Leseprobe: Wilhelm Pevny - "Luft."

Offenbar hatte es dieses Geruchs bedurft, um ihm in Erinnerung zu rufen, dass da einmal in seinem Leben etwas anders war. Er hatte es einfach vergessen gehabt, ja, es war aus ihm verschwunden gewesen, so wie auch dieser gewisse Duft aus seinem Leben verschwunden war – was er jetzt an diesem kalten Frühlingstag auf der Parkbank in seinen Mantel gehüllt nicht verstehen mochte, denn wie könne man etwas derartig Überwältigendes vergessen, solche Erlebnisse, wie sie vorhin in ihm aufgetaucht waren, weshalb gerieten sie einem völlig aus dem Gedächtnis? Als wären diese Begebenheiten untrennbar mit einer gewissen Art von Luft verbunden und wäre jener beinahe scharfe, würzige Duft wie vorhin vonnöten, um die Erinnerung an solche verschütteten Erlebnisse wiederzuerwecken.

(aus der Kurzgeschichte Luft, S.42)