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Alina Lindermuth. Die Wahrscheinlichkeit des Zufalls.

Leseprobe:

Frida fuhr durch den Alsergrund, vorbei am Franz-Josefs-Bahnhof und hinauf über die Friedensbrücke, erst zügig, dann mit Vollgas, sodass ihre Oberschenkel brannten, als sie mit einer alten Garnitur der 5er-Straßenbahn um die Wette raste. Nach der Brücke bog sie rechts ab auf die Promenade neben dem Donaukanal und erfreute sich der Sonnenstrahlen, die auf den winzigen Wellen im Wasser tanzten und sich in den Zweigen der Bäume brachen.
"... die E-Mail von gestern ...", sagte ein Mann mittleren Alters mit Halbglatze, der auf einer der Bänke saß und ein klobig aussehendes Headset im Ohr stecken hatte.
"... aber am Magistrat ...", erwiderte darauf ein junger Mann, der einige Meter weiter mit einer noch jüngeren Freundin im Schlepptau an Frida vorbeijoggte. "... der Jürgen, der ist ein Fescher ...", erzählte hingegen eine Mutter mit Kinderwagen einer älteren Frau, die dem Schnitt von Nase und Kinn nach höchstwahrscheinlich wiederum ihre Mutter war.
"... heute Abend um zehn?", fragte darauf eine ältere Frau mit staubig wirkendem Äußeren und Tastenhandy, die am U-Bahn-Eingang Schottenring stand und unschlüssig zu sein schien.
Frida liebte diese Satzfetzenwälder, zu denen man nur mit dem Fahrrad Zugang bekam. Selten auch dann, wenn man sehr schnell lief, aber das war anstrengend und ungleich weniger lustig. Je schneller Frida auf schmalen schwarzen Reifen durch die Stadt glitt, desto kürzer wurden die Satzfetzen, die sie hörte, und desto abstrakter die Sinnhaftigkeit, die sich daraus ergab. Die Donaukanalpromenade war ein dankbarer Wald voller Satzfetzen, hier war die omnipräsente städtische Geräuschkulisse verhältnismäßig leise. Manchmal versuchte Frida auf ihren vielen Wegen durch die Stadt sinnstiftende Sätze oder sogar Geschichten aus den Fragmenten zu bilden, die sie aufschnappte: "Der fesche Jürgen wird heute Abend um zehn vom Magistrat noch eine Mail bekommen."

© 2021 Verlag TEXT/RAHMEN

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