Leseprobe aus "Stallgeruchsverkennung"
Wo komme ich her Kunft?
Auf was gehe ich zu Kunft?
Wie komme ich an Kunft?
Wie geht sich das aus Kunft?
Wie mach ich nichts hin Kunft?
Was heißt hier kommt-darauf-an Kunft?
Was heißt hier heute-zu Kunft?
Woher kunfte ich? Wohin ziehe ich? Wohin reise ich?
Wer reißt sich um mich? Und wer reißt sich warum nicht um mich?
Frog it so gschwolle deppet. Du lebsch in Ottakring in Wian und kimmsch aus Nassereith am Feraposs. Der war iatzamol a Woche long gschperrt, vo lauter Schnea und Lawinegfohr. Do will niemand hi, da welle olle lei weck oder schnell durch. Nicht mit Hinkunft, lei Durchkunft, Durchfoll. Jawoll, Durchfoll und Unfäll sei d'Hauptattraktion von Nossereith. Autounfäll.
Ruhe im Ich und weiter im Text.
Woher kunfte ich? Erklärungsversuch:
Dass Zukunft und Gegenwart nach wie vor wesentich von der Herkunft geprägt sind, sollte einem als gelerntem Österreicher klar sein. Dass es keinen Grund und doch immer wieder Gründe gibt, die Herkunft zu verleugnen, sollte einem als gelerntem Provinz-Tiroler auch nicht fremd sein. Dass einem Provinz-Tiroler immer ein Stallgeruch anhaftet, sollte einen als Dorfkind auch nicht überraschen. Dass es aber auch Stallgeruchsverkennung gibt, ist näherer Betrachtung wert. Eine Reise zurück in die Herkunft ist in meinem Fall aber nicht Tirol-Tourismus-Poster-Romantik-Kitsch; ist nicht Urlaub am Bauernhof in trauter Eintracht mit Ferkel, Kuh und Hahn; ist keine Schilehrervergangenheit mit Après-Ski-Schnackselpraxis und Hüttengaudianimationsdiplom. Eine Reise zurück in die Herkunft führt mir den Verkehr vor Augen, den Transitverkehr. Nassereith ist ein Verkehrsknotenpunkt. [...]
(S. 15-16)
© 2021 Sonderzahl Verlag, Wien