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Leseprobe: Reinhold Aumaier - "Zwischen(t)raum."

Das Gefühlt, hier nichts zu tun, nichts verloren zu haben, fasst in mir immer stärker Fuß. Nichts verloren zu haben deshalb, weil man ohne althergebrachtes Leben nur gewinnen kann. Der Ruf 'Auf ein neues!' wird so nicht an- oder gar ausgesprochen, aber kontinuierlich lauter. Für den Sterbenden bzw. den eigentlich schon Gestorbenen, wird mir hierorts im grünen Bereich erst klar, muss die künstliche Lebensverlängerung, die sogenannte Reanimation, das Allerschlimmste sein. Könnte ich es, würde ich es sofort hinausschreien, den im Drüben Fischenden und Werkelnden in die Ohren blasen, auf dass es ihnen zu klingeln begänne. Doch auf beiden Seiten gleichzeitig zu sein, für beide Lager mit einer Stimme zu sprechen – das scheint nicht vorgesehen. Ob daran gearbeitet wird? Wilde Spekulationen hüben wie drüben. Jeder in dieser Sache etwas weiter bringen Wollende hat längst den Tunnelblick. Mit vereinten Kräften könnten eines Tages Durchstich und Durchbruch gelingen. Die Kreation der dazupassenden Kommunikationsmittel wird die leichtere Übung sein. Alles Annahme, alles möglich, weil in Gedanken und Wunschform bereits vorhanden. Hier ist außerdem alles Fortschritt. Auch wenn sich alles zu drehen scheint und das Drumherum wie ein einziger Kreissaal wirkt. Es geht rund, es geht voran. Stillgestanden ist keine Disziplin. Nichts zu tun zu haben, hat nur anfangs verwirrt. Drüben hielten und halten es die wenigsten aus. Hierorts ist es das Um und Auf. Dirigiert die Fließgeschwindigkeit des Seins. Des Aufgehörthabens und übergangslosen Neubeginns. Hüben die immer wieder herbeigeführten, alles durcheinander bringenden und einen immer wieder aus dem Häuschen geraten lassenden Brüche – hier das wahllose Ineinandergreifen, die sanft-manschettige Assoziationskette: Zwischen(t)raumSchaumschlägerei, die keinem weh tut, sondern jedem bekommt. Fehltritte, Fehlentwürfe, Fehlbesetzungen, Fehlbeträge, Fehldiagnosen, Fehleinschätzungen: Fehlanzeige. Das Treffende ist hier das Ziel. Man fühlt sich von Beginn an ge- und betroffen. Allerdings im positiven Sinn. Des irdischen (Über)lebens entledigt, ist man endlich wer: ein Nichts. Weder groß noch klein, artig oder abartig, elend oder ganz gut drauf. Du bist zurückgeschlaucht worden in erneut formbare Masse; gehst dem Wiedereinsatz auf den (Sch)leim; wirst zu ein paar Tropfen im Ursuppenhäfen, in dem das Leben umzurühren pflegt. Widerrede und Dagegenrudern zwecklos. Das Stromlinienförmige hat uns im Griff. (In)ständig bearbeitet zu werden, scheint unser Schicksal – scheint im Sinne von sonnenklar.
(88-90)

© 2009 Klever Verlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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