Leseprobe:
"Als die Telefonzelle in Wallners Garten angeliefert wurde, war die Aufregung groß in der Kleingartensiedlung. Ein Kranwagen hievte das Telefonhäuschen über den Gartenzaun und stellte es auf dem ungemähten Rasen neben der Gartenhütte ab., die von Wallner inzwischen schon mehrmals übermalt worden war. Jetzt dreht er völlig durch, meinte die Vis-à -vis-Nachbarin im Hauskleid, der Narr kauf sich eine Telefonzelle ohne Telefonanschluss. Die Post werde ihm nie im Leben eine Leitung auf sein privates Grundstück legen, wollte sie wissen. In den Nachrichten erfuhr sie am Tag darauf, was es mit der Telefonzelle tatsächlich auf sich hatte, die zunächst unberührt mehrere Wochen im Garten stand, ehe Wallner an einem Samstagnachmittag mit zwei Kübeln Farbe ans Werk ging. Die Welt um ihn herum vergessend malte er bis zum Einbruch der Dunkelheit. So bemerkte er auch nicht, dass er beim Malen sowohl von seinen Gegnern als auch von seinen Bewunderern beobachtet wurde. Die Vis-à -vis-Nachbarin im Hauskleid sowie der Redakteur der Regionalzeitung spähten über Wallners Gartenzaun und fotografierten ihn beim Malen. Die Nachbarin dokumentierte die Geisteskrankheit, der Redakteur die Schöpferkraft."
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© 2021 Czernin Verlag, Wien