Der Star hat etwas Unsolides in seinem Aussehen. Grüne und goldene Polarlichtsonnen überspielen sein Gefieder - und doch sieht er aus wie ein Strolch. Er sieht aus, als hätte er vom Himmel gefallene Sterne eingesammelt und auf sein Gefieder gepickt. Wie weicher grüner Samt ist der Untergrund seiner Federn, darauf glänzender Kohlenruß gefallen ist: Und obenauf schwimmen, eine opake Flüssigkeit scheint noch den Rußmantel zu umhüllen, dottergelbe und goldene Flecken. Dabei schillert das Kleid, springt der Vogel davon und fliegt auf, ins Metallene, Eisige!
Wo kommt also der Star her? Aus Grönland, aus den warmen, sonnenüberglasten Zonen, vom Grund des Meeres, aus einem Vulkan? - Er kommt von dem Zweig dort, der tanzt, und dann von dem anderen Zweig, auf dem er gesessen, und dann von der Mauer und dann von dem dicken Ast - dort kommt er her. (S. 41)
Manchmal erstrahlt hinter allen Bedeutungen, hinter dieser Wolke von Wörtern, das einfach Gemeinte: ein Leib, eine Gestalt, von der eine Süße ausgeht, die unverweslich ist.
Oder es kann, durch ein fast beiläufiges Abfallen aller Hinweise darauf, wo, an welchem bestimmten Ort man ist, das Fremde als Zustand eintreten, als eine sanfte Stille ohne den Wunsch nach Änderungen: man ist da, ein hoher Pfahl, von dem das Sonnenlicht abrinnt.
Das Unverwesliche ist die Ahnung, zu der eine Bereitschaft in den Dingen korrespondiert: Ahnung und Bereitschaft sind aus demselben Stoff.
Da berührt sich mein Wunsch mit dem Abglanz des Schöpfungswunsches, als dessen Ergebnis die Dinge dastehen.
Das würde voraussetzen, daß ALLES aus EINER Quelle kommt - und manchmal will es so aussehen.
(S. 42)
(c) 1998, Sonderzahl, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.