Leseproben:
S. 21:
und immer dieselbe frage,
primaballerina der schlachthöfe:
geht sich noch ein vorhang aus,
trifft dich eine blüte
zwischen die augen,
gehst du in die knie,
wenn du die briefchen aufhebst,
stehst du wieder auf, wenn du siehst,
es war nur ein eingerissener
gelber garderobenzettel
und mittendrin das saallicht:
claqueure, zellophan, hustenanfall.
balance halten auf der
reißleine.
S. 66:
der regen verliert seine strahlkraft,
sagst du,
macht mich nicht mehr glücklich,
und zündest den vorhang an.
machen wir’s uns gemütlich,
kein verlass auf den regen,
sagst du,
die zehenspitzen in meinen haaren.
lass bitte das fenster offen, mal sehen,
wer der stärkere ist.
S. 84 f:
auch ohne den geringsten plan
schichten sich die versatzstücke
eines geglückten tages akkurat
übereinander.
abends dann der stapel
kleiner erfolgsmeldungen:
noch vor dem aufstehen
gefickt. kinder auf anhieb
dem wetter entsprechend
eingekleidet. im richtigen moment
den mund gehalten, als der
morgendliche rassismus im
autobus ins bodenlose kippte.
ferner: alle, die es kaum erwarten
konnten, zuerst gegrüßt.
sieben komma fünf stunden
zehnfingersystem perfektioniert,
zwei rauchpausen, kein
hunger. butter von glücklichen
kühen erstanden.
ein buch gekauft und im regal
zwischen den richtigen buchstaben
eingeordnet, wozu zwei silben
nötig waren. kinder ohne
blaue flecken ins bett gebracht.
den abbau der schichten auf
morgen verschoben. aber: die
katze blieb hungrig und
ungewöhnlich still.
© 2015 edition keiper, Graz