"So, Dichter, jetzt schulden Sie mit aber was!" sagt sie, als wir das Polizeigebäude verlassen, "ich habe Ihnen eine Nacht im Gefängnis erspart!"
"Nein, Sie schulden mir etwas. Sie haben mich um eine wesentliche Erfahrung gebracht. Eine Nacht im Polizeigefängnis wäre auszuhalten gewesen. Und für mein Buch über meine Erfahrungen in Kenia hätte eine Schilderung der Gefängniszustände aus eigener Anschauung sicher auflagensteigernd gewirkt."
"Sie wollen ein Buch schreiben?"
"Schön langsam drängt es sich auf, meinen Sie nicht?"
Sie nickt. "Und was schulde ich Ihnen, Ihrer Meinung nach, Dichter?"
"Dass Sie sich von mir zum Abendessen einladen lassen. Ich habe schrecklichen Hunger. Und was schulde ich Ihnen, Ihrer Meinung nach?"
"Eine Einladung zum Abendessen. Ich habe schrecklichen Hunger."
"Und wo kriegen wir um diese Zeit etwas?"
"Im YMCA jedenfalls nicht. Dort ist um zehn Schluss. Es bleibt uns nur das Florida Casino oder eins von den großen Hotels."
"Nicht ins Florida. Dort ist die Musik zu laut."
"Also gehen wir ins Norfolk."
Wir gehen durch den ziemlich verlassenen Uni-Campus, Njoki hängt sich bei mir ein. Wäre das Campus-Gelände doch unendlich groß.
(S. 138 f.)
© 2003, Mandelbaum, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.