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Leseprobe: Fred Wander - "Hôtel Baalbek."

(S.60f)

Ich beobachtete Joschko gespannt während dieser rasenden Fahrt zum Polizeirevier, und überhaupt betrachtete ich ihn ständig mit heimlichem Vergnügen, ich beobachtete auch alle anderen Menschen und mich selbst und registrierte vergnügt das Vergnügen, das ich dabei empfand. Ich war ganz ruhig auf dieser Fahrt, es muß wohl irgendetwas nicht ganz in Ordnung sein mit meiner Verdrahtung, denn immer wenn andere Leute krank werden vor Angst und völlig aus der Fassung geraten, verzeichne ich völlige Windstille in der Takelage, eine verrückte Neugier, die mich den Atem anhalten und begierig lauschen läßt, was nun passieren wird. Ein paradoxes Glücksgefühl, falls man es so bezeichnen kann, das mich im Unglück manchmal packt und heimlich sogar eine noch schlimmere Wendung wünschen läßt, wie um meine Existenz mit allen Fasern zu spüren, meine verborgenen Kräfte zu prüfen.

Doch das alles sind Überlegungen von heute, damals dachte ich gewiß nur an Kat ja und an Lily, was denn sonst. Ich dachte an beide und machte mir Sorgen. Seit dem Augenblick, als wir von Dolezals Tod gehört hatten und von Waffen, dachte ich mit großer Sorge an sie. Ich wußte wenig über Kat ja, auch Lily war mir im Grunde ein Rätsel, ich spürte schmerzhaft mein Versagen. Und Kat ja hatte mich benützt, wie ich gesagt habe, und ich kochte innerlich vor Wut, wenn ich an meine Blindheit dachte. Sie liebte Alain, einen Mann von vierzig, und sie hatte wohl recht damit. Katja hatte in mir nur den jugendlichen Träumer gesehen, was nur zum Teil stimmte, ich beobachtete die Wirklichkeit ziemlich genau. Diese verdammte Neugier und Passivität, dieses begierige, distanzierte Schauen, erfüllte mich gleichzeitig mit Scham. Scheiße, wann würde ich anfangen, etwas zu tun. Das Schuldgefühl, nicht rechtzeitig in den Widerstand gegangen zu sein, hat mich nie verlassen!

© 2007 Wallstein Verlag, Göttingen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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