logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   
Facebook Literaturhaus Wien Instagram Literaturhaus Wien

FÖRDERGEBER

Bundeskanzleramt

Wien Kultur

PARTNER/INNEN

Netzwerk Literaturhaeuser

mitSprache

arte Kulturpartner

traduki

Incentives

Bindewerk

kopfgrafik mitte

Pascal Optional: Das Goldfisch-Komplott

Kurzprosa und -geschichten, Slam-Poetry-Texte, Gedichte.
Klagenfurt: Sisyphus, 2015.
162 Seiten; broschiert; Euro 12,80.
ISBN: 978-3-901960-89-5.

Autor

Leseprobe

Von Katern, Kakerlaken, Kaffee und Kebap oder „Süß ist nur die Ironie“

Seine Texte sind kurz, pointiert, verspielt und unterhaltsam. Oft bleibt beim Lesen kein Auge trocken und mitten drin einem auch mal das laute Lachen im Hals stecken. Mit viel Humor und nicht weniger subtiler Gesellschaftskritik stößt uns Pascal Optional in „Das Goldfisch-Komplott“ auf Details des Alltags. „Irgendein intelligenter Mensch hat mir mal gesagt, ich müsse im Leben immer auf Details achten.“ Und er achtet auf sie. Beobachtet peinlich genau. Zeigt Momentaufnahmen, seziert penibel die Miniaturen, die er dann weiter in ihre Einzelteile zerlegt bis er sie zu einem neuen Geflecht zusammensetzt. Mit viel Freude am Detail deutet er Dinge um, verdreht Wörter und Sätze bis sie im eigentlichen Wortsinn wieder zu einer neuen Bedeutung finden.

In 35 Prosatexten, von denen keiner länger als vier Seiten umfassen, zeigt Optional Alltagsszenen und verschrobene Utopien. Seine Helden sind Menschen, die man mal mag oder auch nicht. Bürokraten und Beamte, Supermodels und Sandkastenkinder treiben in den Geschichten ihr Unwesen. Aber auch Schwertfische oder Schmetterlinge treten in Erscheinung. Denn bei Optional dreht sich viel um das Tier, sei es als Seidenraupe, die den Menschen ob seiner Möglichkeiten beneidet, oder auch als Pferdeleberkäse, der zur Sucht wird. So wundert es kaum, dass auch das Wort „verkatert“ bei ihm eine andere Bedeutung bekommt, denn „Tiere, die einem beim Sex zuschauen, sind echt das Letzte.“ Tierisch ist auch so manche Zukunftsvision, bei denen Kakerlaken alle Erden-Zivilisationen überleben.

Eine andere, in vielen Details erschreckend reale Vision zeigt die Geschichte „3013“. Hier erinnern verpflichtende und selbstverständlich unbezahlte Überstunden, denn Hauptsache man hat überhaupt Arbeit, Quotenregelungen für menschliche Arbeitsbeteiligung, regelmäßige Medikamenteneinnahmen, die Pubertierende gerne verweigern, und das „Erfolgsmodell der Partnerfinder“ dann doch gespenstisch an die gegenwärtige Zustände.
An anderer Stelle entführt Optional in den Arbeitsalltag durch das Herausgreifen eines der wichtigen Dinge von Listenmenschen. „To-Do-Listen sind Hauptgrund für die menschliche Zivilisation“ und sie „machen das menschliche Dasein nicht nur einfacher, sondern auch schöner, weil sich gut Geplantes für gewöhnlich auch eher in Wohlgefallen auflöst.“
Aber auch „Klischees sind etwas tolles“. Ein Spiel mit Ängsten, die Optional bis zu feinfühlig komponierter Kritik an die Spitze treibt, wie bei einem Text über verhängnisvollen Kaffeekonsum. „Sind sie nicht süß, die Wiener? Mit ihrer importierten Kaffeehauskultur. Mit ihrem italienischen Wienerschnitzel. Mit ihren Mohrenköpfen auf Kaffeepackerln. Mit ihrer Angst vor fremder Kultur im eigenen Land. Mit ihrer Bescheidenheit, wenn sie das vierte Seidel bestellen, weil sie heute mal weniger trinken wollen. Oder ihrem Schmäh, wenn sie mal wieder Kaffee zur Entspannung saufen, in der 15-Minuten-Pause vom Hackeln. [/] Süß ist nur die Ironie.“
Oder wenn Optional an einem Kebap-Stand folgenden Dialog entstehen läßt: „Hallo Cheffe, dreimal Lammkebap ohne Schaf! [/] Der Kebapverkäufer lacht: [/] Lammkebap ohne Schaf wird schwer!“ Das Spiel mit der Sprache wird dann zur Frotzelei in bester Sketch-Manier.
Optionals Sprachgewandtheit und -Melodie zieht sich durch das ganze Buch bis hin zu den 17 lyrischen Texten im letzen Kapitel unter dem Titel „Wo Lyrik ein Fremdwort ist, bin ich Ausländer“.
Und wo so viel Poetisches ist, kann auch die Liebe nicht weit sein. Doch „[w]enn die Liebe einfach wär', würd' Amor keine Pfeile brauchen“. Irgendwie logisch, nicht? An anderer Stelle wird uns die Liebe lyrisch von metaphorisch über logisch, zynisch bis romantisch erklärt. „Ich habe nie verstanden, warum Liebe so kompliziert ist“, schreibt er einleitend dazu.

Optionals Texte machen durch feine Beobachtungsgabe, Sprachwitz und den tieferen Sinn ganz viel Lust auf mehr – und auch den Alltag etwas leichter.

Edit Rainsborough
12. Mai 2015

Originalbeitrag
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
edition exil entdeckt – Zarah Weiss blasse tage (edition exil, 2022) Ganna Gnedkova & Ana Drezga

Fr, 04.11.2022, 19.00 Uhr Neuerscheinungen Herbst 2022 mit Buchpremiere | unveröffentlichte Texte...

"Im Westen viel Neues" mit Kadisha Belfiore | Nadine Kegele | Tobias March | Amos Postner | Maya Rinderer

Mo, 07.11.2022, 19.00 Uhr Lesungen, Film & Musik Die Reihe "Im Westen viel Neues" stellt...

Ausstellung
"Ah! THOMAS BERNHARD. Den kenn ich. – Schreibt der jetzt für Sie?"
Nicolas Mahler zeichnet Artmann, Bernhard, Jelinek, Musil & Joyce

17.09. bis 14.12.2022 Er ist der erste, der im renommierten deutschen Literaturverlag Suhrkamp...

Tipp
OUT NOW : flugschrift Nr. 40 - Valerie Fritsch

gebt mir ein meer ohne ufer Nr. 40 der Reihe flugschrift - Literatur als Kunstform und Theorie...

INCENTIVES - AUSTRIAN LITERATURE IN TRANSLATION

Buchtipps zu Kaska Bryla, Doron Rabinovici und Sabine Scholl auf Deutsch, Englisch, Französisch,...