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Flora S. Mahler: Julie Leyroux.

Leseprobe:

D redete gern und viel. Und so folgte ein Schwall über Julies Performance, ihren folgenreichen ersten Soloauftritt in Wien, der mehr als zehn Jahre zurücklag, dreizehn, um genau zu sein. Über "Zimmer, Küche, Bad in Arkadien", Anns Galerie, die damals noch nicht im 6. Bezirk lag, sondern im 15., in einem miesen, kleinen Ladenlokal, "das war total absurd, diese riesige Dose Kaviar in so einem Ambiente". Wobei niemand wusste, was passieren würde, was die Leyroux denn nun eigentlich für die Eröffnung plante. "In der Galerie stand nichts weiter als ein leerer Sockel, im Hintergrund lief Musik ..." Welche, daran konnte D sich nicht mehr erinnern. Nur dass die Leyroux lange auf sich warten ließ. Schließlich fuhr sie vor, parkte in zweiter Spur, nahm eine große silberne Schale vom Rücksitz, betrat damit die Galerie und stellte sie auf den Sockel. Dann schickte sie jemanden um einen Eimer voll Eis in die McDonalds-Filiale gleich um die Ecke. Sie füllte die Schale mit dem gecrushten Eis an, zog eine obszön große Kaviardose aus der Jackentasche, leerte ihren Inhalt über dem Eisberg aus, stieg wortlos ins Auto und raste davon. "Erst reagierte niemand, standen wir alle nur da, aber in der Galerie wurde es plötzlich sehr heiß, und das Eis begann zu schmelzen. Die Skulptur reagierte zunächst für uns." Und dann. Reagierte D mit Wut. Snobismus und Lässigkeit der Leyroux hatten sie provoziert. "Uns Kaviar vorzusetzen, mitten in einem Arbeiterbezirk!" Das schien ihr nicht gerade subtil. Sie hatte sogar kurz daran gedacht zu gehen. "Als jemand neben mir mit bloßen Fingern in den Kaviarhaufen griff und sich eine Portion der Luxuskügelchen in den Mund stopfte. Kaute. Schluckte. Und 'Kunst ist asozial' rief, 'und sie schmeckt nach Fisch', da wurde mir endlich klar, was das hier war, und so habe ich auch zugelangt ..." Nach einer Weile war die Schale leer. Wasser und Kaviarschlamm auf den Boden geschwappt. Rund um den Sockel hatte sich ein kleiner, grauer See gebildet. "Die Sache schien im Prinzip gelaufen, bis Ann, die sich zuvor ebenfalls am Kaviar bedient hatte, damit begann, ihre Finger an der Galeriewand abzuwischen ... Irgendwer hatte später noch die Idee, das Wasser aus der Schale auf die Wände zu klecksen. Der Abend wurde ziemlich messy. Nach einer Stunde kam die Leyroux zurück, sah sich um und sprayte die Worte 'Kaviar Massaker' an die Wand ..." Ds Blick suchte jetzt nach den beiden Fotos, die ihnen gegenüber an der Wand hingen, "die Leyroux hat diese social sculpture später noch in zwei, drei anderen Städten realisiert und das Geschehen filmen und fotografieren lassen, leider nicht schon in Wien, sonst wäre ich auf einem dieser Bilder zu sehen ..."

(S. 22-24)

© 2021 Müry Salzmann, Salzburg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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