"Mein Wappen dort oben, auf dem Galgen! Fehlerhaft gemalt, aber erkennbar. Welch feinsinnige letzte Verhöhnung! Ich werde es jetzt mit amüsiertem Lächeln betrachten, mit ruhiger Grandezza. Man soll sehen, wie ein Kavalier zu sterben weiß. Ein Degenstich wäre mir lieber, aber ich kann's mir nicht aussuchen."
Der Todesmut, den Don Juan sich zusprach, war nicht gespielt. Er fühlte weder Angst noch Erregung. "Habe ich mir vom Leben schon so viel genommen, dass der Rest mir gleichgültig ist? Ich lebe doch gern. Woher dieser Gleichmut?"
Der weite Platz, auf dem man die Tribüne für seine Hinrichtung aufgestellt hatte, war voller Menschen in dicht gedrängtem Nebeneinander, Hintereinander. Nur für die Zuschauer hohen Ranges, vor allem die adeligen Damen, hatte man eine Reihe Sessel aufgestellt. Don Juan sah ihm wohlbekannte Gesichter. Manche Damen waren von weither gekommen. Die Nachricht von seiner Exekution musste sich mit Windeseile verbreitet haben.
(S. 58f.)
© 2003, Edition Atelier, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.