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Gert Jonke: Geometrischer Heimatroman.

Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1969.

Als konsequentes Gegenbild zum herkömmlichen Heimatroman ist Gert Jonkes "Geometrischer Heimatroman" wohl gedacht. Jonke arbeitet nicht mit den gängigen Modellen, die von Bestseller-Autoren wie etwa Karl Heinrich Waggerl bis zur Perfektion umgesetzt wurden mit dem Ziel, den Leser vom Heil der Provinz und seiner Bewohner zu überzeugen.

Der "Geometrische Heimatroman" fügt sich ein in eine Reihe von Versuchen junger Autoren, die dominante Rolle eines Genres zu durchbrechen, das jahrzehntelang wesentlicher Bestandteil einer bestimmten Ideologie bzw. Kulturpolitik war.

Während Thomas Bernhard in "Frost" (1963) die Beschreibung der Provinz durch die Hauptfiguren des Romans ins genaue Gegenteil einer uneingeschränkten Lobeshymne auf das Landleben verkehrt, versteht es Jonke mittels Sprache eine möglichst große gefühlsmäßige Distanz zu schaffen. Dieser den "Roman" durchziehende nüchterne Sprachgestus lehnt sich an den von Bürokratie- und Gesetzestexten an: Paragrafen, Auflistungen, Merksätze sowie vereinfachte, schematisierte grafische Veranschaulichungen des Geschriebenen verstärken den lehrbuchhaften Charakter, der nicht selten in einen satirischen Unterton überwechselt.

Das Dorf liegt in einem Kessel.
Es ist von Bergen umgeben.
Der Silhouttenrand der Bergkette im Norden des Dorfes hat die Form vierer Kurven, die ineinander übergehen:
eine Sinuskurve, eine Cosinuskurve und eine Sinus- und eine Cosinuskurve um je eindreiviertel Phasen verschoben. (S. 10)

Die einer Inszenierung gleichkommenden Einführungen in die Dorfplatz-Kapitel übernehmen mit Fortgang des Romans die Funktion eines Refrains. Die auftretenden Personen beleben diesen Platz kaum, man fühlt förmlich die Leere, auch wenn gerade darauf Kinder spielen.

Ein Ausschnitt aus dem Kapitel "Bemerkung zur allgemeinen Situation Nummer zwei: Die Brücke" soll die eigenartige Erzählsituation, die distanzierte Betrachtung eines Landschaftsteiles in seiner Funktion und Auswirkung für die Umwelt, in seinen statischen Bestandteilen sowie anhand der an ihn geknüpften gesetzlichen Rahmenbedingungen zeigen.

[...] was unter anderem noch bleibt zu erwähnen
die vermessenen geometrischen orte in der landschaft es sind dies ein meter hohe zylinder r=1,5 m steine von mörtel zusammengehalten nisten manchmal störche oder kraniche darauf die runden vermessenen punkte in der landschaft weithin sichtbar und klar ersichtlich ermittelt nach folgendem system [es folgt Fig. 3, Anm. d. Verf.]
kein ort trifft in seiner geraden verlängerung auf einen zweiten und immer wohin du auch gehst erreichst du irgendeinen trigonometer aus stein woran du sofort deinen standort errechnen kannst. (S. 47)

Claudia Holly
27. Juli 1997

 

 

 

 

 

 

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