Leseprobe
Moser findet die Muldenstraße, wie er sie vor Jahren zurückgelassen hat, nicht mehr vor. Sie wurde ausgelöscht, man hat sie zu Tode verändert. Das Sterben der Straße ist nicht Außergewöhnliches; es dauert oft und man bemerkt es kaum, wenn man in ihr wohnt; es betrübt bloß den, der sie verlassen hat und nach Jahren ungebeten, bescholten, mittellos, ortlos, hinkend und stinkend zurückkommt und meint, als habe man hier die Zeit für ihn angehalten, Anspruch auf sein Kinderzimmer anmelden zu können. Er sucht das Loch auf. (S. 21.)
Moser richtet das Loch, seinen Bedürfnissen entsprechend, nur mit dem Nötigsten ein, zieht eine kleine, genügend große Bühne an der tiefsten Stelle ein, gräbt dahinter eine kleine, ausreichend große Garderobe in die Wand hinein, verbirgt sie nur unzureichend hinter einem lila Glasperlenvorhang. Alles andere im kegeligen, von unten nach oben treppenförmig abgestuften Trichterloch ist den Zuschauern vorbehalten. Es hat noch nie jemand zugeschaut. Auch die Lehner nicht. (S. 25.)
Moser verlässt die Muldenstraße in Richtung Lübeck. Das kennt man. Das sagt noch nichts. Auf dem Weg nach Lübeck ändert er seine Absicht und mithin die Richtung. Moser hat vor nach Chavignolles zu gehen. Er hat seine Vorhaben mehrmals angekündigt, halbherzig, die Reise dorthin immer wieder zugunsten von Lübeck verschoben. (S. 127.)
© Sisyphus Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2017.