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Hanno Millesi: Der Charme der langen Wege.

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Roman.
Wien: Edition Atelier, 2021.
192 Seiten; geb.; Euro 20,-.
ISBN: 978-3-99065-057-8.

Hanno Millesi

Rezension

Leseprobe:

In den Jahren des Goldenen Zeitalters der Requisiten, als inzwischen längst verbotene oder schlicht nicht mehr erhältliche Wirkstoffe und Substanzen das Klangspektrum noch bereichert hatten, nahmen Sprühdosen und Zerstäuber die vorderen Ränge unter Berts liebsten Instrumenten ein. Mit Hilfe sorgfältig aufeinander abgestimmter Sprays, die unter je eigenem Druck standen, gelang es ihm, Geräuschkulissen heraufzubeschwören, deren vielfältige Akustik sogar einen Laien begeistert hätte, vorausgesetzt dieser hätte auch nur den Hauch einer Idee davon gehabt, welch außergewöhnlichen Einfallsreichtums es bedarf, etwas, das es nicht gibt, wie etwas klingen zu lassen, das Bildern den Anschein von Wirklichkeit verleiht.
Ungeachtet der widrigsten Aufnahmebedingungen, die sich auf das Sprühverhalten und gleichzeitig auf sämtliche damit einhergehende Geräusche inklusive ihrer Assoziationsaura auswirkten, umfasste Berts Palette sowohl arktische Kälte – so klirrend, dass der Atem sämtlicher Laien vor ihrem geistigen Auge sichtbar wurde – als auch einen aufgrund von Überhitzung stöhnenden Druckkochtopf, einen Kometenschauer, ein leckes Schlauchboot mitten auf dem Ozean, eine Giftschlange außerhalb ihres Terrariums sowie Explosionen, die Bert Sprühdosen entlockte, indem er eine Mikrowelle, in die er sie zuvor gestellt hatte, auf vollen Touren laufen ließ.
Sprühen erwies sich als einzigartiger akustischer Kitt. Gesprüht wurde zwischen überwältigenden Bildsequenzen, als keuche das Geschehen vor lauter Ereignisreichtum, als hole die Reproduktionsmaschinerie kurz Luft, ehe der soeben erreichte Höhepunkt eine gerade noch für unmöglich gehaltene Steigerung erfahren sollte. Sprühen animierte zum Schweigen, hörte sich nach einer immateriellen Drohung an, klang nach einer vagen Spur, einem Kondensstreifen vergleichbar, den etwas hinterlässt, das unter großem Druck aus einer winzigen Öffnung strömt.
Ähnlich zufriedenstellende Ergebnisse erzielte Bert später nur noch mit Brausetabletten. In wohltemperierten Flüssigkeiten aufgelöst ließ sich diesen eine außerordentliche Bandbreite an Geräuschen abringen, die an die Heiserkeit gefühlvoll bearbeiteter Schlagzeugbecken heranreichte. Etwas, das den inexistenten Klang von Elektrizität hörbar machte, die Akustik einer Welt unterhalb des Meeresspiegels, wo sonderbare Kreaturen anzutreffen waren. Wesen, wie sie der Fantasie von Regisseuren und Maskenbildnern entsprangen.

(S. 79-80)

© 2021, Edition Atelier, Wien

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