Blüh auf, meine Freundin, flüstert der junge Großvater der Japanerin ins Ohr. Die Japanerin verdreht die Augen. Blüh auf, blüh auf, blüh auf. Und umschlungen dreht es die beiden über die Wiese, dass das Gras in ihren Haaren hängen bleibt und in ihre Haut sticht, und dass kleine Steine ihren Abdruck dort hinterlassen, und die beiden gemeinsam ihren Abdruck als meterlange Schlangenspur im Boden.
Und dort wächst heute noch keine Gras nach, sagte der Großvater jetzt als alter Mann, So war das, und ihr müsst jetzt auch ins Bett. Der Bruder und ich liegen lange wach in unseren Betten. An Schlaf ist jetzt nicht zu denken, sagt der Bruder. Nein, sag ich, an Schlaf ist nicht zu denken. Dann schweigen wir. Irgendwann sagt der Bruder ein zusammengesetztes Wort, so etwas wie: Liebestrunk. Und ich muss darauf sagen: Trunkenbold.
Dann streiten wir uns, weil sich mit Bold kein neues Wort bilden lässt. Der Bruder schleudert sein Kissen in meine Richtung. Ich beiße mich durch den Stoff, bis ich Federn zwischen den Zähnen stecken hab, und schlafe mit nassen Augen ein.
(S.40)
© 2012 Wallstein Verlag, Göttingen