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Alois Hotschnig: Der Silberfuchs meiner Mutter.

Leseprobe:

Der Weg zum Franz Jäger war ein Abenteuer jedes Mal, denn wenn es auch keiner zugab, vor dieser Schlucht haben sich alle gefürchtet. Und vor dieser Brücke, vor der Rappenlochbrücke. War der Weg allein zu gehen, habe ich die Lieder vor mich hingesungen, die er mir beigebracht hat. Wenn mich jemand begleitete, haben wir uns gegenseitig die Angst aus den Seelen gelacht. Vor der Rappenlochschlucht und vor der Rappenlochbrücke hatten wir alle Respekt. Bis auf Erwin. Der war der Einzige, der sich nicht davor fürchtete, vor nichts und vor niemandem hatte der Angst, so kam es mir immerhin vor. Erwin war es auch, der sich von dieser Brücke hinuntergestürzt hat. Es war der Einunddreißigste, es war Silvester, da hat mir Herbert ein Telegramm geschickt. Und ein paar Tage später, ziemlich bald darauf kam noch einmal ein Telegramm von Herbert. Da hat sich sein Bruder aufgehängt.

(S. 102)
 

Wie oft war ich auf dieser Reise gewesen, zu meinem Vater, und wie oft hatte er mich in meinen Träumen besucht, in denen ich wach lag und mich vor ihm fürchtete und ihn doch herbeisehnte, um von ihm über die Mutter ausgefragt zu werden und ihm von ihr zu erzählen. Im Kopf war ich jetzt auf der Reise mit der Mutter nach Norwegen, an den Zündhölzli-Bäumen vorbei, die ihr so gefallen hatten. Als die Norweger-Hure war sie angekommen. Und mit demjenigen, der die Ursache war für das alles, auch dafür, dass ich jetzt neben ihm saß, mit dem Obergefreiten Anton Halbsleben war ich jetzt auf der Reise. Den Fahrplan der Mutter hatte ich bei mir und überlegte, ihn herauszunehmen und ihm zu zeigen und ihn zu fragen, nach dem nächsten Halt und wohin die Reise denn überhaupt gehen würde, was er vorhatte, mit mir und mit uns. Die Dienststelle in Hohenems wird gebeten – falls Frl. Hörvold in Berlin nicht ihren Verlobten, Obgefr. Anton Halbsleben, getroffen hat -, sich ihrer anzunehmen, bis sie von ihren Schwiegereltern, Familie Anton Halbsleben, Defreggerstraße 28 abgeholt wird, welche von der Ankunft durch Telegramm in Kenntnis gesetzt worden sind.

(S. 188f.)
 

© 2021 Kiepenheuer&Witsch, Köln

 

 

 

 

 

 

 

 

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