logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

Dezember
Mo Di Mi Do Fr Sa So
48 26 27 28 29 30 01 02
49 03 04 05 06 07 08 09
50 10 11 12 13 14 15 16
51 17 18 19 20 21 22 23
52 24 25 26 27 28 29 30
1 31 01 02 03 04 05 06

FÖRDERGEBER

  BMUKK

  Wien Kultur

JAHRESSPONSOR

  paperblanks
kopfgrafik mitte

Gerhard Ruiss: Ö et nous - Café Sarajevo.

Ernste Volkskomödie.
Wien: Edition Selene, 1999.
80 S., brosch.; öS 124.-.
ISBN 3-85266-096-3.

Link zur Leseprobe

Gerhard Ruiss' Projekte sind immer an der Grenze zwischen scheinbarer Realität und ausgewiesener Kunst angesiedelt und erinnern in ihrer "permanenten Revolution" an jene Stelle in Arthur Schnitzlers "Grünem Kakadu", wo die Revolution von der Bühne herunterspringt mitten in den Adel und das Volk hinein.

Wenn Gerhard Ruiss sein Stück "Ö et nous" eine ernste Volkskomödie nennt, so heißt dies einerseits, daß das Volk am Theater teilhaben soll, es heißt aber auch im Sinne der Theatermoral, daß das Theater mit dem Volk ein ernstes Wort zu reden hat.

Sarajevo dient gerne als Nagel, an dem die Historiker am liebsten ihre Geschichte Österreichs aufhängen, andererseits ist Sarajevo das Café mit den vielen ethnischen Tischen, und schließlich auch die Chiffre für die Stadt olympischer Kampfstätten, aus denen im Sinne Elfriede Jelineks der Sport als Krieg aus den Stadien steigt.

Dieser Kriegszustand mitten in Europa ist unter anderem auch der Überbau für die Volkskomödie "Café Sarajevo".
Nach einem Vorspiel über die Silben Sa-ra-je-vo werden im ersten Akt die sogenannten Thronfolger in der Prosektur analysiert und samt dem Schutt der Monarchie unter den Geschichtsteppich gekehrt. Im zweiten Akt spielt mit dem Trümmermaterial ein gewisser Schickelgruber und im dritten Akt wird die generelle Unschuld Österreichs ausgerufen. Als Bühne für diese Vorgänge dient ein Café, das ständig den Namen und den Zustand ändert. Und die Botschaften, die in diesem Café ausgetauscht werden, sind so mannigfaltig und vielsprachig, daß man auf den ersten Blick ihre einzelnen Aussagen gar nicht erkennen kann, das Sprachengewirr ist nämlich zu schwer, um konkrete Sätze zur Manifestation von Hierarchien zuzulassen.

Über dem Café der Völker liegt nämlich ein Sound, in dem es keine dominante Hauptsprache mehr gibt. Der einzige Sinn eines Befehles liegt in seiner Musikalität. So wundert sich auch eine Kellnerin, daß sie begnadigt wird, ohne für die Hinrichtung vorgesehen gewesen zu sein.

In einem Nachspiel werden Grabsteine mit den entsprechenden Opferzahlen als Dominosteine für ein Nullsummenspiel abgesetzt. Die Kilometersteine in der Geschichte der Menschheit sind zugleich ihre Grabsteine.
Hinrichtungskommandos, Startkommandos und Jubelrufe sind die drei wichtigsten Befehle für ein Staatsprogramm. Für angehende Putschisten und Militaristen sind sie daher im Anhang in allen erdenklichen Sprachen abgedruckt.
Gerhard Ruiss' Stück ist so österreichisch irreal, daß es auf jeden Fall staatstragend ist. Es spielt nämlich in der höchsten Liga der Aufklärung.

Helmuth Schönauer
7. Dezember 1999

Suche in den Webseiten  
Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
SLAM B

Fr, 11.01.2013, 20.00 Uhr Poetry Slam Über 160 SlammerInnen – im Alter zwischen 14 und 77 Jahren...


Ausstellung
Herbert J. Wimmer ROTOPOST ROTOSPOT

LICHT & LITERATUR AUFNAHMEN 16.01.2013-21.03.2013


Tipps
flugschrift

Ein Zeitschriftenprojekt des Autors Dieter Sperl in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Wien und...


Der Erich Fried Preis 2012 ging an Nico Bleutge

Der deutsche Dichter Nico Bleutge erhielt am 25. November den mit 15.000 Euro dotierten Erich...