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Gustav Ernst: Betriebsstörung.

Leseprobe:

Die Literatur ist der Grund! Die Literatur ist immer der Grund! Die Literatur ist der Grund von allem, liebe Frau Eschenbach! Merken Sie sich das! Wer Literatur schreibt, schreibt immer! Und wer immer schreibt, kann nicht umziehen! Wann sollte ich denn, Ihrer werten Meinung nach, umziehen können? In den Schreibpausen? Einer, der Literatur schreibt, kennt keine Schreibpausen. Nach dem Frühstück? Nach dem Frühstück denke ich daran, was ich schreiben werde. Vor dem Abendessen? Vor dem Abendessen denke ich daran, was ich geschrieben habe. Und danach? Danach denke ich daran, was ich am nächsten Tag schreiben werde. Und dazwischen? Dazwischen schreibe ich! Ich bin sechzig, liebe Frau Eschenbach! Ich kann mir die Literatur nicht durch Umzüge vernichten lassen! Mir das Schreiben von Literatur nicht ersetzen lassen durch das Transportieren von Küchengeräten! Mir das Nachdenken darüber, was ich schreiben möchte und wie, nicht vergiften lassen von einem Nachdenken darüber, wie ich am besten Einbauschränke hier ab- und dort wieder anschraube! Oder mir das Gespür für die Feinarbeit an einem Text nicht durch das Ausräumen von zigtausend Büchern hier und das alphabetische Einräumen von zigtausend Büchern dort ruinieren lassen! Das alphabetische Einräumen von zigtausend Büchern, haben Sie schon einmal zigtausend Bücher eingeräumt?, ruiniert nur! Und zwar alles! Nach meinem Umzug hierher und nach dem alphabetischen Einräumen der Bücher hier in diese Regale hab ich auf Wochen hinaus keinen einzigen brauchbaren Gedanken fassen können, keinen einzigen sinnvollen Satz zu Papier bringen! Umzüge sind die Hölle! Sie bringen alles um! Sie nicht? Bringt Sie das nicht um? Ich bin sechzig! Und wer überlebt schon das fünfundsechzigste Jahr? Keiner!

(S. 162 f)

© 2021 Sonderzahl Verlag, Wien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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