Leseprobe:
Wo wollen wir uns treffen?
Wollen wir uns treffen?
Okay, wollen wir einander treffen?
Ich weiß es nicht.
Dann weiß ich es auch nicht.
Dann sind wir schon zwei.
Deine blöden Redensarten hast du dir offenbar nicht abgewöhnt.
Früher fandest du es witzig.
Ich fand es nie witzig.
Dann fandest du es nicht witzig.
Finde diese SMS-Schreiberei mühsam.
Ruf mich doch an.
Um 14 Uhr im Schwarzenberg.
Gut. Werde dort sein.
Davon gehe ich aus.
***
Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Warum auch hätte er je wieder ausgerechnet in diese Stadt kommen sollen, nach all den Jahren. Keinen Grund hatte es dafür gegeben. Nicht den geringsten. Und nun holte ihn die Vergangenheit mit diesem Schreiben eines römischen Notars ein. Es betraf die Abwicklung von Mariannes Verlassenschaft.
Benvenuti a Roma. Die Ankunft am Flughafen beruhigte ihn. Er registrierte die vielen Terminals, die langen Förderbänder, die klimatisierten Räume. Hier sah es aus wie an jedem beliebigen mittelgroßen Flughafen irgendwo in Europa. Sogar das Gepäck kam ohne große Verzögerung und unbeschädigt am Laufband daher. Der Taxifahrer war freundlich, der Taxameter korrekt eingestellt, die Fahrt von Fiumicino über die Autobahn in die Stadt trotz des starken Regens problemlos. Das Hotelzimmer war vorbereitet, der Check-in an der Rezeption professionell. Zum ersten Mal der Eindruck, dass in dieser Stadt alles funktionierte. Anders als vor fünfunddreißig Jahren.
(S. 7-8)
© 2021 Limbus Verlag Innsbruck-Wien