akteure der Poesie,
ihr Plappern ist endlos.
Stille ist Abgrund.
Die Welt zerfällt, wenn wir schweigen.
Daher benennen wir alles,
füllen den Raum zwischen nichts und nichts
und wenn es nichts mehr zu sagen gibt
reden wir darüber bis
die Leere zerplatzt wie eine Seifenblase
und die Welt dahinter wieder sichtbar wird.
© 2004 Verein Labyrinth, Wien