Aus dem Zyklus "Schukran Dimaschq. Fünf Gedichte für F."
Wo sich die Haut
Bis in den Herbst hatten wir uns nie anvertraut.
Jeder kehrte sein Rotlaub in den südlichsten Winkel
des Nord. Du legtest mir heimlich ein Blatt dazu.
Im Winter werden wir wieder glauben es sind wir
die kleiner werden. Es ist die Sonne die sich weit
zurücklehnt. Es ist das Tier das uns finden muss.
Ich frage mich wann die Siedlergebirge zuletzt
so mühelos die zugewanderten Namen aufsogen.
deine langflügelige Nase. Jetzt kennen wir uns
an den Unterarmen wo sich die Haut nicht schämt.
(S. 43)
Aus dem Zyklus "Die verlorenen Gärten von Heligan"
Nach dem Regen
Ein Mann kommt breitbeinig ins Lokal
greift sich ans Bon-giorno-Geschlecht.
Ich erinnere mich dass dumit mir geschlafen
hast bevor du mich versorgtest mit dieser Bar
dem hohen Kellner dessen vaginale Musik
ich nach der Nervenkammer befrage.
Das Geräusch der Autoreifen auf verregnetem
Asphalt Tonbänder von harmlosem Gezische.
Die Gegenwart ist ein Nobody schmalhüftig
auf Weiß fixiert und an den Rändern traurig.
Ein Labradorlöwe kaut verliebt an der Hand
von König David ehe er in die steinerne
Bibel verschwindet. Niemandes Reißwolf.
Vor der roten Wand drei talentierte Rosen.
Wird Frauenzählen mit Männern verrechnet
geht dem Kellner der einzige Gast aus.
Lange Schürze. Draußen schon wieder Sonne.
Ein Händchenwunsch und gemietete Ruder
(S. 61)
© 2008 Zsolnay Verlag, Wien.